Hier wird das Göttinger Walskelett für das Forum Wissen vorbereitet
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Spektakulär groß: 17 Meter in der Länge misst das Skelett des Pottwals, der als eines von drei Tieren 1998 am Nordseestrand von St. Peter-Ording strandete. Die Knochen des Tiers kamen nach Göttingen, wurden im Zoologischen Museum ausgestellt und wurden rasch zum Publikumsmagneten. Schon der Einzug, der erst durch Mauerdurchbrüche möglich wurde, geriet zum Großereignis. Doch 2018 verschwand der Wal – es ging zurück in die Werkstatt in Holtensen, wo er jetzt bereit für den Umzug ins Forum Wissen ist.
© Quelle: Christina Hinzmann/GT
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Einen ganzen Container nimmt der Walschädel in Anspruch. Vorher lag er an selber Stelle zwei Jahre lang in einem Wasserbecken, in dem allerlei Chemikalien an ihm herumwirkten. Denn der Wal war zu fett: Trotz anfänglicher Entfettung war schließlich doch noch an vielen Stellen wieder Fett aus den Knochen ausgetreten wie Harz aus einem Baumstamm. Nach der langen Zeit in Wortmanns Werkstatt aber ist der Wal jetzt garantiert fettfrei. „Wir haben Mittel benutzt, die es vor 20 Jahren noch gar nicht gab“, so Wortmann.
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Für den Laien fallen am Schädel zwei Dinge auf: Erstens ist er wirklich bemerkenswert groß – fünf Meter misst dieser größte aller Knochen des Pottwalskeletts –, zweitens sieht er an einigen Stellen aus wie gesplittertes Holz. Das seien aber keine Beschädigungen, erklärt Präparator Wortmann: „Dieser Wal ist gewissermaßen als junger Erwachsener gestorben – wie bei uns Menschen wächst der Schädel aber im Laufe des Lebens zunehmend zusammen.“ Bei einem alten Pottwal, so Wortmann, hätte der Schädel anders ausgesehen.
© Quelle: Christina Hinzmann/GT
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Der Wal in Zahlen: Das Skelett setzt sich nach Angaben Wortmanns aus 123 Knochen zusammen. Der schwerste ist der Schädel. Er bringt allein 500 Kilogramm auf die Waage. Der leichteste Knochen, den Wortmann gewogen hat, wiegt hingegen nur 40 Gramm. Insgesamt bringt das Skelett rund 1,2 Tonnen auf die Waage. Deshalb kann es auch nicht am Stück ins Forum Wissen gebracht werden und deshalb ist der Einsatz eines Krans nötig, um den Koloss ins Atrium zu hieven. Im Januar soll es endlich so weit sein.
© Quelle: Christina Hinzmann/GT
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Dass es so lange gedauert hat, liegt nicht nur am aufwendigen Entfetten. So ein Wal sei nicht einfach schnell auseinandergebaut und wieder zusammengesetzt, so Präparator Wortmann: „Das Skelett soll biologisch korrekt und schön anzusehen sein.“ So ein Wal wachse ebenso wenig völlig ebenmäßig wie ein Mensch – und ohne Knorpel sei es „diskussionswürdig“, wie genau jede einzelne Rippe im lebenden Wal gesessen habe. Am Ende bauten Wortmann und seine Helfer jede Rippe dreimal an und wieder ab, bis sie sich einig waren.
© Quelle: Christina Hinzmann/GT
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Für seine jahrelange „Knochenarbeit“ hat Wortmann immer wieder Hilfe von Studierenden bekommen. In den vergangenen Wochen unterstützten ihn Alexander Wähling, Thilo Schulze und Paul Bischof aus einer Forschungsgruppe von Prof. Christoph Bleidorn, wissenschaftlicher Leiter des Forum Wissen. Präpariert hätten sie zuvor nie, verrät Wähling. Aber: „Jetzt ging es ja mehr um das Zusammensetzen, und wie ein Säugetier ungefähr aussieht, wissen wir ja.“ Wortmann jedenfalls ist voll des Lobes für seine Helfer.
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Alte Knochen sind brüchig – der Wal kann nicht einfach an die Decke des Atriums geschraubt werden. Stattdessen soll ihn ein Stahlgerüst halten: Das Gerüst hängt, der Wal liegt auf dem Gerüst. Diese Arbeit übernimmt eine österreichische Firma, die sich auf Museumseinrichtungen spezialisiert hat. Während des Aufbaus des Skeletts wird das Atrium für Besucher gesperrt, doch die Abläufe können von außen bestaunt werden. Und danach? „Es wird niemandem ein Knochen in den Kaffee fallen“, versichert Wortmann.
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Der Brustkorb des Wals ist in der Holtenser Werkstatt fertig zusammengesetzt – der Plan ist, das Skelett gewissermaßen in Modulen ins Forum Wissen zu bringen: Brustkorb, Schwanz, Schädel. Ob das genau so umgesetzt werden kann, wird sich nach Angaben Wortmanns in den kommenden Tagen und Wochen zeigen, wenn die Experten aus Österreich ihre Arbeit an dem Skelett und im Atrium beginnen. Kein Problem, meint Wortmann: „Dann bauen wir ihn noch einmal auseinander und wieder zusammen.“
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Die Vorfreude jedenfalls steigt bei allen Beteiligten. Forum-Wissen-Leiter Bleidorn: „Seit fünf Jahren werde ich ständig gefragt, was denn nun aus dem Wal wird.“ Göttingen habe seinen Pottwal lieben gelernt, ist der Biologe überzeugt. Die Dimensionen der Meeressäuger, sagt Bleidorn, seien schnell in Zahlen gefasst. Um sie aber wirklich zu begreifen, müsse man ein solches Skelett in Echt sehen. Im gläsernen Atrium des Forum Wissen soll der Wal wie in einem Aquarium über den Köpfen der Besucher schweben.
© Quelle: Christina Hinzmann/GT
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Offizielle Berufsbezeichnung Carsten Wortmanns ist „Technischer Mitarbeiter – Präparation/Taxidermie“ am Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie. Die „Außenstelle Holtensen“ ist im wesentlichen Wortmanns Werkstatt – eine ehemalige Maschinenwerkstatt, die genug Platz selbst für einen ausgewachsenen Pottwal bietet. Zumindest, wenn der in seine Einzelteile zerlegt ist. Dieses Tier sei „das größte, das ich je zweimal präpariert habe“, sagt Wortmann.
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