Entenhausens größtes Genie: Daniel Düsentrieb wird 70 Jahre alt
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Ein Abbild der Comicfigur Daniel Düsentrieb ist im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale (Bayern) in seiner Werkstatt zu sehen. Vor 70 Jahren hatte das „größte Genie von Entenhausen“ seinen ersten Auftritt.
© Quelle: picture alliance / dpa
Er ist das einzig hart arbeitende Geflügel in Entenhausen – Daniel Düsentrieb, der wohl klügste Hahn der Welt. Gut, Onkel Dagobert ist auch stets irgendwie mit der Mehrung seiner Fantastilliarden beschäftigt und sein Neffe Donald Duck versucht zumindest kleidungsmäßig den Eindruck zu erwecken, er mache irgendwas Maritimes. Aber Jobs sind das eher nicht. Daniel Düsentrieb dagegen ist ganz offiziell Erfinder – das „größte Genie in Entenhausen“. Und das seit nunmehr 70 Jahren.
Der Verlag feiert seinen genialen Vogel einen Monat lang
Weil der Comicverlag Egmont-Ehapa auf RND-Anfrage kein konkretes „Ersterscheinungsdatum“ nennen konnte und seinen Dipl.-Ing.-Vogel deshalb den ganzen Monat lang feiert, und weil Düsentriebs Debüt in einem Comicheft nur grob mit „Mai 1952“ angegeben wird, tragen wir unsere Jubiläumsglückwünsche vorsichtshalber am 1. Mai vor – damit wird das unbekannte Datum zumindest nicht verpasst. Und – mal ehrlich – der Tag der Arbeit passt bestens zu einem Mann, dessen Motto „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ nicht nur totale Arbeitsfreude signalisiert, sondern sogar Eingang in den Sprachgebrauch der Deutschen gefunden hat.
Eitelkeit ist Daniels Sache nicht
Düsentrieb, ein gebürtiger Entenhausener, ist einer für den zweiten Blick. Nicht so cholerisch wie der rasende, stets abgebrannte Donald, nicht so solipsistisch wie der Geizkragen Dagobert und gewiss hat der Herr mit der Werkzeugkiste nicht ein Hundertstel von der Eitelkeit des Schönlings Gustav Gans. Bei ihm war stets das Leise das neue Laut. Auch ist ihm die Optimierung seines Erscheinungsbilds ziemlich egal. „Hot“ sollen mal ruhig die anderen sein, „brainy“ ist besser.
So pflegt er ein eher unscheinbares Auftreten: Hemd (oft blau), Weste drüber, Hose (meist braun). Die Düsentriebsche Frisur (statt eines Kamms wie sonst bei Hähnen üblich) mutet an, als sei zwischen Hütchen und Schädel ein alter räudiger Fuchsschwanz eingeklemmt worden. Ein Zwickel sitzt ihm als das Signum des ewig Suchenden und Untersuchenden auf der Nase. Meist ist der Mann verträumt bis schusselig. Eine Daisy – wen wundert’s – war nie an seiner Seite zu finden.
Frühe KI – Düsentrieb wird erst durchs Helferlein komplett
Wohl aber – seit 1956 – das Helferlein, eine frühe KI, äußerlich eine Glühbirne mit Extremitäten, die den Überblick behält, wenn seinen Konstrukteur wieder mal die Konzentration verlässt. Der Roboter rettet seinen arbeitsfreudigen Herrn verlässlich – kaum zu glauben, dass seine Ursprünge in einer Lampe liegen, die Donald Duck einst zur Reparatur bei Düsentrieb vorbeigebracht hat.
Helferleins notorisches „Bzzz“, das dem Comicleser rein gar nichts sagt, wird von seinem Meister wie eine elektronische Fremdsprache verstanden. Gemeinsam sind sie stark, wobei die Denkkappe nicht verschwiegen werden soll – eine Art Einfallstor für Einfälle, das aussieht wie ein Dach mit Nest und Vögeln drin.
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Geschenk für den ewigen Disney-Sidekick: Das neueste „Lustige Taschenbuch“ ist dem Jubilar Daniel Düsentrieb gewidmet.
© Quelle: Ehapa
Ersonnen hat das Gespann für den technischen Fortschritt in der bunten, muckeligen Welt der anthropomorphen Disney-Tiere der wohl legendärste aller Figurenschöpfer des Konzerns – der große Carl Barks. Ausgangspunkt war dabei eine 1937 für einen Film verworfene Skizze, aus der Barks 15 Jahre später einen Charakter entwickelte, der ihm schlussendlich der liebste war. Weil er selbst gern Erfinder geworden wäre.
Beim ersten Auftritt sah Daniel gezeichnet fürs Leben aus
So hopste also in Folge 140 der Heftchenreihe „Walt Disney’s Comics and Stories“ der Hahn mit dem hellen Köpfchen erstmals ins Bild – um mit einer Hüpfstelze und umgeschnalltem Fass Butter zu stampfen.
Funktionierte nicht so ganz, wie seinem Gesichtsausdruck entnommen werden konnte, der irgendwie nach „gezeichnet für sein Leben“ aussah. Auch war nicht jedes seiner Raumschiffe, seiner Sicherungsapparaturen für Dagoberts kolossalen Geldspeicher, seiner vielen Zeitmaschinen frei von Tücke. Wozu man ein Telefon mit eingebautem Bügeleisen braucht oder ein tragbares Loch? Oft kam beim Erfinden eben der Künstler durch, der der Sohn von Dankwart Düsentrieb, der Enkel von Dübel Düsentrieb, eigentlich werden wollte. Und oft passte seine neueste Kreation perfekt zum Augenblick, erfüllte die Bedürfnisse der jeweiligen Geschichte. Für Donald Ducks Superhelden-Alter-Ego Phantomias lieferte der Unermüdliche die Gadgets – wie Q für James Bond.
Altruisten wie er sind selten geworden. So ist es nur recht und billig, wenn der Verlag diesen verdienten Hahn derzeit hochleben lässt. Am 26. April erschien das „Lustige Taschenbuch 558: Das Zeitportal“, in dem sich Düsentrieb Dinosaurier und Aliens in die Werkstatt holt. Und am 6. Mai folgt das „Lustige Taschenbuch – Enten Edition 74″ mit gleich 17 knuffigen Düsentriebiaden.
Kreuzer und Taler waren dem bescheidenen Daniel egal
Großes Geld gabs selten für ihn, meist hatte Onkel Dagobert nur ein paar Kreuzer übrig. Aber Reichtum war auch nie, was den bescheidenen Düsentrieb antrieb – sondern die Neugier. Und des Ingenieurs liebster Lohn war das erleichterte Bravissimo derer, denen er aus der Patsche half. Und wenn er mal auf fremde Gedanken zurückgriff, dann sah er das Wissen als großen Pool, zuckte mit den Schultern und aus seinem Schnabel fuhr eine Sprechblase mit „Besser gut abgeschaut, als schlecht selber gebaut“.