Niedergermanischer Limes und jüdisches Kulturgut als neues Welterbe ausgezeichnet
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Besucher besichtigen das Amphitheater im Archäologischen Park in Xanten.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Fuzhou. Deutschland erhält zwei neue Welterbestätten. Zum ersten Mal zeichnete die Unesco jüdisches Kulturgut in Deutschland aus, indem die begehrte Auszeichnung an die sogenannten Schum-Stätten Mainz, Worms und Speyer als eine Wiege des europäischen Judentums ging. Auch der Niedergermanische Limes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches wurde als neues Welterbe eingestuft. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) traf die Entscheidungen überraschend noch am Dienstag auf seiner Sitzung im chinesischen Fuzhou.
Nach der Auszeichnung der Kurorte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen gemeinsam mit acht anderen europäischen Bädern sowie der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt am Wochenende kann sich Deutschland auf der laufenden Sitzung mit insgesamt vier neuen Welterbetiteln schmücken. Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von „herausragendem universellen Wert“ ausgezeichnet.
Als Verbund bildeten Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Mitteleuropa und wurden auch „Jerusalem am Rhein“ genannt. Schum ist eine Abkürzung aus den mittelalterlichen hebräischen Anfangsbuchstaben der Städte. „Von Speyer, Worms und Mainz gingen im Mittelalter entscheidende Impulse für die Entwicklung des Judentums in Europa aus“, sagte die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer.
Geschichte jahrhundertelanger Verfolgung
„Die drei jüdischen Gemeinden waren Anziehungspunkt für Gelehrte aus nah und fern, sie brachten richtungsweisende Reformen auf den Weg und setzten architektonische Maßstäbe.“ Die Geschichte der jüdischen Gemeinden am Rhein sei aber auch eine Geschichte jahrhundertelanger Verfolgung - von den Pogromen des Mittelalters bis zur fast völligen Auslöschung des europäischen Judentums im Holocaust“, sagte Böhmer.
Nachdem die Diskussion über den Donaulimes als Teil der Grenze des Römischen Reiches am Vortag aus Verfahrensgründen einer Arbeitsgruppe übertragen werden musste, lief die Auszeichnung des Niedergermanischen Limes hingegen reibungslos. Im Rahmen des seriellen Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ sind beide Abschnitte einzeln nominiert. Der rund 400 Kilometer lange Niedergermanische Limes mit seinen Kastellen und Legionslagern läuft entlang des Rheines. Man spricht dort auch vom „nassen Limes“.
Am Wochenende hatte die Unesco bereits Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen zusammen mit acht anderen europäischen Kurorten als „Große Bäder Europas“ als Welterbe ausgezeichnet. Außerdem wurde die Ehre der Mathildenhöhe in Darmstadt zuteil.
RND/dpa