Gefeierte Premiere von Hair in Bad Gandersheim
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Das Musical Hair nimmt die Zuschauer der 61. Gandersheimer Domfestspiele mit in das Jahr 1968 (v.l. Lemuel Pitts, Sven Olaf Denkinger, Rebecca Stahlhut, Carina Shamila).
© Quelle: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Rudolf A. Hillebrecht
Bad Gandersheim. „Good morning Oklahoma, it’s gonna be a beautyful day“, klingt es aus dem Radio, als die Mutter von Hauptdarsteller Claude, gespielt von Daniel Eckert, mit einem frisch gebackenen Kuchen die Bühne betritt. Besonders schön wird der Tag für den Vater, als dieser den Einberufungsbescheid seines Sohnes aus der Post holt. Claudes Leben wird sich ändern. Bevor er zur Armee geht, will er in New York noch einmal die Freiheitsstatue sehen und mit einem Boot um Manhattan fahren. In der Großstadt trifft der Junge vom Land auf eine Hippie-Kommune, lässt sich von ihrem Leben aus freier Liebe und Drogen begeistern.
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Daniel Eckert (l.) und Sven Olaf Denkinger
© Quelle: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Rudolf A. Hillebrecht
Zeitalter des Wassermanns
Die Hippies singen vom Zeitalter des Wassermanns, einer Zeit des Friedens und der Freiheit. Die Zeit in New York sieht 1968 anders aus. Die USA befinden sich im Krieg mit Vietnam. Rassismus ist ebenfalls ein zentrales Thema. „Die Idee ist: Weiße schicken den Schwarzen in den Krieg gegen den Gelben, um das Land zu verteidigen, das sie vom Roten gestohlen haben“, erläutert der afro-amerikanische Hippie Hud, gespielt von Lemuel Pitts. Im Inneren hat das Land mit Studentenunruhen zu kämpfen und auch der Generationenkonflikt ist unübersehbar. All diese Probleme zusammen mit Drogenkonsum und Sex vermischt Hair zu einem bunten Mix aus choral klingenden Rocksongs, die längst Kultstatus erlangt haben.
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vorn Tim Müller (l.) und Daniel Eckert, links Hermann Bedke.
© Quelle: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Rudolf A. Hillebrecht
„So viel Energie“
„Das war Wahnsinn“, war Tim Müller, der den Berger spielt, nach der Premiere begeistert. „Zum ersten Mal war der Saal voll.“ Vor allem die interaktiven Parts mit dem Publikum seien gut gelaufen. „Wir haben so viel Energie rausgeschickt und es kam so viel Energie zurück.“ Manche Besucher bekamen Blumen oder Räucherstäbchen, andere wurden zum Tanz aufgefordert oder von der Polizei als Demonstranten mitgenommen. Beim Stück „The Flesh Failures“ habe er sogar Tränen in den Augen gehabt, als die Zuschauer in der ersten Reihe ohne Aufforderung verstanden hatten, dass sie sich an den Händen fassen sollten, um mit den Darstellern gemeinsam einen Kreis zu bilden.
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Tim Müller (l.) mit Elena Otten
© Quelle: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Rudolf A. Hillebrecht
Möglichkeiten der Veränderung
Es ist Müllers drittes Hair-Engagement. Beim ersten Mal habe er den Woof gespielt, beim zweiten Mal Margaret Mead und dieses Mal den Berger. „Ich habe viele Facetten durch, wobei mir Berger am besten gefällt. Man kommt nicht von der Bühne, muss von Anfang an voll da sein.“ Ebenfalls kein Hair-Neuling ist Sheila-Darstellerin Elena Otten. „Ich kannte die Songs“, sagt sie. Die Inszenierung sei aber komplett anders. „Es ist eigentlich alles neu für mich.“ Das Stück sei „wahnsinnig frei“, biete viele Möglichkeiten der Veränderung von Texten und Songs.
Spannende Woche
"Das Stück ist sperrig", sagte Intendant Achim Lenz zufrieden nach der gelungenen Aufführung. "Es hat keine richtige Dramaturgie." Es sei die letzte von vier Premieren auf der Festspielbühne vor dem Dom gewesen. "Es sah vor einer Woche noch nicht so gut aus." Zuvor hätten sich die Außenproben erst durch Regen und dann durch die sehr heißen Temperaturen schwierig gestaltet. "Es ist viel passiert in dieser Woche", sagt auch Otten. Es sei spannend gewesen, zu sehen, was geschieht. Von den Schwierigkeiten war am Freitag aber nichts mehr zu sehen. Das Publikum war begeistert, gab am Ende stehende Ovationen und wurde dafür noch einmal mit dem Titelstück belohnt. "Nichts ist so wunderbar wie mein schönes langes Haar ... Wenn die Spießer sich erregen, alles meiner Haare wegen ..."
Weitere Aufführungstermine
Das Musical Hair wird noch bis 11. August bei den Gandersheimer Domfestspielen gespielt. Hier die Termine: Sonntag, 7. Juli, 20 Uhr Freitag, 12. Juli, 20 Uhr Sonnabend, 13. Juli, 20 Uhr Sonntag, 14. Juli, 15 Uhr Mittwoch, 17. Juli, 20 Uhr Freitag, 19. Juli, 20 Uhr Sonnabend, 20. Juli, 15 Uhr Sonntag, 21. Juli, 20 Uhr Donnerstag, 25. Juli, 20 Uhr Sonnabend, 27. Juli, 20 Uhr Sonntag, 28. Juli, 15 Uhr Mittwoch, 31. Juli, 20 Uhr Sonnabend, 3. August, 20 Uhr Sonntag, 4. August, 20 Uhr Donnerstag, 8. August, 20 Uhr Freitag, 9. August, 19 Uhr Sonntag, 11. August, 20 Uhr Eintrittskarten gibt es unter anderem in den Geschäftsstellen des Göttinger und Eichsfelder Tageblatts sowie auf gt-tickets.de
Von Rüdiger Franke