48 Stunden unterwegs

Kia Stonic im Test: Mehr Auto braucht der Mensch wirklich nicht

Flott unterwegs in der Stadt wie auf der Autobahn: der Kia Stonic.

Flott unterwegs in der Stadt wie auf der Autobahn: der Kia Stonic.

„Nur 48 Stunden“ – so lautet der Titel einer krachenden Actionkomödie aus dem politisch unkorrekten Hollywood der frühen 80er-Jahre, inszeniert von Regieikone Walter Hill. In nur 48 Stunden muss hier ein Cop mit der Hilfe eines – natürlich geläuterten – Strafgefangenen einen Mehrfachkiller aufspüren. Ein Rennen gegen die Zeit, bei dem auch Autos (u. a. ein Porsche 356 Cabrio) eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

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Ein komfortables Reisemobil

Ganz so dramatisch verlief der Praxistest mit dem Kia Stonic 1.0 T-GDI 120 48V-Mild-Hybrid Spirit 7DCT (noch so ein Modellname wie eine mathematische Formel) nicht. Immerhin aber sollte das Mini-SUV, hier in der dritthöchsten von fünf Ausstattungslinien und mit 120 PS und Sieben-Gang-Automatik, in nur 48 Stunden beweisen, dass es das Zeug zu einem nicht nur sparsamen, sondern auch komfortablen Reisemobil hat.

Die exakte Aufgabenstellung: Innerhalb von 48 Stunden (Freitag- bis Sonntagabend) von Leverkusen nach München (und die nähere Umgebung) und retour, insgesamt etwa 1400 Kilometer. Und das eben nicht nur möglichst günstig, sondern vor allem auch, ohne Fahrer und Fahrerin in einen Erschöpfungszustand mit anschließendem Besuch beim Orthopäden zu treiben.

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Kein ganz leichter Job für ein Mini-SUV, sind die doch in der Regel eher für die Stadt als für die lange Strecke konzipiert. So preist Kia den Stonic, der auf dem zweitkleinsten Modell der Kia-Modellpalette, dem Rio, basiert, dann auch als „sportlichen City Crossover“ an. Trotzdem macht der „Kleine“ optisch durchaus einen sehr erwachsenen Eindruck mit der Beplankung in Geländeoptik an Heck und Front. Erfreulich für Traditionalisten: Bei der Spirit-Linie verzichtet KIA noch auf das heute so inflationär verbaute Blendwerk, sprich eine Auspuffblende, und belässt es bei einem zur robusten Optik passenden, sichtbaren Auspuff.

Vertrauter Arbeitsplatz: das Cockpit des Stonic.

Vertrauter Arbeitsplatz: das Cockpit des Stonic.

Nicht nur, wenn man bereits andere Modelle der Marke gefahren ist, fühlt man sich im Stonic sofort heimisch. Hier präsentiert sich alles bestens aufgeräumt und ergonomisch einwandfrei und vermittelt schon beim ersten Aufeinandertreffen das Gefühl, dass sich Fahrer oder Fahrerin und Auto schon lange kennen. Alles erklärt sich intuitiv, für viele Funktionen muss man dank einer Bedienleiste mit Schnellwahltasten beziehungsweise den Lenkradtasten gar nicht erst abtauchen in den Menüdschungel, den das Infotainmentsystem (wie jedes seiner Art) bereithält. Insgesamt gefällt, dass hier alles bis in kleinste Details durchdacht scheint.

So hat man beispielsweise nicht nur an Becherhalter (in der Mittelkonsole) gedacht, sondern auch daran, in den Ablagen der Vordertüren jeweils eine Ein-Liter-Flasche unterbringen zu können. Auch wirklich alle Assistenzsysteme sind in der hier getesteten Ausführung an Bord. Das kleinste, das „P1 – Advanced-Driving-Assistance“-Paket samt Supervision-Instrumentenanzeige mit 10,7 Zentimeter Bildschirmdiagonale, aktivem Spurhalteassistenten, Müdigkeitswarner, Fernlichtassistent und Frontkollisionswarner mit Bremseingriff sowie Fußgänger- und Fahrraderkennung lässt sich aber bereits ab der Basisversion für faire 1190 Euro bestellen.

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Die Platzverhältnisse vorn sind selbst noch für sehr große Fahrer perfekt, nichts kneift hier oder behindert bei der Bedienung des Autos. Dass es auf der Rückbank weniger üppig zugeht, die mit Ausnahme von Kurzstrecken gewiss nicht für fünf Personen und auf Langstrecke wohl auch nicht für vier Erwachsene ausgelegt ist, liegt in der Natur der Sache. Ein Kleinwagen ist nun einmal keine Mittelklasselimousine. Dass ein Kleinwagen aber durchaus fahren kann wie ein Auto aus einem höheren Segment, das beweist der Stonic eindrucksvoll. Er liegt geradezu satt auf der Straße, folgt jedem Lenkbefehl umgehend und glänzt mit einem einwandfreien Geradeauslauf. Allenfalls die leicht erhöhten Wind- und Abrollgeräusche bei Geschwindigkeiten ab 130 km/h mag der eine oder andere vielleicht als etwas lästig empfinden.

Bei „Eco“ wird es wirklich sparsam

Da aber die Hinfahrt ganz im Zeichen des „Eco“-Modus (einer von drei Modi neben „Normal“ und „Sport“) stand, und kaum einmal mehr als 120, allenfalls kurzzeitig 130 km/h gefahren wurde, spielten derartige Nebengeräusche zunächst ohnehin keine Rolle. Die von Kia angegebenen 4,7 Liter auf 100 Kilometer waren so und angesichts der Nutzung einer Reihe von Verbrauchern zwar nicht zu realisieren, dank der häufig genutzten Segelfunktion der Mild-Hybrid-Version schlug bei der Ankunft in München mit 5,7 Litern auf 100 Kilometer aber ein durchaus akzeptabler Verbrauch zu Buche.

Der Kia Stonic präsentierte sich bei unserem Test als sportlicher City-Crossover.

Der Kia Stonic präsentierte sich bei unserem Test als sportlicher City-Crossover.

Und auch die zweite Vorgabe erfüllte der Stonic. Selbst nach gut 620 Kilometern nonstop fühlte man sich bei der Ankunft noch ebenso frisch wie bei der Abfahrt, sodass man, gefühlt, an diesem sehr späten Freitagabend durchaus in der Lage gewesen wäre, gleich wieder zurückzufahren – worauf aber schon aus Höflichkeit gegenüber dem Gastgeber verzichtet wurde. Langstreckentaugliche Sitze – die kann man bei Kia offensichtlich besonders gut, wie identische Erfahrungen mit den Modellen XCeed, Stinger und Sportage in der Vergangenheit bereits gezeigt haben.

Die kürzeren Fahrten am Samstag und am Sonntag in die nahe Umgebung von München brachten keine unerwarteten Erkenntnisse. Der Stonic ist der ideale Stadtwagen mit ausreichend Platz für die Insassen, aber mit Außenmaßen, die das Auto selbst in der Baustellen- und Stop-and-go-Stadt München nie zum Hindernis oder gar Ärgernis werden lassen, weder für den Fahrer oder die Fahrerin noch für andere Verkehrsteilnehmer. Und dass die genannten 5,7 Liter hier auf gerade einmal 6,1 Liter anwuchsen, spricht ebenfalls für den Stonic.

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Die Rückfahrt nach Leverkusen am Sonntagabend sollte dann ab Frankfurt als Beweisführung dienen, dass selbst ein so kleiner Motor wie der 1,0-Liter-Dreizylinder des Stonic zu Großem fähig ist. Denn ab Airport Frankfurt wurde in den Sportmodus geschaltet und das ganze Potenzial der kleinen, aber immerhin 120-PS-starken Maschine abgerufen. Die erste Überraschung: Zumindest nach Tacho war der Stonic deutlich schneller als vermutet. Die ab Werk angegebene Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h übertraf er bei Weitem.

Viel schneller als erwartet

So waren, wenn auch mit etwas Anlauf, 190 km/h dauerhaft und – mit noch mehr Anlauf – kurzzeitig sogar fast 200 km/h möglich. Die zweite Überraschung: Selbst bei diesem hohen Tempo lag der Stonic auf dem Asphalt, als wäre er für nichts anderes gemacht worden. Dem Autor sind durchaus höher positionierte Autos bekannt, die bei 200 km/h längst nicht dieses Gefühl von unbedingter Sicherheit vermitteln. Dass am Ende der 48-Stunden-Rundfahrt schließlich eine deutliche Sieben vor dem Komma stand (7,7 Liter), ist angesichts dieses Reisetempos allemal verzeihbar.

Kurzum: Das viel bemühte „Mehr Auto braucht man nicht“ trifft auf den Stonic in jeder Hinsicht zu. Zwar ist dieses Mini-SUV, das bereits ab 17.690 Euro zu bekommen ist, in der getesteten Version aber mehr als 28.000 Euro kostet, dann gewiss kein Schnäppchen. Dieser Preis relativiert sich aber, wenn man ihn mit denen einiger Stonic-Konkurrenten vergleicht. So kommt ein ähnlich ausgestatteter Ford Puma auf rund 33.000, ein VW T-Cross gar auf 34.000 Euro. Ein deutlicher (Preis-)Vorteil also für ein Auto, das sicherlich nicht schlechter ist als diese Konkurrenten. Und die „Sieben-Jahre-Herstellergarantie“, die Kia bietet, ist da noch gar nicht berücksichtigt.

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