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ESC-Finale in Liverpool

Australiens Eurovision-Star ist Anwalt und kommt ursprünglich aus Deutschland

Eigentlich ist Daniel Estrin gebürtiger Niedersachse. Doch beim diesjährigen Eurovision Song Contest tritt er mit der Band Voyager für Australien an.

Eigentlich ist Daniel Estrin gebürtiger Niedersachse. Doch beim diesjährigen Eurovision Song Contest tritt er mit der Band Voyager für Australien an.

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Sydney. Eigentlich ist Daniel Estrin gebürtiger Niedersachse. Doch der Sänger der australischen Band Voyager lebt, seit er elf Jahre alt ist, in Australien. Estrin hat es mit seinem Quintett ins ESC‑Finale am Samstag geschafft. Dass Estrin nicht in Australien geboren wurde, ist für das Land nicht ungewöhnlich. Australien ist ein Multikulti-Land, rund 30 Prozent wurden in einem anderen Land geboren, etwa die Hälfte aller Australierinnen und Australier hat zumindest ein Elternteil, das aus dem Ausland stammt.

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Eigentlich ist Estrin Anwalt und auf Einwanderungsrecht spezialisiert. In dieser Rolle wurde er selbst schon bei hochkarätigen Fällen wie dem von Tennisstar Novak Djokovic zurate gezogen, dem die frühere australische Regierung einst die Teilnahme am Australian Open vermieste, da er nicht gegen Covid‑19 geimpft war.

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Der „erste Anwalt“ beim ESC

Dass er nachts vom Anwalt zum Rockstar „mutiert“, das müsse etwas mit seiner „linken und rechten Gehirnhälfte“ zu tun haben, scherzte er im Interview mit dem australischen Sender SBS, der den ESC in Australien ausstrahlt. Alles in allem würden sich die beiden Karrieren aber ganz gut ergänzen. Schließlich müsse man beim Einwanderungsgesetz auch oftmals kreative Lösungen finden und Strategien entwickeln.

Kein Selenskyj-Grußwort beim Eurovision Song Contest

Der Staatschef wollte sich angeblich am Samstag beim ESC‑Finale in Liverpool mit einer Videobotschaft an das Publikum wenden. Selenskyjs Sprecher dementiert.

Trotzdem glaubt er „der erste Anwalt“ zu sein, der am ESC teilnimmt, wie der 41‑jährige Sänger sagte. „Ich weiß, dass San Marino vor einiger Zeit einen Zahnarzt geschickt hat, daher bin ich ziemlich zuversichtlich, dass ich der einzige Einwanderungsanwalt bin, der an dem Wettbewerb teilgenommen hat.“

Eine „hymnische Rockreise“

Seine Liebe zum ESC hat Estrin bereits aus Deutschland mitgebracht. Doch damals hätte er es sich noch nicht träumen lassen, dass er mal für Australien auf der Bühne stehen würde. Bereits im letzten Jahr belegte seine Metalband bei der Auswahl in Australien den zweiten Platz. Dieses Jahr schafften die fünf Musiker nun die Teilnahme mit dem Song „Promise“, der das Publikum auf eine „hymnische Rockreise“ mitnehmen möchte.

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Dieses Konzept kam auch in Europa an: Voyager schaffte es ins Finale am Samstag. Letzteres sollte eigentlich in der Ukraine stattfinden, doch aufgrund des russischen Angriffskrieges musste das britische Liverpool einspringen. Insgesamt werden 26 Länder vertreten sein.

Australiens ESC-Fans schauen um 5 Uhr am Morgen

Um zu verstehen, warum die „Aussies“ überhaupt an dem europäischen Gesangswettbewerb teilnehmen dürfen, muss man ein wenig in die Vergangenheit schauen. Nachdem der ESC sich über die Jahre eine stattliche Fangemeinde aufgebaut hatte, schalteten sich auch die Australier ab 1983 vom anderen Ende der Welt zu. Da Australien ein Einwanderungsland ist und viele Immigranten aus Europa stammen, kam das Programm ausgesprochen gut an – und das, obwohl die Livesendung zum ESC läuft, wenn es in Australien gerade mal 5 Uhr morgens ist.

Die Treue der heimwehkranken Europäerinnen und Europäer am anderen Ende der Welt wurde 2015 erstmals belohnt. Zum 60. Jubiläum des Wettbewerbs lud man auch Australien zur Teilnahme ein. In Down Under war die Freude riesengroß: „Wir durften direkt ins große Finale nach Wien in Österreich“, jubelte man bei SBS. Und als Scherz hintendrein: Ab nach „Austria“ – aber das würde sich ja auch schon fast wie „Australia“ anhören. Der australische Vertreter – der Sänger Guy Sebastian – schnitt dabei auch recht passabel ab: Er schaffte es immerhin auf den fünften Platz. Seitdem ist Australien mit dabei und kann sich sehen lassen. Im Folgejahr belegte die Sängerin Dami Im sogar den zweiten Platz. Damit liegt die Messlatte für Daniel Estrin und seine Band hoch, doch immerhin ist es den fünf bereits gelungen, den vermeintlichen „Rockfluch“ beim ESC zu besiegen und im Finale aufzutreten.

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