Wie voll sind die Erdgas-Speicher in Niedersachsen und Deutschland aktuell?
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Ein Manometer zeigt den Druck im Erdgasnetz auf dem Gelände des Untergrund-Gasspeichers in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) an.
© Quelle: Jan Woitas / dpa
Hannover. Der russische Krieg gegen die Ukraine hat in Deutschland eine Energiekrise ausgelöst. Lange Zeit verließen sich Politik, Industrie, Versorger und Verbrauchende auf die preiswerten Erdgas-Lieferungen aus dem rohstoffreichen Russland. Diese sind nun aber zunehmend hinfällig, während Alternativen nicht über Nacht aufgebaut werden können. Das führt zu Verunsicherung und Ängsten. Viele fragen sich, ob es Deutschland gelingen kann, Engpässe und Ausfälle in naher Zukunft noch zu verhindern. Im Folgenden versuchen wir die Faktenlage beim Thema Erdgas mit einer Reihe von Infografiken verständlicher zu machen.
Absinkende russische Lieferungen
Mehr als die Hälfte der deutschen Erdgas-Importe kam zuletzt aus Russland. Noch im März, einen Monat nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, wurden durch die in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) ankommenden Leitung Nordstream 1 täglich bis zu 170 Millionen Kubikmeter Erdgas nach Deutschland gepumpt. Das entspricht 1,7 Milliarden Kilowattstunden. Inzwischen wurden auch auf dieser, bundesweit stärksten russischen Pipeline die Durchflüsse mehr als halbiert. Laut Prognosen aus dem Bundeswirtschaftsministerium wird diese Menge nicht ausreichen, um für den Bedarf im Herbst und Winter ausreichend vorzusorgen.
Steigende Rohpreise
Ein Grund für Russlands anhaltende Lieferungen trotz politischem Gegenwind aus Deutschland sind die Gewinne, die sich mit dem inzwischen erheblich verteuertem Rohstoff erzielen lassen. Daran ist allerdings nicht nur der Krieg Schuld. Schon im Frühjahr 2021 begann der Einkaufspreis für Erdgas kontinuierlich zu steigen und hatte ein Jahr später bereits das Dreifache des Vorjahresniveaus erreicht. Experten sehen die Steigerungen unter anderem auch als Konsequenz aus dem enorm gestiegene Bedarf bei vielen Unternehmen nach Ende der meisten Corona-Schutzmaßnahmen im Frühjahr 2021.
Füllstand der Speicher
Die hohen Rohstoffpreise dürften zu Beginn dieses Jahres auch Grund dafür gewesen sein, dass die Gasspeicher in Deutschland nach dem Winter weniger gut als üblich gefüllt waren. Dann griff Russland die Ukraine an und die Situation auf dem deutschen Energiemarkt wurde bekanntlich insgesamt noch prekärer. Inzwischen konnte die Bundesregierung unter anderem durch verstärkte Gas-Importe aus Norwegen und Algerien die Speicher aber wieder etwas mehr auffüllen lassen.
Größter Gasspeicher ist in Niedersachsen
Die größte Gasspeicheranlage Deutschlands befindet sich im niedersächsischen Rehden und gehört zu einer Tochter des früheren russischen Erdgas-Konzerns Gazprom Germania. Dieser wird inzwischen von der Bundesnetzagentur kontrolliert. Die wichtige Anlage in Rehden war zu Beginn des Jahres fast leer und konnte inzwischen zu 22 Prozent aufgefüllt werden.
In der Republik gibt es insgesamt mehr als 60 Standorte mit Gasspeichern. Viele davon sind in Niedersachsen zu finden, weil dort unter anderem die Zuleitungen aus Nord- und Westeuropa eintreffen. Eine weitere Konzentration von Gasspeichern findet sich in Bayern, wo Ausläufer der Transgas-Pipeline MEGAL ankommen.
Der Gaspreis bei Endverbrauchenden
Aufgrund der angespannten Situation hat das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) bereits die zweite Alarmstufe eines Notfallplans ausgelöst – die aber weithin noch keine restriktiven Maßnahmen vorsieht. Dies wäre erst bei einer weiteren Verschärfung denkbar. Dennoch heißt es auch jetzt bereits aus dem Ministerium: „Die Lage ist angespannt und eine Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden.“
Angesichts der Entwicklungen der Rohpreise beim Import sollten sich Verbraucher aber spätestens im kommenden Jahr auf deutlich gestiegene Energiepreise einstellen. Der Endverbraucherpreis setzt sich dabei aus folgenden Komponenten zusammen.