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Interview

Präsidentin Beisiegel über die Exzellenzstrategie der Uni Göttingen

Uni-Präsidentin Ulrike Beisiegel im Interview mit Christoph Oppermann, stellvertretender Chefredakteur des Tageblatts.

Uni-Präsidentin Ulrike Beisiegel im Interview mit Christoph Oppermann, stellvertretender Chefredakteur des Tageblatts.

Göttingen. 2012 hat die Göttinger Uni den Status der Exzellenz-Uni verloren. Derzeit setzt die Uni alles daran, diesen Status im kommenden Jahr zurück zu bekommen.

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Vier Cluster sind zur Förderung eingereicht, zwei sind Pflicht für die zweite Förderlinie. Was passiert, wenn nur ein Cluster gefördert wird?

Dann sind wir erst mal traurig, weil wir keinen Exzellenzantrag stellen können. Wir würden aber unsere Strategie, die wir natürlich vorbereitet haben, trotzdem umsetzen, auch ohne das Exzellenzlabel. Wichtige Komponenten wie Digitalisierung oder das Forum Wissen setzen wir natürlich weiter um, einfach, weil sie unsere Strategie sind, aber eben mit weniger Geld. Also etwas auf Sparflamme beziehungsweise ein bisschen langsamer. Ich würde die Universität stimulieren, den Weg weiter zu gehen.

Angenommen, es werden zwei Cluster gefördert: Was muss die Uni Göttingen im nächsten Schritt angehen, um Elite-Uni in der zweiten Förderlinie zu werden?

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Der nächste Schritt wäre, dass wir das Strategiekonzept, das wir seit zwei Jahren vorbereiten, in die finale Form bringen, um es dann am 10. Dezember dem Wissenschaftsrat zu schicken. Das Konzept steht und wir sind auch schon dabei, es zu schreiben. Der nächste Schritt nach dem 10. Dezember ist dann die Begutachtung am 7. und 8. Februar 2019. Da kommt eine internationale Gutachtergruppe, die uns auf Herz und Nieren prüft – da gilt es, eine gute Performance hinzulegen. Wir müssen das Konzept vorstellen und die Gutachter treffen die Dekaninnen und Dekane, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Studierenden. Die gehen einmal überall durch und von der Begutachtung, zusammen mit dem Antrag, hängt es ab, ob wir den Titel kriegen oder nicht.

Diese vier Cluster weisen eine extrem weite Spanne wissenschaftlichen Arbeitens auf. Welchen Clustern räumen Sie die größten Chancen ein?

Das kann man überhaupt nicht sagen. Aber es stimmt, dass sie die ganze Uni abdecken. An den vier Clustern sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fakultäten beteiligt, und die haben ganz unterschiedliche Stärken. Es sind zwei dabei mit sehr starker gesellschaftlicher Relevanz: zum einen die nachhaltige Landnutzung und zum andern die Religionswissenschaft. Dort stehen zwei hochbrisante gesellschaftliche Fragen im Mittelpunkt mit sehr guten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dahinter. Dann haben wir mit dem Bioimaging, also der Physik und Medizin, ein Cluster mit ebenfalls exzellenten Leuten, und Medizin ist natürlich auch relevant. Und die Primatenkognition steht ganz für sich alleine, die ist so in Deutschland einzigartig. Die Stärken der Cluster sind sehr unterschiedlich verteilt, ich war bei allen vier Begutachtungen dabei und sie haben alle vier wirklich super präsentiert. Die Stimmung war immer gut. Aber das heißt natürlich nichts.

Um welche Summen geht es konkret in der Clusterförderung?

Der Rahmen, der insgesamt gesteckt ist, geht von 3 bis 10 Millionen Euro. Und unsere Cluster liegen zwischen 6 und 9 Millionen Euro pro Jahr.

Göttingen war bereits Exzellenz-Uni und hat den Titel verloren. Das liegt einige Jahre zurück. Was ist der Unterschied zwischen einer Elite-Uni und einer „normalen“ Uni?

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Abgesehen vom Geld ist das eine Reputationsfrage. Wobei 15 Millionen Euro bei einem Gesamthaushalt von 400 Millionen Euro für eine Universität auch nicht so entscheidend sind – aber sie erlauben natürlich genau die Extras. Die internationale Reputation ist eigentlich das Entscheidende. Ich habe ja nun beide Phasen erlebt, mit und ohne Exzellenz, und international haben alle gesagt: Es kann doch nicht sein, dass ihr nicht weiter exzellent seid. Wir hatten zum Glück nur einen sehr geringen Reputationsverlust. Und strategisch haben wir ja auch damals einfach weitergemacht. Wir haben gesagt: Digitalisierung, Forum Wissen, auch der Aufbau unserer jetzigen Schwerpunkte, also der Cluster – das ist unsere Strategie. Wir sind international, haben gute Forschungsschwerpunkte und machen gute Berufungen. Aber für uns wäre es natürlich sehr gut und auch für die Region sehr wichtig, wenn wir den Titel offiziell wiederbekämen. Und für die Zukunft der Uni ist es natürlich wichtig, auch das Geld zu erhalten. Der Verlust war für Göttingen vielleicht nicht so dramatisch wie für andere Universitäten, weil Göttingen international eine sehr lange Tradition hat.

Und gut 280 Jahre Geschichte …

Das „Rausfallen“ 2012 war ja auch ein Rausfallen auf Zeit, wir wussten, dass es wieder eine Ausschreibung gibt. Diejenigen, die jetzt exzellent werden, haben ihre Reputation jedoch länger: Es geht diesmal um sieben Jahre Förderung und dann nach einer Evaluation unbefristet. Insofern tun wir alles, was wir können, um erfolgreich zu sein.

Erhöht die Förderung aller vier Cluster die Chance auf den Exzellenztitel?

Formal nicht, weil zwei Cluster die Voraussetzung sind. Und dazu gehört ein guter Exzellenzantrag. Aber ich glaube, dass eine Uni, die drei oder vier Anträge vorweisen kann, eine größere Chance hat als eine, die zwei oder anderthalb hat. Es gibt viele Unis, die Cluster mit anderen zusammen haben. Heidelberg hat beispielsweise einen eigenen Cluster und zwei Cluster mit anderen Unis zusammen. Das ist knapper, als wenn man vier eigene hat. Ja, ich denke, es erhöht die Chancen.

Gesetzt den hoffentlich unwahrscheinlichen Fall, dass alles nichts wird am 27. September: Was passiert dann?

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Dann setzen wir unsere Strategie mit weniger Geld um. Ich glaube, unsere Strategie ist gut. Wir haben in Göttingen eine gute Situation mit den Max-Planck-Instituten und unseren anderen Partnern am Göttingen Campus. Wir würden strategisch nur dann etwas ändern, wenn die Gutachter sagen: Der Weg, den ihr da geht, der ist völlig falsch. Dann müssten wir natürlich nachdenken und fragen,warum der falsch sein soll. Dann würde man Kurskorrekturen vollziehen. Aber ansonsten würden wir unsere Strategie umsetzen, könnten allerdings nur wesentlich kleinere Schritte machen.

Was kann die Stadtgesellschaft unternehmen, um die Chancen zu erhöhen?

Wir fühlen uns schon gut unterstützt. Aber ich denke, die Stadtgesellschaft kann noch ein bisschen internationaler werden, was ja auch schon an vielen Stellen passiert. Ich denke, die Journale und Zeitschriften können noch mehr berichten, was aber auch schon läuft. Einfach nochmal, um die Stimmung weiter zu verbessern – obwohl sie schon gut ist. Wir haben bei den Veranstaltungen für das Forum Wissen gemerkt, dass die Menschen hinter der Uni stehen, und ich muss sagen, das finde ich auch sehr schön. Wir haben auch schon oft darüber gesprochen, dass Pro City noch etwas mehr machen könnte, wenn im Herbst die neuen Studierenden kommen. Einfach noch ein bisschen mehr. Aber ich habe eigentlich gar nichts zu meckern. Als ich hierherkam, war es noch ganz anders. Jetzt fühle ich mich sehr gut unterstützt – sowohl von der Stadt als auch der Region.

Interview: Christoph Oppermann

Von Christoph Oppermann

GT/ET

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