Kinder im Netz: 2,4 Stunden im Internet sind der Normalfall

Kinder und Jugendliche schätzen ihre technischen, sozialen und kreativen Online-Kompetenzen überwiegend gut ein.

Kinder und Jugendliche schätzen ihre technischen, sozialen und kreativen Online-Kompetenzen überwiegend gut ein.

Videos schauen, Musik hören, für die Schule recherchieren, Spiele und Social-Media-Angebote: Dafür interessieren sich Kinder und Jugendliche online am meisten. Das zeigt eine neue Befragung, die das Hamburger Leibniz-Institut für Medienforschung im Rahmen des internationalen Forschungsnetzwerks "EU Kids Online" durchgeführt hat. Für die Kinder und Jugendliche, die heute heranwachsen, sind Smartphones und Internet eine Selbstverständlichkeit beim Aufwachsen.

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Aber es lauern auch Gefahren im Netz. Gerade dann, wenn Kinder und Jugendliche trotz oder gerade wegen der Selbstverständlichkeit nur eine geringe Medienkompetenz besitzen. Das Hamburger Leibniz-Institut für Medienforschung hat 1.044 Kinder und Jugendliche in Deutschland im Alter von neun bis 17 Jahren sowie ihre Eltern nach ihren Online-Erfahrungen befragt.

Die fünf wichtigsten Fragen zur Studie "Kids online Deutschland".

Wie häufig nutzen Kinder und Jugendliche das Internet?

Kinder und Jugendliche sind im Schnitt jeden Tag 2,4 Stunden online. Bei den 15- bis 17-Jährigen sind es sogar 3,4 Stunden - Tendenz steigend. Vor allem am Wochenende liegt die Nutzungsdauer noch höher. Die Hälfte, der in der Studie Befragten gab an, sich zu langweilen, wenn sie nicht online sein können. Immerhin 28 Prozent sagten, sie hätten ein paar Mal versucht, die Nutzungszeit zu reduzieren - allerdings erfolglos.

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Wie kompetent ist die Gruppe im Netz?

Die hohe Nutzungsdauer bedeutet jedoch nicht, dass sich die "Digital Natives" im Netz automatisch gut auskennen. Sie bewegen sich dort zwar meist mit großer Selbstverständlichkeit, laut der Forscher steigt mit zunehmender Nutzung allerdings auch das Risiko, negative Erfahrungen zu machen. Die Kinder und Jugendlichen selbst schätzen ihre technischen, sozialen und kreativen Online-Kompetenzen überwiegend gut ein.

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Welche negativen Erfahrungen machen Kinder und Jugendliche online?

9 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen haben im vergangenen Jahr online etwas erlebt, dass für sie schlimm war oder sie sogar verstört hat. Dazu zählen unter anderem der Kontakt mit sexuellen Darstellungen und Nachrichten, die unerwünschte Kontaktaufnahme durch andere (erwachsene) Nutzer sowie Inhalte mit Gewalt.

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Es wurden Bilder von mir ins Netz gestellt auf einer Party, wo ein Junge mit seiner Hand unter meinem Rock ist.

Mädchen, 15 Jahre

6 Prozent der Befragten haben online gar Erfahrungen mit gemeinen oder verletzenden Verhaltensweisen gemacht. Aus der anderen Perspektive sagt jeder zehnte Befragte, selbst gemein oder verletzend gegenüber anderen gewesen zu sein. Die Forscher folgern deshalb, dass Kinderrechte so gestärkt werden müssen, dass sich junge Menschen im Netz sicher bewegen können. Kindern und Jugendlichen, die im Netz verstörende oder schlimme Erfahrungen gemacht haben, bräuchten mehr Hilfsangebote und Begleitung, heißt es in der Studie. Auf die Frage: "Ist im letzten Jahr irgendetwas online/im Internet passiert, dass schlimm für dich war oder dich sogar verstört hat?", antworteten die Kinder etwa, dass sie bedrohliche Nachrichten erhalten hätten oder ein Foto ins Netz gestellt wurde, auf dem ein Junge mit der Hand unter ihrem Rock sei.

Ich habe einen Kettenbrief bekommen wo steht, dass wenn ich diesen Brief nicht weiter verschicke, werde ich und meine Familie umgebracht.

Mädchen, 12 Jahre

Für Rat und Unterstützung, wenden sich die jüngeren Kinder und Jugendlichen eher an die Eltern, die Älteren vor allem an Freunde, fast nie an Lehrer. 16 Prozent der Befragten haben nach einem negativen Erlebnis mit niemandem gesprochen.

Was sagen Kinder und Jugendliche zu sexuellen Inhalten?

Themen wie Sexualität oder Pornographie, die in der öffentlichen Diskussion häufig als Risiken betrachtet werden, sehen die Heranwachsenden allerdings nicht immer als negativ an. 54 Prozent der befragten 12- bis 17-Jährigen sind nach eigener Angabe in den letzten 12 Monaten mit sexuellen Darstellungen in Form von Texten, Fotos oder Videos in Berührung gekommen - zumeist online. Dem Großteil der Jugend hat dies mit 61 Prozent gefallen. Bei den Mädchen sind es im Gegensatz nur 19 Prozent. Mehr als ein Drittel hat diese Inhalte auch gezielt ausgewählt (auch hier mehr Jungen als Mädchen).

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Was sagen die Eltern?

Eltern sorgen sich häufig über die Online-Nutzung ihrer Kinder. Gleichzeitig unterschätzen sie aber laut der Studie die Gefahren. Nur 6 Prozent der befragten Eltern meinen, dass ihr Kind in den vergangenen zwölf Monaten negative Online-Erfahrungen gemacht haben, die ihr Kind in irgendeiner Weise negativ berührt oder sogar verstört haben. Gerade auch beim Kontakt mit sexuellen Inhalten haben die Erwachsenen eine deutlich andere Wahrnehmung als ihre Kinder. Der Anteil der Eltern, die meinen, dass ihr Kind mit derartigen Inhalten in Berührung gekommen sei, fällt deutlich geringer aus als der Anteil der Kinder, die angeben, solche Erfahrungen gemacht zu haben. "Der Unterschied kann darauf zurückgeführt werden, dass Eltern zunehmend aus dem Blick verlieren, was ihre Kinder auf den mobilen Endgeräten nutzen oder dass die Kinder die Erfahrungen als Teil ihrer sexuellen Entwicklung bewusst für sich behalten", so die Forscher.

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