Nach riesigem Moorbrand im Emsland: Staatsanwaltschaft klagt drei Bundeswehr-Angehörige an
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Rauchwolken steigen beim Moorbrand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 (WTD 91) in Meppen auf.
© Quelle: Lars Schröer/dpa (Archiv)
Osnabrück/Meppen. Der wochenlange Moorbrand auf einem Bundeswehrgelände im Emsland hat ein juristisches Nachspiel. Wie die Staatsanwaltschaft Osnabrück auf Anfrage bestätigt, wurde Anklage gegen drei Bundeswehr-Angehörige erhoben, ihnen wird fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen. Zuvor hatte bereits die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Hannover über die Anklage informiert.
Laut Alexander Retemeyer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, handelt es sich bei den drei Beschuldigten um diejenigen, die damals für die Vorbereitung des Schießens verantwortlich waren. Laut Sprecher Alexander Retemeyer sind zwei der Angeklagten knapp über 65 Jahre alt und in der Zwischenzeit regulär pensioniert worden. Der Dritte sei ein 57-jähriger noch aktiver Mitarbeiter der Wehrtechnischen Dienststelle 91 (WTD 91).
Die Bundeswehr-Angehörigen wollten demnach eine neue Raketenhalterung am Kampfhubschrauber Tiger testen. Sie selbst sehen die Schuld laut Retemeyer dagegen bei den zwei Leitern der WTD 91. „Doch gegen sie wurden die Ermittlungen eingestellt“, sagt der Staatsanwaltssprecher. Der Grund: Die beiden seien ausschließlich für die Führung der Dienststelle zuständig, nicht aber für das operative Testgeschehen.
Moorbrand: Katastrophenalarm wegen dichter Rauchsäule
Bei der Waffenübung im September 2018 auf dem Moorgebiet ist ein unterirdisch schwelendes Feuer ausgelöst worden. Auch weil die Bundeswehr seinerzeit keine funktionierende Löschgeräte hatte, breitete sich das Feuer in dem von wochenlanger Trockenheit geprägten Moorgebiet aus. Zeitweise musste wegen der dichten Rauchsäule Katastrophenalarm für die umliegenden Gemeinden ausgerufen werden.
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Ein Blick auf die Einsatzkräfte der Feuerwehr bei ihren Löscharbeiten am Moorbrand bei Esterwegen.
© Quelle: Mohssen Assanimoghaddam/dpa (Archiv)
Die Rauchsäule war vom Weltall aus zu sehen und in vielen Regionen Nordwestniedersachsens zu riechen. Feuerwehren aus ganz Niedersachsen und das Technische Hilfswerk mussten die Bundeswehr bei der Brandbekämpfung unterstützen. Erst im Oktober konnte das Feuer gelöscht werden.
Brand verursacht schwere Schäden
Der Brand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Wehrstelle 91 verursachte schwere ökologische Schäden. Der Landkreis Emsland fordert von der Bundeswehr Entschädigung für die dort entstandenen CO2-Emissionen. Der klimaschädliche Ausstoß von 637.000 Tonnen CO2-Äquivalenten ist nach Auffassung des Kreises dokumentiert und bestätigt. Die Bundeswehr sieht jedoch für einen finanziellen Ausgleich keine gesetzlichen Grundlagen.
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Für die Grünen im Landtag kritisierte ihr stellvertretender Fraktionsvorsitzender Christian Meyer die Weigerung der Bundeswehr, für die immensen Schäden des tagelang andauernden Moorbrandes aufzukommen. Der Schaden betrage 50 Millionen Euro für Klima und Umwelt. Auch gegen die Führung der WTD 91 und die Verantwortlichen im Bundesverteidigungsministeriums müsse ermittelt werden, nicht nur gegen kleine Beamte und Brandschutzbeauftragte. Die Bundeswehr habe immer noch nicht die Lehren aus dem Moorbrand gezogen.
Von Peer Hellerling und dpa