Warum es die Frauenquote in Deutschland schwer hat
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Untersucht die Einstellung der Europäer zu Frauenquoten: Prof. Céline Teney von der Universität Göttingen.
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Göttingen. 8,7 statt der geforderten 30 Prozent – die Geschlechterquote, die unter anderem dafür sorgen sollte, dass mehr Frauen in Führungspositionen der deutschen Wirtschaft gelangen, zeigt auch fast vier Jahre nach ihrer Einführung wenig Wirkung. Die Göttinger Soziologin Prof. Céline Teney hat sich mit der Frage befasst, warum das so ist.
Gemeinsam mit ihrer Mannheimer Kollegin Prof. Katja Möhring hat Teney die Einstellung der Bevölkerung verschiedener europäischer Staaten zu Geschlechter- oder Frauenquoten untersucht. Dafür werteten die beiden Forscherinnen die Daten des Eurobarometers 2011 aus. Ihr Ergebnis: Je höher die formelle Gleichstellung der Geschlechter in einem Staat, desto niedriger ist die Zustimmung in der Bevölkerung für Quoten.
Dieses Muster zieht sich durch fast alle untersuchten Staaten: In Deutschland, Schweden und Dänemark stellten die Forscherinnen die niedrigsten Zustimmungswerte für Frauenquoten fest, obwohl sich diese Staaten durch ausgeprägte formelle Gleichstellung der Geschlechter auszeichnen. Die Quote, die Anfang 2016 für die Vorstände großer Unternehmen in Deutschland eingeführt wurde, zeigt deshalb wenig Wirkung. Die andauernde öffentliche Diskussion trägt ihren Teil dazu bei, lautet das Ergebnis der Studie.
In Südeuropa ist die Unterstützung für Quoten viel größer: Nirgends in Europa sprechen sich mehr Menschen für einen festgelegten Frauenanteil in Führungspositionen aus als in Zypern, Portugal und auf Malta. Teney und Möhring stellten auch Widersprüche fest: Während formelle Gleichstellung niedrigere Zustimmungswerte für Quoten bedeutet, wirken sich existierende Quoten positiv auf die Zustimmung in der Bevölkerung eines Landes aus.
Von Tammo Kohlwes
GT/ET