Corona-Impfung

Fehlende Impfbereitschaft beim Pflegepersonal? - Träger verneinen

In einer Göttinger Seniorenresidenz werden die Bewohner geimpft.

In einer Göttinger Seniorenresidenz werden die Bewohner geimpft.

Hannover. Die Impfbereitschaft des Pflegepersonals in niedersächsischen Seniorenheimen ist nach Einschätzung der Diakonie nicht geringer als in der Gesamtbevölkerung. 60 bis 70 Prozent der Pflegekräfte wollten sich gegen Covid-19 impfen lassen, sagte Frank Pipenbrink, Referent Pflege beim Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Das zeigten stichprobenartige Rückmeldungen der Mitgliedseinrichtungen.

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„Es gibt viele Skeptiker und viele, die erst einmal abwarten möchten.“ Schließlich sei unter anderem die Dauer der Immunität nach der Impfung noch unbekannt. Etwa 10 bis 15 Prozent des Pflegepersonals seien komplette Impfverweigerer. Dies unterscheide sich aber nicht von anderen Berufsgruppen.

Kampagne mit Vorbildern aus dem öffentlichen Leben

In den vergangenen Tagen war bekanntgeworden, dass die Impfbereitschaft unter den Pflegekräften vielerorts geringer als die der Heimbewohner ist. Mit Blick auf diese Zurückhaltung sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), es müsse über eine Impfkampagne mit Vorbildern aus dem öffentlichen Leben nachgedacht werden. Die Pflegekammer Niedersachsen sprach sich ebenfalls für eine umfassende und transparente Aufklärung aus. Manche Pflegekräfte seien skeptisch, ob der neue Impfstoff und seine möglichen Nebenwirkungen ausreichend erforscht sind, sagte eine Sprecherin. „Auch diese Sorgen und Bedenken gilt es ernst zu nehmen.“

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Viele Pflegekräfte warteten mit der Impfung ab, sagte Susanne Brockmann, Pflegedirektorin der Bremer Heimstiftung. Deshalb habe es in einigen Heimen des großen Trägers anfänglich nur eine Quote von 30 bis 40 Prozent gegeben. Dabei seien die Mitarbeiterinnen keine Impfgegnerinnen. Sie hätten nur Bedenken, weil der Impfstoff noch so neu sei. Sie warteten ab, wie Kolleginnen die Impfung vertragen. „Das sind die Bedenken, die viele in der Bevölkerung auch haben“, sagte Brockmann. Sie rechne aber damit, dass sich auch die zögerlichen Pflegekräfte bald impfen lassen.

Mit sachlicher Information gegen die Skepsis

Ähnlich sieht es Erk Kosel, der für das katholische Hilfswerk Caritas in Niedersachsen die Alten- und Pflegearbeit koordiniert. Derzeit lasse sich in manchen Caritas-Heimen bis zu 95 Prozent des Personals impfen, in anderen seien es 50 bis 70 Prozent. Für verlässliche Aussagen sei es aber noch zu früh.

„Es ist eine freiwillige Impfung, die Gründe werden vor Ort nicht erfragt“, sagte Kosel. Seiner Meinung nach könne der „noch vorhandenen Skepsis und Unsicherheit“ durch sachliche Information begegnet werden. Er rechne damit, dass viele Pflegekräfte sich impfen lassen, wenn erst die Impfzentren überall verlässlich in Betrieb sind.

Mehr als 80 Prozent der Heimbesucher wollen die Impfung

Diakonie-Referent Pipenbrink hält Aufklärung und Werbung für den richtigen Weg. So habe eine Impfkampagne bei der Grippeschutzimpfung im Herbst 2020 zu einer erheblichen Steigerung der Impfbereitschaft unter den Pflegekräften geführt. Letztendlich sei dann aber der Impfstoff zu knapp gewesen, um alle zu versorgen.

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Bei den Bewohnern der Alten- und Pflegeheime ist die Impfbereitschaft laut Diakonie höher als beim Personal, sie liegt bei 80 bis 95 Prozent. Die Bewohner seien im Durchschnitt 86 bis 87 Jahre alt, sagte Pipenbrink. „Da ist im Falle einer Covid-19-Erkrankung die Sterblichkeit besonders hoch.“ Insofern sei es verständlich, dass die Senioren aufgeschlossener seien als die Pflegekräfte, die aufgrund ihres Alters im Fall einer Erkrankung mit milderen Verläufen rechnen könnten. Zur Diakonie gehören 140 von insgesamt rund 1700 Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) geht davon aus, dass die Impfbereitschaft der Pflegekräfte erheblich steigen würde, wenn von geimpften Menschen nachweislich keine Infektionsgefahr mehr ausginge. Derzeit gelten für Geimpfte alle Hygieneregeln nach wie vor, sie müssen weiterhin FFP2-Masken tragen.

Von RND/lni

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