Vom Nerz auf den Menschen und zurück: Mutierte Coronavirus-Varianten werden schlechter durch menschliche Antikörper gehemmt
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Forschende des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen konnten jetzt zeigen, dass ein für die Covid-19-Therapie eingesetzter Antikörper nicht in der Lage ist, das Virus mit einer in Nerzen erworbenen Mutation wirksam zu hemmen.
© Quelle: Mads Claus Rasmussen
Göttingen. Die Übertragung des Coronavirus (Sars-CoV-2) von Tier zu Mensch gilt als Ursprung der Pandemie, die im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan begann. Im April 2020 hatten Nerze in niederländischen Farmen Atemwegserkrankungen aufgrund der Infektion mit dem Coronavirus entwickelt, das nachweislich von infizierten Farmarbeitern auf die Tiere übertragen wurde. Das Virus mutierte in den Nerzen und verschiedene Virusvarianten entstanden, die wieder zurück auf die Farmarbeiter übertragen und dann an andere Menschen weitergegeben wurden. Auch in Dänemark wurden Millionen von Nerzen getötet, um diese Übertragungen und Rückübertragungen zu verhindern.
Durch die Übertragungen entstanden Mutationen im Spike-Protein, welches den zentralen Angriffspunkt für Antikörper darstellt und für den Eintritt des Virus in die Wirtszellen ausschlaggebend ist. Diese Sars-CoV-2-Varianten aus Nerzen wurden zurück auf den Menschen übertragen, und gaben Anlass zur Sorge, dass Nerze eine ständige Quelle für die Infektion des Menschen mit mutierten Virus-Varianten sein könnten.
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Menschliche Antikörper können Nerz-Varianten nicht wirksam hemmen
Forschende des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen konnten jetzt zeigen, dass ein für die Covid-19-Therapie eingesetzter Antikörper nicht in der Lage ist, das Virus mit einer in Nerzen erworbenen Mutation wirksam zu hemmen. Zudem verminderte die Mutation die Hemmung des Virus durch Antikörper, die menschliche Körper nach einer Corona-Infektion bilden. Die Bekämpfung des mutierten Virus durch das Immunsystem des Menschen würde erschwert, heißt es in einer Mitteilung.
Die Forschenden um Markus Hoffmann und Stefan Pöhlmann vom DPZ haben verschiedene Mutationen untersucht, die im Spike-Protein von Sars-CoV-2 aus Nerzen nachgewiesen wurden, unter anderem die Mutation Y453F. Die Forschenden wollten herausfinden, welche Auswirkungen diese Mutation auf die Hemmung des Virus durch Antikörper hat, die für die Covid-19-Therapie eingesetzt beziehungsweise in Patienten bei einer Erkrankung gebildet werden.
Reduzierter Schutz vor Mutation nach Corona-Infektion
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass einer von zwei Antikörpern aus einem für die Covid-19-Therapie eingesetzten Antikörpercocktail die Virusvariante mit der Y453F-Mutation nicht mehr effizient hemmt. Außerdem demonstriert unsere Studie, dass die Y453F-Mutation die Hemmung des Virus durch Antikörper reduziert, die von Covid-19-Patienten gebildet wurden“, sagt Markus Hoffmann, Erstautor der Studie. Das bedeute, dass Menschen, die eine Infektion mit dem Coronavirus durchgemacht haben, einen reduzierten Schutz gegen die Nerz-Varianten des Virus aufweisen könnten. Die Immunkontrolle werde durch Antikörper erschwert.
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Markus Hoffmann leitet innerhalb der Abteilung Infektionsbiologie die Arbeitsgruppe „Neue Viren“ am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen.
© Quelle: R/Karin Tilch
Ob dies auch in anderen Tieren möglich ist, auf die das Virus durch infizierte Menschen übertragen wird, sei gegenwärtig unklar. „In der Zwischenzeit ist die Y453F-Mutation auch im Menschen aufgetreten, aber nicht durch eine Infektion mit einer der Nerz-Varianten. Wenn sich das Virus längere Zeit in Menschen vermehrt, die ein schwaches Immunsystem haben, können resistente Varianten entstehen. In diesem Fall war die resistenzvermittelnde Mutation identisch mit der, die in den Nerzen beobachtet wurde“, sagt Stefan Pöhlmann.
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Prof. Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum - Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ).
© Quelle: R/Karin Tilch
Von Lea Lang