Der Messi-Maler: Er friert diesen Moment ein
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Maxi Bagnasco vor einem seiner Kunstwerke in Buenos Aires.
© Quelle: Tobias Käufer
Es dauert keine zwei Minuten, da muss Maxi Bagnasco bereits für das erste Selfie bereitstehen. In Palermo, einem schmucken Ausgehviertel von Buenos Aires, ist eines seiner spektakulären Messi-Porträts zu sehen. Natürlich überlebensgroß. „Maxi, ich habe dir auf Instagram geschrieben, aber du antwortest nie“, ruft die Radfahrerin und nutzt die Gelegenheit für ein schnelles gemeinsames Foto von Künstler, Kunstwerk und sich selbst.
Maxi Bagnasco, der Mann, der inzwischen weltweit, aber vor allem in Buenos Aires riesige Porträts von Lionel Messi oder Diego Maradona auf die Häuserwände malt, ist inzwischen selbst ein kleiner Star, mit über einer halben Millionen Follower auf den verschiedenen Plattformen der sozialen Netzwerke – und mit vollen Auftragsbüchern.
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Inzwischen selbst ein Star: Maxi Bagnasco wird um ein Selfie gebeten.
© Quelle: Tobias Käufer
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag spielt Argentinien das erste Mal nach den rauschenden Feierlichkeiten bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar wieder im eigenen Land gegen Panama Fußball. Über 1,8 Millionen Karten hätte der Verband AFA für dieses sportlich eigentlich bedeutungslose Spiel verkaufen können, mehrere Zehntausend Journalisten – oder solche, die sich dafür ausgegeben haben – wollten sich akkreditieren lassen. Alle wollen Messi und die anderen Weltmeister live und lebendig sehen.
Maradona und Messi: die Übermenschlichen
Einer der Gewinner der aktuellen Euphorie ist Maxi Bagnasco. „Die meisten Leute sagen zu mir auf der Straße: ‚Danke, dass du Diego gemalt hast‘ … Diego riesig nahe auf einer Wand optisch so nah am Himmel zu sehen, das sei imposant. Mich bewegt das sehr zu sehen, wie emotional die Menschen berührt sind“, sagt Bagnasco. Die fast schon religiöse Verehrung samt Heiligenbildern von Messi, Maradona oder Torwart „Dibu“ Martinez will Bagnasco nicht überbewerten: „Wenn wir zu Maradona Gott sagen oder Messi einen Messias nennen, meinen wir nicht etwas Religiöses im engeren Sinn. Wir sprechen von etwas Unerreichbarem. Maradona und Messi haben etwas geschafft, was wir normale Menschen nicht schaffen können, etwas Übermenschliches. Deswegen sind sie für uns Gott oder Messias. Fußball ist hier Teil einer spirituellen Kultur.“
Und diese Form der spirituellen Fußballkultur, die die argentinische Fankultur so einmalig macht, werde von Generation zu Generation weitergetragen: „Wir vergöttern quasi Menschen, in diesem Fall tun wir das mit Messi, Maradona, unsere besten Spieler. Ins Stadion zu gehen, zu den Spielen, die Mannschaft zu unterstützen – das ist eine Lebenseinstellung, die über Generationen hinweg weitergegeben wird. Jedes Viertel hat eine Mannschaft, und so haben sich viele ihren Klub ins Gesicht tätowieren lassen und viele wollen sie auf Wandbildern verewigt sehen.“
Inzwischen hat sich seine Kunst auch im Kreis der Nationalspieler herumgesprochen. Mit Ángel Di María, einem der Weltmeister, hat er sich in Rosario getroffen, der gemeinsamen Heimatstadt der beiden Stars. „Di María kam eines Tages vorbei, brachte Mate und Gebäck mit und wir haben gequatscht“, erinnert sich Bagnasco. Mit Messi selbst hatte er bislang noch keinen Kontakt, „aber mit Lio will ja auch die ganze Welt sprechen“. Inzwischen haben auch große Sportartikelhersteller die Kunst von Bagnasco entdeckt und buchen ihn für Werbeaufträge. In Jamaika malte er Reggae-Star Bob Marley auf die Häuserwände. Nur für eines steht er nicht zur Verfügung: „Aus der Politik halte ich mich heraus. Ich will nicht, dass irgendeine Partei meine Kunst für ihre Zwecke instrumentalisiert.“