Corona-Sommerwelle: Augen-zu-und-durch-Strategie?
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Menschen in München genießen den Sommer im Englischen Garten: Trotz der warmen Temperaturen steigen die Corona-Fallzahlen.
© Quelle: imago images/Alexander Pohl
Nach zwei verpassten Chancen bereitet sich die Bundesregierung in diesem Jahr nun endlich frühzeitig auf den Corona-Herbst vor: Gleich sieben Punkte umfasst das Strategiepapier von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), das eine weitere Infektionswelle mit hohen Fallzahlen verhindern soll. Vorgesehen ist etwa, die Impfkampagne mit an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffen und zweiten Boostern auszuweiten, genauso wie eine bessere Datenübermittlung und eine überarbeitete Teststrategie. Der Herbstfahrplan war am Donnerstag auch Thema auf der Gesundheitsministerkonferenz in Magdeburg und sei dort „auf große Zustimmung“ gestoßen, berichtete Lauterbach.
Die Chancen stehen besser denn je, dass Deutschland es dieses Mal schafft, der Herbstwelle zuvorzukommen – und ihr nicht wieder hinterherzulaufen wie im vergangenen Jahr. Damals hatten Bund und Länder den fast infektionsfreien Sommer achtlos verstreichen lassen, ohne sich auf den Herbst vorzubereiten. Das geschah erst im August – viel zu spät, um Schlimmeres verhindern zu können. Ehe die beschlossenen Regelungen wirken konnten, war die Herbstwelle schon da und die Corona-Stationen vieler Krankenhäuser waren bereits voll.
Und was ist mit der Sommerwelle?
Bund und Länder scheinen ihre Lektion gelernt zu haben. Ein Plan für den Herbst ist in Arbeit. Doch bei all den Vorbereitungen auf die kalte Jahreszeit findet eine Sache fast gar keine Beachtung: die Sommerwelle. Schon jetzt sind die Fallzahlen so hoch wie im vergangenen Winter, die 100.000er-Marke bei den täglichen Neuinfektionen ist überschritten. Und die Politik setzt auf eine Augen-zu-und-durch-Strategie. Es bestehe „kein Grund zur Panik“, beschwichtigte Lauterbach, womit er nicht ganz unrecht hat. Die Lage in den Krankenhäusern ist verhältnismäßig entspannt, Infektionen verlaufen mit Omikron milder und die Mehrzahl der Menschen in Deutschland ist geimpft, geboostert und/oder genesen, besitzt also eine Immunität.
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Doch die Sommerwelle deshalb außer Acht zu lassen wäre ein Fehler. Denn schwere Krankheitsverläufe sind weiterhin möglich, und auch das Risiko für Spätfolgen bleibt hoch. Jede Infektion, die sich verhindern lässt, sollte verhindert werden. Dafür sind harte Maßnahmen zurzeit zwar nicht notwendig, aber ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Expertinnen und Experten empfehlen vor allem, in Innenräumen Masken zu tragen, regelmäßig Selbsttests durchzuführen und sich als Risikoperson ein zweites Mal boostern zu lassen. Und gleichzeitig muss die Bundesregierung multitaskingfähig sein: Sie muss sowohl einen verlässlichen Fahrplan für den Herbst liefern als auch wachsam bei der Sommerwelle bleiben.
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