Fünfte Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion Südniedersachsen
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Carola Reimann spricht bei der Gesundheitskonferenz über die mangelnde Ärzteversorgung auf dem Land.
© Quelle: Christina Hinzmann / GT
Lütgenrode. Bei der fünften Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion Südniedersachsen lautete das Thema diesmal "Gesundheitsvorsorge 2030 – Neue Möglichkeiten für das Leben mit Diabetes". Eröffnet wurde die Veranstaltung in der Eventscheune des Sachsenrosses von Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD).
„Prävention ist ein wichtiges Themas, das aber oftmals randständig behandelt wird“, wandte sie sich an die Zuhörer. Allgemein sei eine gute Gesundheitsvorsorge eine Herausforderung. Insbesondere treffe dies auf den ländlichen Raum zu. Bei der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum stünden in den kommenden Jahren Veränderungen an, bei denen es wichtig sei, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Hierbei sei ihr insbesondere die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung ein großes Anliegen. „Wir benötigen Ärzte, die bereit sind im ländlichen Raum zu arbeiten, und dort eine hausärztliche Versorgung zu übernehmen“, sagte sie. Hierbei sei zwar vor allem die Kassenärztliche Vereinigung gefordert, doch das Land unterstützte sie dabei, Grundlage dafür sei eine gemeinsame Vereinbarung. Damit verbunden sei auch die Anhebung der Zahl der Studiengänge für Humanmedizin. Bestandteil dessen sei auch die Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen mit dem Klinikum Braunschweig. Denn hier sollen zukünftig mindestens 60 Studenten die Möglichkeit bekommen, nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Studienabschnitts ihre klinische Ausbildung zu absolvieren.
38 Gesundheitsregionen in Niedersachsen
Um Ärzte aufs Land zu bekommen, sei auch die Einführung einer Quote eine Variante. Diese könne zwar kein Allheilmittel sein, aber eine Möglichkeit, um die Situation zu entschärfen. Wichtig sei bei allen Überlegungen zur ärztlichen Versorgung aber, dass die individuelle Situation vor Ort beachtet werde. Eine Hilfe hierbei könnten Gesundheitsregionen wie die Gesundheitsregion Südniedersachsen sein. Derzeit gebe es in Niedersachsen 38 Gesundheitsregionen, für Reimann wäre es aber wünschenswert, wenn es überall in Niedersachsen eine Gesundheitsregion gebe. „Sie sind ein wichtiger Faktor zur Sicherstellung der Versorgung“, sagte sie. Die Gesundheitsregionen würden derzeit vom Land mit etwa 600 000 Euro unterstützt. „Klasse ist, dass sich in den Gesundheitsregionen zahlreiche Akteure engagieren“, sagte die Gesundheitsministerin. Im ländlichen Raum sei aber nicht nur die Versorgung durch Ärzte ein Problem, sondern auch ein Mangel an Hebammen. Auch hier müsse geguckt werden, wie dieser Zustand verbessert werden könne, damit Schwangere im ländlichen Raum während der Schwangerschaft und in den ersten Wochen mit Kind optimal versorgt werden können.
Online-Sprechstunden zur Verringerung der Wartezeit
Eine Chance um die angespannte Situation in der medizinischen Versorgung sah Reimann auch in der Digitalisierung. Beispielsweise könnten sogenannte Online-Sprechstunden, eine Möglichkeit sein Wartezeiten zu verkürzen. Die Grundlage hierfür habe der Ärztetag mit einem entsprechenden Beschluss im Vorjahr gelegt. Bei Diabetes könnte auch die Nutzung von Gesundheitsapps eine Variante sein. „Hierbei muss aber der Schutz persönlicher Daten beachtet werden“, sagte Reimann. Unter anderem habe Niedersachsen deshalb bei der Konferenz der Gesundheitsminister den Antrag gestellt, dass der Bund ein Qualitätssiegel für Gesundheitsapps einführen solle. „Damit wollen wir den hohen Datenschutz auch in diesem Bereich sichern“, erklärte Reimann.
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Prof. Dr. Heyo Kroemer
© Quelle: Christina Hinzmann / GT
Verabschiedung von Heyo Kroemer
Die Ministerin nutzte die Gelegenheit, um den scheidenden Vorstandssprecher der UMG Heyo Kroemer zu verabschieden. Sie bedauere es, dass Kroemer Göttingen verlassen und nach Berlin gehen werde. "Sie haben viel für die Region erreicht. Mit Ihnen verliert die Region eine große Persönlichkeit, die herausragende Arbeit geleistet hat ", wandte sie sich an Kroemer.
Fehlende Zeit ein Problem
Bei einer Podiumsdiskussion diskutierten die Bloggerin Natalie Bauer, die seit acht Monaten Diabetes Typ 1 hat, der Internist Dr. Thomas Suermann, Pia Maier, von der Abteilung Gesundheitsmanagement der Berlin-Chemie mit Sitz in Berlin, Reimann und Kroemer über das Thema der Tagung. „Ich würde mir wünschen, dass Ärzte in ihren Sprechstunden mehr Zeit haben, um mit ihren Patienten über deren Krankheit zu sprechen“, sagte Bauer. Für sie sei problematisch gewesen, dass teilweise sogar die Schwestern im Krankenhaus nicht gewusst hätten, was ein Typ-1 Diabetes bedeutet. „Da wurde mir gesagt, dass ich nur Sport machen und mich gesund ernähren müsse, dann wäre ich wieder gesund“, berichtete die 24-Jährige.
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Podiumsdiskussion .
© Quelle: Christina Hinzmann / GT
Prävention ein wichtiger Baustein
Nach Angaben Suermanns sei fehlende Zeit ein grundlegendes Problem. Prävention sei aber um einer Erkrankung an Diabetes Typ 2, der sogenannten Altersdiabetes vorzubeugen, ein wichtiges Mittel. „Es gibt wenige Krankheiten, die durch Prävention so gut behandelbar sind, wie Typ-2 Diabetes“, sagte Suermann. Kroemer wies daraufhin, dass es eine Welle an Typ-1-Erkrankungen gebe. „In der Regel sind Kinder davon betroffen, die dann ihr ganzes Leben lang mit der Krankheit und den Folgeerkrankungen zurechtkommen müssen“, sagte er. Reimann betonte, dass gesunde Lebensweisen nach Möglichkeit bereits schon im Kindesalter aufgebaut werden.
Wichtig ist für Meyer, dass die Menschen sich über ihre Krankheit informieren können. Doch gerade online müssten sie dabei auch in der Lage seien gute von schlechten Informationen zu unterscheiden. „Man muss, wenn man im Internet recherchiert auch seine eigenen Erfahrungen miteinbeziehen“, sagte Bauer. So könne man lernen, welche Seiten richtige und welche falsche Informationen beinhalten.
Förderbescheid übergeben
Während der Gesundheitskonferenz konnte Gesundheitsministerin Carola Reimann einen Förderbescheid übergeben. Diesen nahm Jörg Richert, erster Kreisrat des Landkreises Northeim entgegen. Mit dem Förderbescheid unterstützt das Land Niedersachsen ein Projekt der Gesundheitsregion, das sich mit der „Hebammenversorgung Digital unterstützt“ beschäftigt. „Den Förderbescheid hat der Landkreis Northeim bekommen, da immer einer den Antrag für eine Förderung stellen muss“, erklärte Corinna Morys-Wortmann, Leiterin der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion Südniedersachsen. Die Gesundheitsregion besteht aus den Landkreisen Göttingen und Northeim und der Stadt Göttingen.
Von Vera Wölk