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„Hervorragende Berufschancen“

Servicetechniker für Windkraftanlagen: „Schwindelfreiheit ist absolute Voraussetzung“

Windräder stehen während des Sonnenaufgangs auf einem Feld.

Windräder stehen während des Sonnenaufgangs auf einem Feld.

Ohne ständige Inspektion und Wartung lassen sich Windparks nicht betreiben. Das gilt an Land genauso wie auf hoher See. Dafür braucht es spezielle Servicekräfte mit viel technischem Wissen, hoher körperlicher Fitness und absoluter Schwindelfreiheit.

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Der 35-jährige Dennis Trusch ist schon seit 14 Jahren Servicetechniker für Windkraftanlagen. Seit mehr als sieben Jahren ist er bei der Deutschen Windtechnik aus Bremen beschäftigt. „Ich gehöre zu den Pionieren in diesem Bereich“, berichtet Trusch. Zuerst hat er eine Ausbildung zum Mechatroniker für Maschinenbau und Automatisierungstechnik abgeschlossen. Danach suchte er einen Job und fand ihn in der Windenergiebranche. „Mich hat die Technik gereizt. So ein Rotorblatt wiegt 18 bis 20 Tonnen. Dass der Wind so etwas Massives bewegen kann, fasziniert mich bis heute.“ Auch die Tatsache, an etwas Neuem wie der Windenergie mitzuarbeiten, motivierte ihn.

Servicetechniker für Windenergie: Zwei Wege, um den Beruf zu ergreifen

Der Servicetechniker für Windenergie ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Für Aus- und Weiterbildungen sorgen die Unternehmen der Windenergiebranche selbst. Michael Glintenkamp, der das Recruiting bei der Deutschen Windtechnik aus Bremen leitet, sieht zwei Wege, um diesen Beruf zu ergreifen: „Wer zum Beispiel eine Ausbildung zum Elektroniker oder Mechatroniker absolviert hat, kann bei uns als Quereinsteiger anfangen. Wir schulen ihn dann sechs Monate lang in unserem Training Center im nordfriesischen Viöl.“ Junge Leute, die eine Ausbildung machen wollen, können bei der Deutschen Windtechnik den Beruf des Mechatronikers auch direkt erlernen: „Wir bilden in diesem Beruf umfassend aus, sodass man nach der Ausbildung in den unterschiedlichsten Industrieunternehmen arbeiten kann. Das spezielle Fachwissen zum Thema Windkraftanlagen gibt es noch oben drauf.“

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„Hotelschiffe auf hoher See“: Techniker wohnt teils auf Servicebetriebsschiffen

Inzwischen ist Dennis Trusch Teamleiter und arbeitet zu 90 Prozent auf Offshoreanlagen – also auf dem offenen Meer. „Für diese Arbeit muss man gemacht sein. Schwindelfreiheit ist dabei absolute Voraussetzung, denn wir arbeiten teilweise 100 Meter über dem Meer. Für mich war das nie ein Problem. Ich war schon bei der Jugendfeuerwehr ehrenamtlich aktiv.“ Auch sein Arbeitsalltag unterscheidet sich von dem der meisten Arbeitnehmer: „Ich bin 14 Tage zwölf Stunden lang im Einsatz. Dann habe ich 14 Tage frei. Anschließend arbeite ich wieder 14 Tage.“ Während seiner Einsätze wohnt Trusch auf Servicebetriebsschiffen. „Das sind Hotelschiffe auf hoher See.“ Von diesen Schiffen aus werden die Teams dann per Wassertaxi oder im Einzelfall per Helikopter zu den einzelnen Windkraftanlagen gebracht und dort abgesetzt.

Der 35-jährige Dennis Trusch ist schon seit 14 Jahren Servicetechniker für Windkraftanlagen. Seit mehr als sieben Jahren ist er bei der Deutschen Windtechnik aus Bremen beschäftigt.

Der 35-jährige Dennis Trusch ist schon seit 14 Jahren Servicetechniker für Windkraftanlagen. Seit mehr als sieben Jahren ist er bei der Deutschen Windtechnik aus Bremen beschäftigt.

„Noch auf dem Hotelschiff machen wir als Team morgens die erste Vorbesprechung. Das nennt sich ‚Toolbox talk‘. Dabei geht es nicht nur darum, was zu tun ist, sondern auch um die Höhe der Wellen und das Wetter“, berichtet Trusch. Ist das Team, das mindestens aus drei Personen besteht, dann an seinem Bestimmungsort gelandet, gibt es die nächste Besprechung. „Wir reden dann über einzelne Arbeiten und die Sicherheitslage. Die muss immer wieder neu beurteilt werden, denn es kann zum Beispiel plötzlich ein Gewitter auftauchen.“

Servicetechniker für Windenergie brauchen körperliche Fitness

Glintenkamp: „Wir legen höchsten Wert auf Sicherheit. Schließlich ist dieser Beruf als Höhenarbeitsplatz per se gefährlich. Deshalb brauchen unsere Beschäftigten auch körperliche Fitness und eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung, die ihnen Höhentauglichkeit bescheinigt.“ Auch regelmäßige Trainings sorgen für Sicherheit. „Außerdem erhalten unsere Servicetechniker die bestmögliche Schutzausrüstung.“

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„Was ich erst einmal lernen musste, ist das Vertrauen in das Material. Denn was meine Kollegen und mich vor dem Absturz in die Tiefe bewahrt, ist nur ein dünnes Seil.“

Dennis Trusch,

Servicetechniker für Windkraftanlagen

Trotz der Sicherheitsausrüstung – Helm, Schutzbrille, Gurte und Seile – hat Trusch immer noch großen Respekt vor seinem risikoreichen Beruf. „Was ich erst einmal lernen musste, ist das Vertrauen in das Material. Denn was meine Kollegen und mich vor dem Absturz in die Tiefe bewahrt, ist nur ein dünnes Seil.“

Sollte ein Serviceteam auf der Anlage festsitzen, weil das Wetter zu schlecht ist, um es abzuholen, ist auch für diesen Fall gesorgt: „Wir haben in jedem Windrad einen Sicherheitsbereich, in den wir uns zurückziehen können. Wir können dort essen, trinken und schlafen. Das ist wie Camping. Aber angenehm ist es trotzdem nicht“, berichtet Trusch. Er selbst musste noch nicht – wie einer seiner Kollegen – mehrere Tage lang auf einer Anlage verharren. Aber Ähnliches ist ihm auch schon passiert: „Statt um 19 Uhr bin ich nachts um 2 Uhr abgeholt worden.“

Recruiter betont: Hervorragende Berufschancen

Zu Truschs Aufgaben gehört die Wartung und Instandhaltung der Anlagen: „Wir tauschen Filter aus, füllen Fette nach und ziehen Ölproben. Außerdem putzen und reinigen wir die technischen Anlagen und kontrollieren die Technik zum Beispiel durch Messungen.“ Als Teamleiter ist Trusch auch für die Dokumentation der Arbeiten zuständig. Dafür nutzt er ein Tablet, sodass er vor Ort zum Beispiel Checklisten ausfüllen kann. Solche Wartungsarbeiten müssen Servicetechniker bei jeder Anlage einmal jährlich durchführen.

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Doch auch bei der besten Wartung kann etwas kaputt gehen. Auch dafür ist Trusch zuständig. „Das kann zum Beispiel ein defektes Bauteil sein. Das tauschen wir dann aus und machen noch einmal einen Probelauf.“ Aktuell arbeitet der Mechatroniker bei der Bauüberwachung neuer Anlagen, die an Land vorinstalliert werden.

Die Berufschancen in diesem Bereich schätzt Glintenkamp als hervorragend ein: „Unser Quereinstiegsprogramm gibt es inzwischen nicht nur für Elektroniker und Mechatroniker. Wir haben es auf weitere technische Berufe erweitert, weil wir dringend Leute brauchen.“ Sollte aber jemand nach Jahren ins Büro wechseln wollen, so sei auch das möglich. „Unsere Leute werden außerdem gerne auch von anderen Industrieunternehmen gerne eingestellt, die nichts mit Windenergie zu tun haben.“

Servicekraft für Windkraftanlagen: Ausbildungsdauer, Voraussetzungen, Eignung

Servicetechniker und Servicetechnikerinnen für Windenergieanlagen kümmern sich um die Instandhaltung – also Inspektion und Wartung – von Windenergieanlagen. Auch die Inbetriebnahme der Anlagen sowie ihre Reparatur gehört zu ihren Aufgaben.

  • Ausbildungsform: Keine formale Aus- oder Weiterbildung; die Aus- und Weiterbildung erfolgt bei den jeweiligen spezialisierten Unternehmen
  • Ausbildungsdauer: Ausbildung zum Mechatroniker bei einem spezialisierten Unternehmen der Windenergiebranche: 3,5 Jahre, Weiterbildung für Quereinsteiger: sechs Monate
  • Voraussetzungen: Für den Quereinstieg ist eine technische Ausbildung in den Bereichen Mechatronik, Maschinenbau, Metall oder Elektronik Voraussetzung. Für die Ausbildung ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben.
  • Eignung: Technisches Verständnis, Teamfähigkeit, körperliche Fitness, Höhentauglichkeit, zuverlässige, qualitätsbewusste Arbeitsweise, versierter Umgang mit dem PC, Bereitschaft zur Reisetätigkeit
  • Branchen: Unternehmen im Bereich der Windenergie

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