Auf den Hund gekommen: Passt ein Haustier in unsere Familie?
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Mit einem Haustier haben Kinder einen Freund fürs Leben.
© Quelle: imago images/Westend61
„Mama, Papa, ich möchte einen Hund!“ Diesen Wunsch haben schon viele Eltern gehört. Alternativ wird nach einer Katze, einem Kaninchen oder einem Wellensittich gefragt. Die Versuchung ist dann groß, dem Kind eine Freude zu machen. Doch Expertinnen raten dazu, so eine Entscheidung gut abzuwägen: „Vor der Anschaffung eines neuen Hausgenossen ist es wichtig, sich eingehend über dessen Bedürfnisse zu informieren. Nur so können die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich das Tier in seinem neuen Heim wohl fühlt und die Familie wirklich Freude daran hat“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes.
Wie gehen Familien am besten vor?
Tierärztin Katja Lehmann unterstützt als Tierschutzlehrerin die Initiative „Liebe fürs Leben – Tierschutzunterricht für Schulkinder“ der Nestlé Purina PetCare Deutschland GmbH. Sie empfiehlt, dass sich in der Familie alle zunächst zusammensetzen und über ihre Wünsche und Bedenken austauschen. Vor allem sollte überlegt werden, wer wie viel Zeit für das Haustier aufbringen kann. Außerdem sollten Aspekte wie der benötigte Platz und die anfallenden Kosten beachtet werden. „Alle Familienmitglieder müssen am Ende mit der Anschaffung des Tieres einverstanden sein“, betont Lehmann. Ab welchem Alter ein Haustier geeignet ist, sei pauschal schwer zu beantworten. Das hänge von der Entwicklung des Kindes und der Haustierart ab.
Welches Tier ist passend?
„Für Kinder eignen sich am ehesten ein Hund oder eine Katze“, sagt Schmitz. Hunde suchen in der Regel die Nähe zum Menschen und sind gute Spielkameraden, mit denen geschmust und getobt werden kann. Für sehr junge Kinder sind eher kleine Hunderassen geeignet, damit es bei wilden Spielen nicht zu Unfällen kommt. Hunde sollten in die Familie gut integriert sein. Außerdem sollten für Tier und Kind klare Regeln gelten. Wird ein Welpe erworben, sollte die ganze Familie in die Erziehung einbezogen werden – inklusive des gemeinsamen Besuchs der Hundeschule. Auch zu Katzen können Kinder eine enge Bindung aufbauen. Sie müssen aber lernen, Grenzen zu akzeptieren, wenn das Tier keinen Kontakt möchte.
Nicht nur die verschiedenen Katzen- und Hunderassen, sondern auch die einzelnen Tiere besitzen unterschiedliche Charaktere, die bei der Auswahl eine Rolle spielen sollten, so Lehmann: „Das Tier sollte zum Kind passen.“ So sei es besser, für ein burschikoses Kind ein robustes Tier zu wählen. Aktive Kinder kommen besser mit Tieren klar, die viel Bewegung benötigen.
Die meisten anderen Haustiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und Wellensittiche sind vor allem zum Beobachten und Versorgen geeignet. Damit sie Nähe zum Menschen zulassen, ist sehr viel Zuwendung und Beschäftigung mit ihnen nötig. Ratten können vergleichsweise schnell zutraulich werden, sind aber auch sehr empfindlich. Hamster sind nachtaktiv und deshalb kein passendes Haustier für Jüngere. Ein Aquarium benötigt wenig Platz, mit den Fischen können Kinder aber nicht interagieren.
Welche Rolle spielen die Eltern?
„Kinder müssen erst lernen, wie sie mit dem jeweiligen Tier umgehen müssen. Die Eltern sollten also stets dabei sein, um Tier und Kind vor sich selbst zu schützen“, mahnt Schmitz. Ihnen sollte auch klar sein, dass sie für ihre Kinder einspringen müssen, ergänzt Lehmann. Denn Kinder können nicht die alleinige Verantwortung für ein Tier übernehmen. Sie vergessen schon mal zu füttern, den Stall zuzumachen oder Gassi zu gehen. Manchmal haben sie auch keine Lust oder keine Zeit dazu. Aber natürlich dürften Eltern die Kinder an ihre Pflichten erinnern, so Lehmann. Sie hält auch schriftliche Vereinbarungen und Wochenpläne für sinnvoll. Gut sei es, Rituale in den Tagesablauf zu integrieren: „Wenn das Kind von der Schule nach Hause kommt, kann es zum Beispiel mit dem Hund erst einmal im Garten spielen.“
Wo finden Familien das passende Haustier?
Schmitz rät dazu, zunächst im örtlichen Tierheim nachzufragen: „Die Tierheimmitarbeiter kennen ‚ihre‘ Tiere genau und können dabei beraten, welches individuelle Tier am besten zur Familie und den Kindern passt.“ Soll das Haustier bei einem Züchter oder einer Züchterin erworben werden, sollten vorher Empfehlungen von Bekannten oder Tierärztinnen eingeholt werden. Seriöse Anbieter lassen auch mehrmalige Besuche zu. Keinesfalls sollte man Tiere über das Internet kaufen, warnt Schmitz: „Die Gefahr, dass illegaler Tierhandel dahintersteckt, ist sehr groß.“
Was gilt es noch zu bedenken?
Haustiere verursachen Kosten – ihr Leben lang. Ausgaben fallen vor allem fürs Futter und für tierärztliche Behandlungen an. Bei Hunden seien auch Steuern, möglichst eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung sowie Kosten für die Hundeschule einzukalkulieren, sagt Schmitz: „Für einen 14-jährigen Hund kommt man – je nach Größe – auf mindestens 12.000 bis 17.000 Euro.“ Die Ausgaben für eine Katze beziffert sie auf mindestens 11.450 Euro. Selbst für einen Wellensittich müssen im Laufe seines Lebens 2000 Euro oder mehr aufgewendet werden.
Viele Tierarten benötigen die Gesellschaft von Artgenossen – das trifft etwa auf Vögel, Meerschweinchen oder Kaninchen zu. Außerdem ist ausreichend Auslauf beziehungsweise Freiflug nötig. Die Tiere sollten nicht ausschließlich in einem handelsüblichen Käfig gehalten werden. Die Haltung von Wildtieren wie Schlangen, Großpapageien oder Schildkröten lehnen Tierexpertinnen grundsätzlich als nicht artgerecht ab. Außerdem warnen sie davor, dass Reptilien Träger von Salmonellen sein können, die möglicherweise bei Kindern schwere Erkrankungen verursachen. Auch auf mögliche Allergien sollte bei Haustieren geachtet werden.
Freunde fürs Leben
Haustiere üben oft positiven Einfluss auf Kinder aus: Studien zeigen, dass diese selbstbewusster werden und mehr aus sich herauskommen, wenn sie Haustiere besitzen, sagt Tierärztin Katja Lehmann: „Bei schüchternen Kindern können Haustiere wahre Wunder wirken.“ Auf unruhige und gestresste Kinder haben Tiere eine entspannende Wirkung, vor allem, wenn diese gestreichelt und gepflegt werden können. Kindern, die sich oft allein fühlen, nehmen Tiere das Gefühl der Einsamkeit.
Generell lernen Kinder im Umgang mit Haustieren, Verantwortung zu übernehmen, sich in andere Lebewesen hineinzufühlen, deren Körpersprache zu deuten und ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Auch Kinder, die etwa im Rollstuhl sitzen, profitieren oft von Haustieren, weil damit die Aufmerksamkeit von ihrem Handicap abgelenkt wird. Tiere nehmen Kinder, wie sie sind. „Sie bewerten auch nicht nach Aussehen“, betont Lehmann. Entscheidend sei der richtige Umgang mit ihnen. Dann könne das Haustier ein Freund fürs Leben werden.