Mann stirbt nach Vibrionen-Infektion: Das sollten Sie beim Baden beachten
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Eine Infektion mit Vibrionen kann beim Baden in der Ostsee zur Gefahr werden.
© Quelle: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa
Rostock. Wie das Landesamt in Mecklenburg-Vorpommern meldet, ist dort ein 74-jähriger Mann nach dem Schwimmen in der Ostsee verstorben: Er hatte sich eine Infektion mit Vibrionen zugezogen. Um was für einen Erreger handelt es sich und welche Gefahr besteht beim Baden?
„Vibrionen gehören zur Gattung der Bakterien und kommen in allen salzhaltigen Gewässern vor”, sagt Heiko Will, Direktor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern. Besonders sprunghaft würden sich die Vibrionen ab einer Wassertemperatur von über 20 Grad vermehren. Vor allem in der Ostsee könnte im Zuge des Klimawandels die Gefahr für Infektionen steigen. Durch längere Hitzeperioden könnte die Wassertemperatur in Zukunft häufiger über 20 Grad klettern, so dass sich die Bedingungen für Vibrionen verbessern.
Gefährlich für Menschen mit Vorerkrankungen
Aber auch wenn die Temperatur danach wieder sinkt, seien die Bakterien noch nachweisbar, so Will. Die Erkrankung zeige sich durch eine Wundinfektion, daher komme auch der Begriff „fleischfressende Bakterien“. Die Infektion könne sich auch auf andere Körperteile ausweiten und im schlimmsten Fall zu einer Amputation der Betroffenen Gliedmaße oder einer Sepsis führen.
In weniger schweren Fällen erfolgt die Behandlung durch die Einnahme eines Antibiotikums. Ein frühes Symptom einer durch Vibrionen ausgelösten Wundinfektion ist laut Robert Koch-Institut (RKI) ein lokaler Schmerz, „der angesichts der sichtbaren Wunde überproportional stark erscheint”. Zudem können Fieber, Schüttelfrost und eine Sepsis auftreten.
Das Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern weist allerdings auch drauf hin, dass eine Erkrankungsgefahr im Wesentlichen für Menschen mit bestimmten Risikofaktoren besteht – etwa mit bestimmten chronischen Grundleiden oder einer Immunschwäche. Auch Menschen höheren Alters seien gefährdet. Badegäste, die zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen haben, sollten demnach den Kontakt mit Meer- oder Brackwasser vermeiden. Der nun verstorbene 74-Jährige war chronisch krank gewesen und hatte sich über offene Wunden infiziert.
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In den vergangenen Jahren lag die Zahl bekannter Vibrionen-Infektionen in Deutschland bisher höchstens im niedrigen zweistelligen Bereich. In Mecklenburg-Vorpommern wurden beispielsweise für 2022 zehn Infektionen gemeldet, 2021 waren es insgesamt sechs Infektionen gewesen. Die erste Vibrionen-Infektion der aktuellen Badesaison war Ende August gemeldet worden. Damals hatte sich eine 86-Jährige infiziert, die in einem Krankenhaus behandelt werden musste. Auch sie hatte chronische Vorerkrankungen und war mit einer offenen Wunde baden gegangen. Das Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern informiert in Lageberichten regelmäßig über die Zahl der aufgetretenen Vibrionen-Infektionen.
Auch Infektionen durch Lebensmittel möglich
In extrem seltenen Fällen können Vibrionen auch über die Nahrung aufgenommen werden, sofern Meeresfrüchte nicht richtig gegart worden sind. In diesem Fall äußert sich die Infektion durch Schüttelfrost sowie Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind die typischen Symptome krampfartige abdominale Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit und wässriger Durchfall. In den meisten Fällen sei der Verlauf jedoch mild. Nur bei schweren Verläufen könne es zu einer Sepsis kommen.
Bisher kommen solche Infektionen nur im Mittelmeerraum vor. Doch durch die globale Erderwärmung und steigende Meerwassertemperaturen kann es aus Sicht des Bundesinstituts für Risikobewertung „durch den Verzehr von Seafood auch in Deutschland perspektivisch zu einer Zunahme derartiger Lebensmittelinfektionen kommen.“
Wer den Verdacht hat, sich mit Vibrionen infiziert zu haben, sollte so schnell wie möglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Er oder sie sollte dann darüber informiert werden, dass man in einem salzhaltigen Gewässer gebadet hat.
RND/Cecelia Spohn/mf/dpa/ih
Wir haben diesen Artikel am 20.09. 2023 zuletzt aktualisiert