Platt is cool: In Ostfriesland und anderen Regionen kommt das Niederdeutsche langsam zurück – dank frischer Initiativen und Enthusiasten wie dem Berufsschullehrer Herbert Fuhs. Aber auch Corona hat seinen Teil beigetragen.
Wittmund. Auf dem Zettel an der Pinnwand steht, was heute Sache ist: „Vandaag in’t Warkstee: Bi den Radd Nummer fievteihn (15) mutt de Vörderradd utbood un utwucht worden.“ Das ist kein Postkartenspruch, sondern Lehrinhalt an der Berufsbildenden Schule in Wittmund. In der Werkstatt der Abteilung Fahrzeugtechnik wissen alle Bescheid, und die Sache mit dem Rad, bei dem ein Vorderrad ausgebaut und ausgewuchtet werden muss, ist den 17- und 18-jährigen auch klar. Denn das Fahrrad heißt auf Plattdeutsch einfach nur „Radd“, die als etwas maulfaul geltenden Ostfriesen sparen eben, wo sie können.
Für einen hier gilt das nicht: Lehrer Herbert Fuhs kann reden, reden, reden. Das tut er auch – und zwar ausschließlich Plattdeutsch. Dass hier an der Schule nicht nur institutionell auf Platt unterrichtet wird, sondern dass in den Pausen auch im Lehrerzimmer die Sprache wechselt, hat viel mit dem 58-Jährigen Landesfachberater für Plattdeutsch zu tun. Selbst seine ukrainische Kollegin Tatyana Weiß sagt, sie verstehe dank ihres Kollegen mittlerweile das meiste. Fuhs sagt: „Wenn du dat konsequent mokst, denn trekken de Lü ok mit.“