Außergewöhnliche Sinneswahrnehmung
Für Menschen mit Synästhesie kann der Montag rot sein oder sich ein Konzert blau anhören: Bei ihnen vermischen sich verschiedene Sinneswahrnehmungen. Krankheit oder Gabe? Der Grund ist wahrscheinlich eine spezielle Form der Verknüpfung von Nervenbahnen.
„Salziges schmeckt grün bis blau, Süßes orange bis rötlich. Pures Salz und reiner Zucker fangen zunächst blau und rot zu schmecken an, in ihrer jeweils höchsten Intensität aber beide weiß. Ein Orgasmus endet nach vielen Gold- und Rottönen bei Weiß, aber auch die Schmerzen einer Geburt steigern sich aus blauen und gelben Schmerzfarben bis zu Weiß hin.“ Auf die meisten Menschen wirkt diese Schilderung komplett verwirrend. Doch für die Frau mit Synästhesie, die hier ihre Wahrnehmung beschreibt, ist all das alltäglich.
Bei einer Synästhesie verknüpft das Gehirn verschiedene Sinneskanäle. Synästhetiker und Synästhetikerinnen können Töne sehen oder Wörter schmecken. Für Menschen mit Synästhesie kann sich Schmerz also tatsächlich „weiß anfühlen“ der Montag „blau sein“ oder Wein „grün schmecken“. Besonders häufig kommt die „Ton-Farbe-Synästhesie“ vor, bei der Geräusche, Musik und Stimmen, aber auch ausgesprochene (oder gelesene) Buchstaben und Zahlen das Sehen von bestimmten Farben auslösen. Möglich ist auch, dass Geschmäcker Farben zugeordnet werden. In seltenen Fällen kommt es sogar vor, dass Gerüche gleichzeitig als Farben wahrgenommen werden oder Wörter zu Geschmacksempfindungen führen.