Covid-19: Darum sollten junge Menschen umdenken
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Mit Abstand zueinander sitzen junge Menschen auf einer Wiese – doch bis zuletzt wurde der Abstand oft missachtet.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Hannover. In Zeiten der Corona-Krise wird viel über Risikogruppen geschrieben, diskutiert und nachgedacht. Schnell verbreiten sich Gerüchte. Anfangs wogen sich vor allem junge Menschen unter 30 in Sicherheit – Corona? Das trifft doch nur die Alten und Kranken! Ein bewiesener Irrglaube, wie die meisten mittlerweile wissen. Dennoch scheinen junge Menschen über die neuartige Lungenkrankheit ein anderes Denken zu haben – berechtigter Optimismus oder naiver Leichtsinn?
Corona-Zahlen suggerieren falsche Sicherheit
Eine aktuelle Umfrage der Marktforschungsagentur Mintel ergab, dass sich derzeit 49 Prozent der “Millennials” keine Sorgen über die Ansteckungsgefahr des Virus machen. “Millennials” bezeichnet die Generation, die in den frühen 1980er- bis zu den späten 1990er-Jahren geboren wurde. In der Gesamtbevölkerung machen sich nur 18 Prozent keine Sorgen um Corona. Warum haben die Jungen weniger Angst?
Nüchterne Statistiken und Zahlen könnten eine falsche Sicherheit suggerieren. So beträgt das durchschnittliche Alter der Verstorbenen an Covid-19 81 Jahre (laut Robert-Koch-Institut, Stand: 25.03.2020). Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an, heißt es beim RKI. Gerade ältere Menschen mit schwachem Immunsystem seien betroffen. Unabhängig vom Alter zählen auch Raucher sowie Menschen mit Grunderkrankungen wie Krebs, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen zur Risikogruppe.
Soziale Medien prägen Corona-Umgang
Dies können Gründe dafür sein, dass sich junge, gesunde Menschen scheinbar sicher fühlen vor einer Ansteckung mit dem Virus. Bis zuletzt konnte man in vielen deutschen Städten Jugendliche und junge Erwachsene im Park beobachten, die sich trafen, um zu feiern, dass sie schulfrei haben oder nicht zur Arbeit müssen beziehungsweise können. Von den sogenannten Corona-Partys mal ganz zu schweigen.
Dass Menschen unterschiedlichen Alters auch unterschiedlich auf Krisen reagieren, ist nicht ungewöhnlich. So bekommen Digital Natives durch ihre oft selbstverständliche Nutzung des Internets (vor allem soziale Medien) einen anderen Blick auf das Virus. Bei Facebook, Instagram und Co. herrscht ein humorvoller Umgang mit dem Virus – kursieren hier doch zig mehr oder weniger lustige Bilder, Videos und Memes zu Corona. Das prägt, sei es auch unbewusst.
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Auf der anderen Seite ist der unverkrampfte – aber nicht leichtsinnige – Umgang mit einem ernsten Thema an sich nicht falsch. So wird schon genug Panik verbreitet durch Videos, die falsche Fakten, Informationen oder gar Verschwörungstheorien enthalten und oft ungefiltert rasant über Messengerdienste wie Whatsapp geteilt werden.
Realität zeigt: Auch junge Menschen sterben
Die Realität wird vielen jungen Menschen vor Augen geführt, wenn sie ihren Blick in die Nachrichten wenden. Letzte Woche verstarb in Frankreich ein 16 Jahre altes Mädchen an der vom Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19. Das Mädchen habe keinerlei Vorerkrankungen gehabt, so die Eltern gegenüber der französischen Tageszeitung “Le Parisien”. In Spanien starb ein 21 Jahre alter Fußballtrainer – jedoch hatte er eine Vorerkrankung, von der er nichts wusste: Leukämie.
Allein diese beiden Fälle zeigen, wie unberechenbar das Virus und seine Folgen sind. Auch Menschen, die vermeintlich keiner Risikogruppe angehören, können einen schweren bis tödlichen Verlauf von Covid-19 durchleben. Warum ist das so?
Darauf können Wissenschaftler aufgrund mangelnder Datengrundlage und Studien aktuell keine Antwort geben. Experten betonen, dass eventuelle Gründe reine Spekulation seien. So sei es beispielsweise möglich, dass individuelle genetische Faktoren die Schwere des Krankheitsverlaufs beeinflussen, sagte Virologe Alexander Kekulé kürzlich im MDR-Podcast “Kekulés Corona-Kompass”. Auch könne eine extrem hohe Virusdosis einen negativen Einfluss auf den Verlauf haben.
Covid-19: Auch junge Personen gefährdet
Fazit: Junge und gesunde Menschen können sich sehr wohl mit Covid-19 anstecken und auch teils schwere, gar tödliche Verläufe der Krankheit erleben. Allerdings passiert es wesentlich seltener, wie aus einer Modellierungsstudie vom WHO-Kollaborationszentrum der Universität Hongkong hervorgeht. Patienten über 60 sterben demnach fünfmal so häufig an Covid-19 wie 30- bis 59-Jährige. Bei unter 30-Jährigen verringert sich das Risiko um weitere 40 Prozent.
Solche Zahlen der Wahrscheinlichkeit sollen nicht zur Verharmlosung anregen, sondern vielmehr zur Achtsamkeit. Die Sorglosigkeit von jungen Menschen sollte einem bewussten Umgang mit dem Thema weichen und intensive sowie extensive Sozialkontakte sollten – wie von Bund und Ländern angeordnet – vermieden werden.