Maskenpflicht in der Schule: Was empfehlen Kinderärzte?
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Kinder im Grundschulalter können eine Maske tragen, empfehlen Kinderärzte. Sie sollten aber nicht dazu gezwungen werden und sie jederzeit abnehmen können.
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Es ist eine der noch ungelösten Fragen im Pandemie-Winter: Wie lässt sich der Schulunterricht in großen Klassen fortführen und trotzdem der Schutz vor Ansteckungen mit dem Coronavirus gewährleisten? Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben sich geeinigt: Die Alltagsmaske sollen von nun an bundesweit alle Schüler ab der 7. Klasse tragen, allerdings abhängig von den regionalen Corona-Zahlen.
Als unscharfe Grenze werden im Beschlusspapier der Bundesregierung “deutlich mehr” als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner genannt. Allerdings gilt in den meisten Bundesländern längst eine Maskenpflicht im Unterricht und zwar schon ab der 5. Klasse, in Bayern sogar an Grundschulen. Keine flächendeckende Maskenpflicht im Unterricht gab es zuletzt nur noch in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
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Alltagsmasken in der Schule: Verunsicherung bei Eltern
Befürchtungen, Masken könnten die Atmung beeinträchtigen, die Versorgung mit Sauerstoff gefährden oder zu einer gefährlichen Anreicherung von Kohlendioxid führen, sind unbegründet.
Aus der Stellungnahme
Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte zuletzt davor, dass eine Maskenpflicht pädagogisch problematisch sein könnte. Kinder seien beim Lesen- und Schreibenlernen und auch aus emotionalen Gründen auf die Mimik angewiesen. Vor allem die Kleineren in der Grundschule. Zudem vermutete Hoffmann, dass Masken die Konzentrationsfähigkeit einschränken und zu Unwohlsein führen könnten. Sie betonte, Masken seien kein Ersatz für Abstand, Lüftungsmöglichkeiten und Hygiene. „Wo man versäumt hat, nachzurüsten in den Sommerferien.“
Eine Verpflichtung zur Maske im Schulbetrieb habe auch zu Sorgen bei Eltern und Erziehern geführt, ob diese Maßnahme auch Risiken beinhalten könnte, beobachtet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. In einer Mitte November veröffentlichten Stellungnahme gemeinsam mit dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin betonen die Mediziner: Für gesunde Kinder und Jugendliche sei nach derzeitigem Wissensstand von keinem Gesundheitsrisiko auszugehen.
„Befürchtungen, Masken könnten die Atmung beeinträchtigen, die Versorgung mit Sauerstoff gefährden oder zu einer gefährlichen Anreicherung von Kohlendioxid führen, sind unbegründet“, heißt es in dem Schreiben. Auch führten Masken bei entsprechender Aufklärung von Eltern nicht zu seelischen Problemen oder gar Schäden. Vielmehr schützten Alltagsmasken das Kind und auch seine Umgebung. „Die subjektiven Probleme und das Störempfinden beim Tragen der Maske werden dennoch uneingeschränkt anerkannt“, räumen die Fachgesellschaften ein. Eine kindgerechte Vermittlung der Notwendigkeit dieser Maßnahme sei deshalb entscheidend und eine gesellschaftliche Aufgabe.
Ab welchem Alter sollten Kinder welche Masken tragen?
Masken seien wichtig zur Verhinderung der Ausbreitung von Sars-CoV-2. In der Güterabwägung von individuellen und gemeinschaftlichen Risiken könne es in der konkreten infektionsepidemiologischen Situation erforderlich, vertretbar und zumutbar sein, dass auch Kinder Masken tragen. Denn auch sie könnten Virusträger sein, die Infektion verläuft bei ihnen oft ohne auffällige Symptome. Konkret empfehlen die Gesellschaften in ihrer gemeinsamen Stellungnahme:
- Kinder ab 10 Jahre können lernen, sicher und effektiv selbstständig mit einer Maske umzugehen. Sie sollten wissen, wie und wann sie die Maske wieder abnehmen können, auch um die Tragezeit zu begrenzen.
- Kinder ab 6 Jahren können optional eine Maske tragen, aber sie sollten nicht dazu gezwungen werden und sie sollten sie jederzeit abnehmen können, wenn sie dies möchten. Eine größenadaptierte chirurgische Maske sei die vernünftigste Lösung. Selbst genähte Mund-Nasen-Bedeckungen könnten alternativ verwandt werden. Von Schals wird abgeraten: Sie hätten einen undefinierten Atemwegswiderstand, könnten das Gesicht bedecken und sich um den Hals wickeln.
- Eine Maske sollte nur bei wachen Kindern verwandt werden, nicht bei Kindern unter 2 Jahren, nicht bei schweren Atemproblemen, wenn die Kinder die Maske nicht ohne Hilfe entfernen können, oder wenn sie aufgrund einer geistigen oder körperlichen Behinderung, ihrer intellektuellen Reife oder wegen Verhaltensauffälligkeiten diese nicht bestimmungsgemäß einsetzen können.
- Bei behinderten oder chronisch kranken Kindern sollte unter Mitwirkung des behandelnden Arztes eine individuelle und situationsabhängige Entscheidung für oder gegen eine Maske gefällt werden.
Virologen betonen Schutzwirkung von Masken
Eine Analyse von Schülern mit Sars-CoV-2 Kontakten aus Baden-Württemberg lasse für Schulen mutmaßen, dass das Tragen von Masken die Virustransmission in Schulen effektiv reduziert, betont auch die Gesellschaft für Virologie in einer Stellungnahme von Anfang November. Derzeit sei ein großes Potenzial an Fehlinformationen und Unwahrheiten aus unterschiedlichsten Quellen zur Frage, inwiefern das Tragen von Masken zum Infektionsschutz beträgt, in Umlauf.
Die manchmal geäußerte Meinung, dass die Porengröße für die winzig kleinen Viren zu groß ist, sei beispielsweise falsch. Viren würden in respiratorischen Tröpfchen ausgeschieden und nicht als einzelne freie Viruspartikel. Ein gewisses Problem sei allerdings, dass Masken nicht immer vollkommen dicht am Gesicht anliegen. „Je besser eine Maske sitzt, desto geringer ist die Gefahr, dass potentiell virushaltige Tröpfchen austreten“, erklären die Virologen. Möglichst viel Abstand zu halten reduziere die Virusübertragung beim Tragen der Maske noch weiter. Die Maßnahmen ergänzten sich.
Sind Masken beim Sport schädlich?
Mit Blick auf erste Studien fürchten auch die Virologen keine grundsätzlichen Gesundheitsrisiken beim Tragen einer Maske beim Sport. Beim Tragen von chirurgischen Masken sei unter zeitlich begrenzter Belastung keine höhergradige Beeinträchtigung der Sauerstoffversorgung oder des Abatmens von Kohlendioxid zu erwarten. Aber: „Eine Atemnot unter Belastung kann subjektiv vorhanden sein oder auch durch unterschiedliche Temperaturempfindungen hervorgerufen werden.“
Inwiefern eine sehr lange Tragedauer chirurgischer Masken Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem hat, müsse noch untersucht werden. Bei Sport treibenden jungen gesunden Männern sei es aber in einer Studie auch bei starker Belastung zu keinen nennenswerten Sauerstoffveränderungen im Blut gekommen. Die Ergebnisse ließen darauf schließen, dass Maskentragen bei gesunden Menschen auch bei ausgeprägter Aktivität hinsichtlich der Blutgasversorgung unschädlich ist.