Kliniknetzwerk geplant: Drosten liefert Erklärung zu wenigen Todesfällen in Deutschland
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Wollen Forschung und Kliniken besser vernetzen: Virologe Christian Drosten (vorne), Anja Karliczek (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa-pool/dpa
“Der Grund, warum wir in Deutschland im Vergleich wenige Todesfälle haben, ist hinreichend dadurch erklärt, dass wir so eine starke Labordiagnostik haben”, sagte Charité-Virologe Christian Drosten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und dem Charité-Vorstandsvorsitzenden Prof. Heyo Kroemer. “Wir schätzen, dass eine halbe Million PCR-Tests jede Woche durchgeführt werden”, erklärte Drosten.
Die Unikliniken und Labore spiele eine sehr wichtige Rolle bei der Virusbekämpfung und medizinischen Versorgung. Ein wichtiger Teil zur besseren Bekämpfung der Epidemie werde zudem der Aufbau eines Forschungsnetzwerks sein, kündigten Drosten und Karliczek an. 150 Millionen Euro stelle das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für dieses Jahr dafür zur Verfügung, kündigte Karliczek an. Ziel sei es, die Forschungsaktivitäten der deutschen Universitätsmedizin zur Bewältigung der aktuellen Pandemiekrise zu bündeln und zu stärken.
Engere Vernetzung unter Unikliniken für Erkenntnisse zu Covid-19
“Diese Initiative ist einmalig in dieser Ausnahmesituation für unsere Gesellschaft”, betonte die Bundesforschungsministerin. “Wir brauchen die wirksamsten Ideen und Konzepte, um die Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen und gleichzeitig das Personal zu schützen.” Die Berliner Charité werde dieses Netzwerk koordinieren.
Über eine nationale Taskforce sollen Maßnahmenpläne, Diagnostik- und Behandlungsstrategien möglichst aller deutschen Universitätskliniken zusammengeführt und ausgewertet werden. Das Ziel laut Virologe Drosten, der an der Entwicklung des Netzwerks beteiligt ist: Voneinander und miteinander lernen, an den Unikliniken und den lokalen Stadtkrankenhäusern.
Nur so könnten Strukturen und Prozesse in den Kliniken geschaffen werden, die eine möglichst optimale Versorgung der Erkrankten sicherstellen. “Es geht darum, fließende Übergänge zwischen der Forschung und der Versorgung der Patienten zu schaffen”, betonte Drosten.
Zentrale Datenbank zu behandelten Patienten geplant
An perspektivisch allen Universitätskliniken gehe es jetzt darum, die Daten der behandelten Patienten systematisch zu erfassen und in einer Datenbank zu bündeln. So könnten die Krankengeschichten oder auch Daten zur Konstitution der Erkrankten besser zusammengeführt werden.
“Wir verstehen im Moment zum Beispiel noch nicht wirklich, warum bestimmte Menschen, auch Jüngere, unterschiedlich auf das Virus reagieren”, erklärte Kroemer. In täglichen Telefonaten könnten sich Mediziner und Forscher dazu austauschen. Auch die Testung auf Covid-19 wolle man gemeinsam weiterentwickeln. Es gehe im Netzwerk auch darum, wenn die Epidemie einmal vorbei sei, sich Gedanken über Reservekapazitäten für ähnliche Szenarien in der Zukunft zu machen.
RND/ sbu