Intensivpfleger: “Auf unserer Station herrscht eine gespenstische Ruhe vor dem Sturm”

Gerrit Sina (31) ist Intensivpfleger auf einer Lungenfachstation in einem großen Klinikum im Ruhrgebiet.

Gerrit Sina (31) ist Intensivpfleger auf einer Lungenfachstation in einem großen Klinikum im Ruhrgebiet.

"Ich bin nach meiner Ausbildung 2012 direkt in die Intensivpflege gegangen, und im Gegensatz zur peripheren Station, also der Normalstation im Krankenhaus, haben wir grundsätzlich mit Schwerstkranken zu tun. Hier geht es oft um Leben und Tod.

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Wegen unseres Lungenschwerpunkts sind wir gerade die Covid 19-Station für die gesamte Umgebung. Auf unserer Station gibt es 18 Intensivbetten, 20 weitere sind inzwischen vorbereitet worden. Wir haben aktuell vier Corona-Patienten, die beatmet werden müssen. Der Ansturm könnte theoretisch jeden Tag kommen.

“Jeder hier fragt sich: Was kommt da noch auf uns zu?”

Aus pflegerischer Sicht ist die Situation im Moment okay. Aber schon am nächsten Tag könnten 20 Corona-Patienten eingeliefert werden. Du gehst jeden Tag zur Abreit und weißt nicht, was auf dich zukommt. Man spürt diese innere Unruhe bei Pflegekräften und Ärzten, jeder hier fragt sich: Was kommt da noch auf uns zu?

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Die Stimmung hat sich in den vergangen Wochen krass geändert. Schon vor Corona waren die Bedingungen auf Station normal katastrophal. Und schon als das Coronavirus sich in China ausbreitete, war es Gesprächsthema unter Kollegen.

“Die Situation ist gespenstisch”

Seit etwa zehn Tagen ist Corona konkret spürbar geworden: Die Intensivstation ist so gut es geht leer gefahren worden, Patienten sind verlegt worden, es wurde Platz geschaffen für möglichst viele Corona-Patienten. Urlaube wurden verschoben, Kollegen aus anderen Bereichen werden hinzugezogen. Der Alltag im gesamten Krankenhaus hat sich geändert. Die Situation ist gespenstisch. Ungewissheit schwebt über allem.

Gerrit Sina (31) ist Intensivpfleger auf einer Lungenfachstation in einem großen Klinikum im Ruhrgebiet.

Gerrit Sina (31) ist Intensivpfleger auf einer Lungenfachstation in einem großen Klinikum im Ruhrgebiet.

Die Bilder der überfüllten Kliniken in Italien sind für uns schrecklich. Wenn ich das sehe, denke ich, das sind Kollegen, die im Prinzip die gleiche Arbeit machen wie wir, die allen Patienten gerecht werden wollen so wie wir. Ich habe schon viele Dienste erlebt, nach denen ich meine Füße nicht mehr gespürt habe, so anstrengend waren sie. Aber für uns ist es aktuell mehr psychisch herausfordernd.

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Ich würde meinen Beruf nicht tauschen wollen, aber wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich auch lieber im Homeoffice arbeiten. Man geht mit einem mulmigen Gefühl in die Isolationszimmer, man macht sich Sorgen – um die eigene Familie. Immerhin sind wir im Krankenhaus vorbereitet und können uns schützen. Wir wissen, dass die Leute Corona haben, wenn sie zu uns kommen. Das unterscheidet uns von den Mitarbeiten zum Beispiel im Supermarkt.

Was wir in den Krankenhäusern leisten, scheint den Menschen jedenfalls bewusst zu sein. Der Zuspruch ist schon enorm! Den erfahren wir sonst gar nicht, das ist schon cool. Was bei all dem Jubel zu kurz kommt sind aber zum Beispiel Müllmänner, Putzkräfte, Lieferanten. Im Prinzip alle, die gerade arbeiten. Aber wir in der Pflege fühlen uns schon geehrt."


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