Wissenschaftskommunikatorin Mai-Thi Nguyen-Kim sprach mit Universitätspräsident Metin Tolan über ihr neues Buch – das sie eigentlich nie schreiben wollte. Im Nachhinein sagt sie: „Ich bin so froh, dass ich es doch geschrieben habe.“ Durch Corona sei das Thema nun aktueller denn je.
Göttingen.Schon seit Wochen war die Veranstaltung ausverkauft, 650 Menschen konnten sie am Donnerstagabend live in der Sheddachhalle von Sartorius verfolgen: Deutschlands wohl bekannteste Wissenschaftskommunikatorin und promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim war mit ihrem im März bei Droemer erschienenen Buch „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ zu Gast beim Göttinger Literaturherbst. Nguyen-Kim las aus ihrem Buch und kam danach noch ins Gespräch mit Metin Tolan, der seit 2021 Präsident der Uni Göttingen ist. Auch der langen Schlange zum Signieren stellte sie sich nach der Veranstaltung noch. Bekannt ist sie vor allem durch ihren YouTube-Kanal „mailab“, ihr Video „Corona geht gerade erst los“ aus dem April 2020 wurde über 6,6 Millionen Mal geklickt. Angela Merkel zitierte sie im vergangenen Jahr in einer Regierungserklärung, gemeinsam mit Harald Lesch gewann sie bereits 2019 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für ihre wissenschaftsjournalistische Arbeit.
In „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ behandelt Nguyen-Kim in neun Kapiteln kontroverse Themen: Drogen, Homöopathie und der Gender Pay Gap sind nur einige davon. Mit dem Buch möchte sie die Debatte versachlichen und mithilfe von Wissenschaft feststellen: Gibt es so etwas wie eine kleinste gemeinsame Wirklichkeit bei solchen Diskussionen, eine Basis, auf die sich alle einigen können? Und wo sollte man unterschiedliche Meinungen aushalten müssen, weil man es schlicht nicht genau weiß, wer Recht hat? „Ihr werdet feststellen, in jedem Abschnitt ist die kleinste gemeinsame Wirklichkeit kleiner, als man denkt“, zieht Nguyen-Kim nach der Lesung im Gespräch mit Tolan ihr Fazit – ein eher ernüchterndes.