„Return to Monkey Island“ im Test: Kann die Fortsetzung des Kultklassikers überzeugen?
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Die Geschichte von „Return to Monkey Island“ lässt die alten Motive und Schauplätze wieder aufleben – allerdings in einer neuen Grafik.
© Quelle: Devolver Digital
Spoiler für das Jahr 1991: „Monkey Island 2 – LeChuck‘s Revenge“ hat ein unerhörtes, unmögliches Ende. Die lustige Piratengeschichte fällt auseinander. Nichts ist, wie es scheint. Was hat sich Autor Ron Gilbert bei dem Finale gedacht? Wie geht es weiter?
Weiter ging es ohne Ron Gilbert. Der maßgebliche Erfinder der Serie stieg bei der Spielefirma Lucas Arts aus. Monkey Island 1 und 2 gelten bis heute als zwei der besten Grafikadventures aller Zeiten. Zwar gab es Fortsetzungen von anderen Autoren, aber an den Witz und die Atmosphäre der ersten beiden Spiele kamen sie nicht heran. Bis heute erscheint kaum ein lustig gemeintes Grafikadventure ohne Anspielungen auf die Pointen und Motive der beiden Klassiker.
Unkaputtbar wie ein Gummihuhn
Und nun, rund dreißig Jahre später, ist plötzlich eine direkte Fortsetzung auf den zweiten Teil da: „Return to Monkey Island“ ist ab sofort zum Preis von 23 Euro für PC und Nintendo Switch erhältlich. Entwickelt wird das Spiel wieder von Ron Gilbert. Er ist nicht allein: Mehrere Veteranen der Serie kehren zurück, auch von späteren Teilen der Serie. Co-Autor David Grossmann bringt Wortwitz mit, Komponist Peter McConnell stimmungsvoll karibische Musik. Auch in den Sprechrollen der englischen Tonfassung sind altbekannte Stimmen zu hören.
Eine deutsche Sprachausgabe gibt es leider nicht. Wie schon bei den ersten beiden „Monkey Islands“ muss das deutsche Publikum Spaß am Lesen mitbringen. Denn das Spiel lebt von seinem Witz. Jede Objektbeschreibung und jedes Multiple-Choice-Gespräch ist vor allem ein Vehikel für dumme und doppelbödige Sprüche am laufenden Band. Zumindest der Text wurde solide ins Deutsche übertragen.
Die Geschichte lässt die alten Motive und Schauplätze wieder aufleben. Wieder geht es um den gutmütigen Möchtegernpirat Guybrush Threepwood, seine sehr viel bessere Hälfte Elaine und den untoten Piraten LeChuck. Der Mix aus Ironie und Nostalgie zündet sofort. Die Geschichte beginnt auf Melee Island, dem ersten Schauplatz des ersten Spiels, und das ständige Wiedersehen mit alten Charakteren schickt Fans von damals auf eine Reise in die Vergangenheit.
Auch das eigentliche Spiel ist eine Art Dinosaurier: Ein richtiges Grafikadventure, am besten mit der Maus gesteuert, mit einem ausladenden Inventar, mit zahllosen Gags und mit Kopfnüssen, für die Piratinnen und Piraten vor dem Bildschirm Geduld mitbringen müssen. Einige Rätsel sind haarig, die Lösungen häufig wie eine Pointe auf einen Witz gestrickt.
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Auch der Verlauf der Geschichte von "Return to Monkey Island" orientiert sich an früheren Abenteuern, ohne ihnen alles nachzumachen.
© Quelle: Devolver Digital
Neu wie ein generalüberholtes Schiff
Die erste Neuerung fällt aber schon von Weitem auf: die Grafik. Was im Jahr 1991 eine normale Bildauflösung war, würde heute als Pixelart bezeichnet. „Return to Monkey Island“ modernisiert sich mit einem Papierlook wie aus dem Bilderbuch. Immer noch sehr stimmungsvoll sieht das Spiel aus – mal idyllisch, mal düster und dann wieder völlig absurd.
Klug sind die zahlreichen kleinen Modernisierungen gesetzt. Wie eine banale Kleinigkeit wirkt anfangs die Idee, Beschreibungen und Kommentare direkt anzuzeigen, wenn nur der Mauszeiger darüber fährt. Aber die ganze Welt wirkt dadurch lebendiger, das Spiel kommentiert sich wie von selbst – und erspart damit viel blindes Herumgeklicke.
Die Gamepadsteuerung ist auch solide umgesetzt. Vorbildlich geht das Spiel auf die unterschiedlichen Interessen des Publikums ein. Wer den „Writer‘s Cut“ einschaltet, bekommt längere Dialoge, die sich absichtlich verzetteln. Zwei Schwierigkeitsgrade richten sich an Menschen, die entweder komplizierte Rätsel wie früher wollen oder die sich mit weniger Hindernissen auf die Story konzentrieren wollen. Für Genrefans dürfte allerdings auch der höhere Schwierigkeitsgrad keine große Herausforderung darstellen. Wer im Spiel nicht mehr weiterkommt, entdeckt ein Buch voller behutsam aufgebauter Tipps, das jedes anstehende Rätsel in mehreren Schritten enthüllt.
Zeitlos wie ein sprechender Totenkopf
Auch der Verlauf der Geschichte orientiert sich an früheren Abenteuern, ohne ihnen alles nachzumachen. Die neue Geschichte bewegt sich gefühlt etwas schneller. Das mag auch an etwas leichteren Rätseln liegen. Das Abenteuer folgt allerdings so direkt auf die ersten beiden, dass ein kompletter Neueinstieg in die Serie hier wenig Sinn ergäbe. Die im Hauptmenü mitgelieferte Zusammenfassung der ersten beiden Spiele richtet sich eher an alte Fans mit Gedächtnislücken.
Grafikadventures sind nach „Monkey Island“ nie verschwunden. Gerade in Deutschland werden sie noch mit Begeisterung gespielt und entwickelt. Dass die Köpfe von früher noch einmal ihre uralte Serie aufgreifen und zu einem echten Triumph führen können, war alles andere als sicher. Aber „Return to Monkey Island“ ist tatsächlich eine Rückkehr zu alter Größe.