Eher „eine Art Festival“: Wie sich die Gamescom nach Corona verändert hat
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Nach zwei Jahren als coronabedingt rein digitales Event startet die Spielemesse Gamescom am Mittwoch (24. August) wieder in den Kölner Messehallen.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Köln. Für viele Spielefans in Europa war sie das Highlight des Jahres: Zur Gamescom im August erschienen stets Hunderttausende, standen sich geduldig in allerlei Warteschlangen die Füße platt und feierten ihr Hobby. 2019 zählte man 373.000 Besucherinnen und Besucher. Dann kam Corona. Wie viele erwartet man 2022? Oliver Frese, Geschäftsführer der Koelnmesse, bittet beim Pressegespräch einige Wochen vor der Eröffnung um Verständnis, dass er „keine Zahlen raushauen“ könne. Aber eines sei klar: „Wir streben keinen neuen Besucherrekord an.“
Koelnmesse und Game, der Verband der deutschen Gamesbranche, veranstalten gemeinsam die Gamescom. Und das ist in diesem Jahr keine dankbare Aufgabe. 2020 und 2021 konnte die Messe nicht als Publikumsveranstaltung stattfinden. Jetzt soll es wieder losgehen. Doch steigende Infektionszahlen und neue Virusvarianten schaffen Unsicherheit. Und die global arbeitende Gamesbranche zeigt sich anfällig. Zu Beginn der Corona-Krise erlebte sie einen Boom. Inzwischen leidet aber auch sie an offenkundigen Problemen.
Sony und Nintendo haben abgesagt
Mit großer Unsicherheit kommen große Absagen. „Nach sorgfältiger Abwägung“ hat sich etwa Nintendo gegen eine Teilnahme entschieden, auch wenn die Messe „ein zentrales Event im Veranstaltungskalender“ bleibe. Genaue Gründe nennt der Konzern nicht. Auch die Playstation-Firma Sony begründet nicht, warum sie diesmal nicht anreist.
Dass mehrere Stammgäste und zwei Konsolenhersteller fehlen, wird wohl nicht zu übersehen sein. Mit riesigen Ständen waren die Firmen Hauptattraktionen der Gamingmesse. Insgesamt ist die Zahl der Aussteller deutlich kleiner. Weniger Aussteller, aber immer noch Hunderte Zusagen: Das Bild ist uneinheitlich. Xbox-Hersteller Microsoft freut sich etwa schon, klingt aber in der Ankündigung zurückhaltend: Nur „kleine Updates zu unseren aktuellen Games“ stellt der Konzern in Aussicht.
Auch Abseits der Gamescom stockt die Branche
Game-Geschäftsführer Felix Falk kann das Zögern der Spielefirmen erklären: Die Branche stehe vor „zahlreichen Herausforderungen“, die Produktion von Games verzögere sich durch die Krisen. Ganz reibungslos ist der Umzug ins Homeoffice auch in der digitalen Branche nicht gelaufen. Dazu kommen mögliche internationale Reisebeschränkungen, eine schwierige Budgetplanung und die Frage: „Was ist rechtzeitig fertig?“
„Die Frage bleibt, ob hinreichend Unternehmen in solchen Fanservice investieren wollen.“
Petra Fröhlich, Gameswirtschaft.de
Auch abseits der Messe stockt die Branche. Zahlreiche wichtige Spiele mussten verschoben werden. Viele Titel sind aus dem Weihnachtsgeschäft ins kommende Frühjahr oder noch weiter in die Ferne gerutscht. Dass ausgerechnet Xbox anreist, ist bemerkenswert: Der wichtige Exklusivtitel „Starfield“ sollte eigentlich im November dieses Jahres erscheinen. Aktuell gilt jedoch das erste Halbjahr 2023.
Der Sammelstand mit Indie-Games ist größer
Die Messe will ihre Lücken nutzen, um Neues zu gestalten. Das Veranstaltungsgelände ist 2022 genauso groß wie 2019. Das soll nicht nur an breiteren Gängen liegen. Größer wird etwa der beliebte Sammelstand mit Indie-Games – sie erscheinen nach wie vor in rauen Mengen. Und zum neuen Rahmenprogramm gehört eine Eventarena mitten in der Messe, die auch für Fans ohne zusätzliches Ticket offensteht.
Petra Fröhlich, Chefredakteurin von Gameswirtschaft.de, beobachtet die Gamescom seit den Anfängen. Sie findet es richtig, dass die Messe sich jetzt zu „einer Art Festival“ entwickle, wenn die eigentlich wichtigen Hits des Weihnachtsgeschäftes zum Anspielen ausfallen. Aber: „Die Frage bleibt, ob hinreichend Unternehmen in solchen Fanservice investieren wollen.“ Unsicherheiten nimmt auch Fröhlich wahr. Sorgen um die Unterhaltung der Fans macht sie sich aber nicht. Mit den bestätigten Ausstellern gebe es genügend Material, damit „ein Tag kaum ausreichen wird, um sich alles anzusehen“.
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Publikumsshows, Fanartikelverkauf und E-Sport
Es wird also eher um die Szene und ihre Lieblingsspiele gehen, um Merchandise, Cosplay, Influencer, die Community. Neu ist das nicht: Publikumsshows, Fanartikelverkauf und E-Sport haben auch 2019 ganze Hallen gefüllt. Wie genau der neue Fokus aussehen wird, bleibt zwangsläufig eine Überraschung. Und einige der Ankündigungen passen von Weitem betrachtet nicht recht zusammen. Auf derselben Pressekonferenz, auf der sich die Veranstalter über McDonald‘s Deutschland als Aussteller und Sponsor freuten, stellten sie auch einen von zwei großen Messetrends vor: „Gesund durch Games“. Tatsächlich ist der Fokus gerade auf mentale Gesundheit in der Indie-Spiele-Szene kaum zu übersehen.
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