Affenpocken: Wie gefährlich sind sie noch?
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Eine kolorierte transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus (Gold), kultiviert und gereinigt aus einer Zellkultur, aufgenommen in der NIAID Integrated Research Facility, veröffentlicht am 26. Juli 2022 in Fort Detrick, Maryland.
© Quelle: Niaid/Niaid/Planet Pix via ZUMA
Seit gut einem Jahr galt der Ausbruch des Mpox-Virus, früher bekannt als Affenpocken, als eine „Notlage von internationaler Tragweite“. Diesen Status hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag aufgehoben. Als Grund nennt sie die weltweit gesunkenen Fallzahlen. Ist die Gefahr des Virus damit gebannt?
Was ist das Mpox-Virus?
Es handelt sich beim Mpox-Virus um eine Zoonose, also einen Erreger, der zwischen Menschen und Tieren übertragen werden kann. Als Hauptreservoir für Mpox-Viren wurden zunächst Affen vermutet, weshalb sie auch ursprünglich Affenpocken genannt wurden. Tatsächlich werden sie aber vor allem von Nagetieren wie Riesenhamsterratten oder Flughörnchen auf den Menschen übertragen.
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Im vergangenen Frühjahr war es plötzlich zu zahlreichen Mpox-Ausbrüchen außerhalb des afrikanischen Kontinents gekommen. Zuvor waren Infektionen vor allem in den tropischen Regenwäldern Zentral- und Westafrikas aufgetreten. Weil das Mpox-Virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist, hatte dieser Infektionsweg für größere Infektionszahlen selbst in den Ländern gesorgt, in denen die Wirtstiere nicht heimisch sind.
Eine besondere Rolle spielt dabei die Übertragung bei sexuellen Kontakten. 96 Prozent der Infektionen traten beim aktuellen weltweiten Ausbruch laut WHO bei Männern auf, diese hatten ein mittleres Alter von 34 Jahren. In 82 Prozent der Fälle, in denen Angaben dazu gemacht wurden, waren es Männer, die Sex mit anderen Männern hatten. Und in über 80 Prozent der Fälle sollen die Infektionen beim sexuellen Kontakt übertragen worden sein. Eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Infektionen hatten zu Beginn des Ausbruchs Festivals der Homosexuellenszene gespielt.
Wie gefährlich ist der Erreger?
Die zirkulierenden Varianten des Mpox-Virus sorgen vor allem für milde Verläufe. Bei einer Infektion treten laut Robert Koch-Institut (RKI) häufig allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Frösteln oder Abgeschlagenheit auf.
Typisch sind teilweise sehr schmerzhafte Hautveränderungen, die sich zu Pusteln entwickeln und schließlich verkrusten und abfallen. Der Ausschlag kann im Genital- oder Analbereich, aber auch an anderen Stellen wie an den Händen, Füßen, der Brust oder dem Gesicht auftreten, auch im Mund und an den Augen.
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Symptome einer Affenpockeninfektion.
© Quelle: dpa
Die Hautveränderungen heilen in der Regel nach zwei bis vier Wochen von selbst wieder ab. Tödliche Verläufe sind beim derzeitigen Ausbruch sehr selten zu beobachten, laut RKI bei weniger als 0,1 Prozent der Infektionen. Ein Risiko für einen tödlichen Verlauf besteht vor allem bei einem geschwächten Immunsystem oder Vorerkrankungen.
Die WHO hatte im Juli vergangenen Jahres den Ausbruch dennoch zu einer „Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt. Sie stufte den Mpox-Ausbruch damit als „ernstes, plötzliches, ungewöhnliches und unerwartetes“ Gesundheitsproblem ein, das sich in andere Länder ausbreiten könnte. Die Entscheidung war damals umstritten: WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte sie gegen die Mehrheit des beratenden Expertenkomitees getroffen. Er wolle in den betroffenen Ländern die Aufmerksamkeit für den Ausbruch erhöhen, hatte er damals als Begründung angeführt. Zudem hätten sich die Affenpocken durch neue Übertragungswege, über die man noch zu wenig verstehe, schnell auf der ganzen Welt ausgebreitet.
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„Wir haben erkannt, dass wir die Dinge künftig anders angehen müssen“
Das One-Health-Fachgremium der Vereinten Nationen soll durch einen ganzheitlichen Blick künftige Pandemien verhindern. Im RND-Interview erklärt die Co-Vorsitzende, Wanda Markotter, warum Krankheitsausbrüche heute viel größere Auswirkung haben und es für ihre Bekämpfung einen ganzheitlichen Ansatz braucht.
Die WHO-Einstufung hatte keine direkten Auswirkungen. Ob sie Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus einführen, war den einzelnen Staaten selbst überlassen gewesen. Die Einstufung des Mpox-Ausbruchs als Notlage war zuletzt im Februar durch die WHO erneuert worden.
Wie verbreitet ist das Mpox-Virus weltweit?
Nach Angaben der WHO wurden seit dem 1. Januar 2022 insgesamt 87.377 Infektionen mit Mpox in 111 verschiedenen Ländern weltweit bestätigt und 140 Todesfälle als Folge einer Infektion (Stand 8. Mai). Dabei ist davon auszugehen, dass symptomlose oder mit milden Symptomen einhergehende Infektionen nicht vollständig erfasst werden.
Die meisten Fälle waren aus den USA, Süd- und Mittelamerika, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland gemeldet worden. Wobei Infektionen in afrikanischen Ländern deutlich schlechter erfasst werden und die echte Zahl der Infektionen dort oft nicht bekannt ist.
In der dritten Aprilwoche hatte die Zahl der weltweit gemeldeten Neuinfektionen um 41 Prozent abgenommen. Eine leichte Zunahme bei aber insgesamt geringen Fallzahlen (62 Neuinfektionen in drei Wochen) wurde dabei aus der Westpazifik-Region gemeldet, mit Fällen in Japan, Südkorea und China.
Wie ist die Lage in Deutschland?
In Deutschland waren laut RKI erstmals im Mai 2022 Fälle von Mpox erfasst worden. Bisher (Stand 26. April 2023) wurden rund 3700 Fälle an das Institut übermittelt. Seit Mitte Oktober 2022 wurden nur noch vereinzelt Fälle gemeldet, seit Ende Januar 2023 keine neuen Fälle mehr registriert. Todesfälle waren in Deutschland nach Infektionen mit dem Mpox-Virus nicht aufgetreten.
Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI als „sehr gering“ ein. Die ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt eine Impfung gegen Mpox als Postexpositionsprophylaxe (PEP), nachdem Kontakt zu Infizierten bestand und für Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko, das bei einem neuen Ausbruch entstehen könnte.