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Stadthalle Göttingen

Händel-Festspiele mit „Judas Maccabäus“ eröffnet

Mit dem Oratorium „Judas Maccabaeus“ sind die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen 2018 glanzvoll eröffnet worden. Von links: Owen Willetts, Sophie Harmsen, Deanna Breiwick, Laurence Cummings, Kenneth Tarver, João Fernandes.

Mit dem Oratorium „Judas Maccabaeus“ sind die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen 2018 glanzvoll eröffnet worden. Von links: Owen Willetts, Sophie Harmsen, Deanna Breiwick, Laurence Cummings, Kenneth Tarver, João Fernandes.

Göttingen. Mehr als 50 Aufführungen erlebte das 1747 uraufgeführte Werk schon zu Lebzeiten Georg Friedrich Händels (1685-1759). Es gehört damit zu seinen erfolgreichsten Kompositionen überhaupt. Mag sein, dass die politischen Konstellationen Mitte des 18. Jahrhunderts diesen Erfolg beförderten, denn die alttestamentarische Handlung in „Judas Maccabaeus“ wurde als Spiegel der damals aktuellen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den schottischen Jakobiten und dem in England herrschenden Haus Hannover gesehen. Doch in erster Linie sind es die Qualitäten der Musik Händels, die die eindringliche Wirkung dieses Werks bis heute garantieren.

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„Judas Maccabaeus“: Kein dramatisches Oratorium

Eigentlich geschieht gar nicht viel. Dass Judas Maccabaeus den Kampf gegen die Seleukiden gewinnen wird, weiß der Bibelkenner schon zu Beginn. Es ist kein dramatisches Oratorium, in dem ein Kampf auf Messers Schneide steht. Vor allem: Patriotische Siegesgesänge stehen in der Minderzahl – in „Judas Maccabaeus“ sind viel mehr leise Töne zu hören, als man angesichts der politischen Ausgangslage vermuten könnte.

Die nächsten Festspiel-Termine

– Freitag, 11. Mai,

19.30 Uhr Aula der Universität London Handel Players;

22.00 Uhr St. Marien FOG im Fokus: Oboe Band.

– Sonnabend, 12. Mai:

14.30 Uhr Marktplatz Verkündung der Gewinner der göttingen händel competition;

18.00 Uhr Deutsches Theater Premiere der Oper Arminio;

– Sonntag, 13. Mai

11.00 Aula der Universität Giovanni Antonini / Ottavio Dantone;

17.00 Deutsches Theater Oper Arminio;

18.00 Uhr St.-Nicolai-Kirche Herzberg Oratorium Alexander Balus.

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So begann der Abend in einem ganz erstaunlichen Piano: Der Eingangschor „Mourn, ye afflicted children“ war atemberaubend leise, ohne dass die Sängerinnen und Sänger des von David Cavelius perfekt vorbereiteten NDR-Chors irgendwelche Abstriche an ihrer stimmlichen Intensität gemacht hätten. Umso größer war der Effekt, wenn die 27 Vokalisten ihre volle Stimmkraft entfalteten und dabei auch im Gesamtklang stets kultiviert blieben. Das lag nicht zuletzt an ihrem durchweg homogenen Stimmeinsatz. Die Artikulation war vorbildlich – auch in textreichen Passagen, die zum Teil mit komplizierten Konsonantenfolgen gespickt sind.

Enorm ausdrucksstarke Streicher

Instrumentalisten und Chor waren demselben Klangideal verpflichtet. Wunderbar leicht agierten die Streicher, nirgends massiv auftrumpfend, immer transparent, in den melodischen Linien beweglich und dynamisch vielfältig, enorm ausdrucksstark und auch in den raschesten Tempi brillant. Die Bläser setzten markante Akzente, als Beispiel dafür mögen die sanft bewegenden Klagetöne des Fagotts im Chor „For Sions lamentation make“ stehen.

Nirgends forcierte Cummings bei aller Liebe zu lebendiger Bewegung die Tempi. So klang Händels Musik immer unangestrengt, hatte eine natürliche Selbstverständlichkeit, wirkte organisch atmend. Auf einer solchen Grundlage können sich hochdifferenzierte Ausdruckswerte frei entfalten. Und ähnlich wie das Piano im Eingangschor gab es auch im Orchester Einsätze, die sich gleichsam aus dem Nichts entwickelten, so das einleitende Cello-Solo in der Arie der Israelitin „Ah! wretched, wretched Israel!“ im zweiten Teil des Oratoriums, das Phoebe Carrai mit ergreifendem sängerischem Charakter gestaltete.

Deanna Breiwich: Einfach bezaubernd

Das prächtige Solistenensemble wurde angeführt von Kenneth Tarver in der Titelrolle: ein unglaublich unangestrengt singender Tenor mit hellem, konturenscharfem Timbre, das sich auch ganz weich und sanft färben kann, mit gestochen scharfen Koloraturen und edlem Ausdruck. Deanna Breiwich (Israelitin) steuerte mit ihrem anrührend federleichten, glockenklaren Sopran glänzend helle Töne bei, nicht minder koloraturensicher, einfach bezaubernd. Dunklere Töne von bisweilen erstaunlicher Tiefengrundierung kamen von der Mezzosopranistin Sophie Harmsen, die ihre vokalen Kraftreserven sehr geschmackssicher einsetzte und in der stimmlichen Beweglichkeit ihrer Soprankollegin nicht nachstand. Mit seinem eindrucksvoll profunden Bass rundete João Fernandes (Simon, Eupolemus) das Solistenensemble in der Tiefe ab. Seine rasch gestoßenen Koloraturen in der Arie „The Lord worketh wonders“ klangen beinahe wie ein Fagott. Zuverlässig komplettiert war das Solistenensemble mit dem Countertenor Owen Willetts (Priester) und der NDR-Choristin Ina Jaks (Bote).

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Der Beifall wollte kaum ein Ende nehmen. Zum Dank gab es als Zugabe den populären Chor „See, the conquering hero comes“, der in der aufgeführten Erstfassung fehlt. Dafür brauste der Applaus noch einmal gewaltig auf.

Alle Infos, Texte und Bilder zu den Händel-Festspielen 2018 gibt es hier.

Tickets für „Arminio“

Das Tageblatt verlost für die Oper „Arminio“ am Donnerstag, 17. Mai, fünfmal zwei Eintrittskarten. Die Oper beginnt um 19 Uhr im Deutschen Theater, Theaterplatz 11. Wer zwei Eintrittskarten gewinnen möchten, kann unter Telefon 0137/  86 00 273 anrufen in der Zeit von Sonnabend, 12. Mai, 8 Uhr, bis Sonntag, 13. Mai, 20 Uhr, und deutlich seinen Namen, Anschrift und Telefonnummer sowie das Stichwort „Arminio“ auf Band sprechen. (0,50 Euro pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden telefonisch informiert, ihre Namen können im Tageblatt veröffentlicht werden.

Von Michael Schäfer

GT/ET

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