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“Savage Love”: Wie ein 17-Jähriger aus Versehen einen Welthit schrieb

Jason Derulo

Jason Derulo

Hannover. Als Josh Nanai im Jahr 2019 in seinem Kinderzimmer in Auckland saß und an seinem Laptop einen Beat produzierte, hätte er wohl nicht gedacht, dass er ein Jahr später mal die weltweiten Charts stürmen würde.

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Tut er aber: Der Song “Savage Love (Laxed – Siren Beat)” stand zeitweise in Australien, Neuseeland, Norwegen, Schweden und Großbritannien auf Platz eins der Hitlisten. In Deutschland belegt der Song aktuell Platz zwei. Und gesungen wird er von keinem geringeren als US-Superstar Jason Derulo.

Der 17-jährige Produzent des Songs, Nanai aka. Jawsh 685, war bis dato jedoch völlig unbekannt. Wie konnte sein Song aus dem Kinderzimmer so erfolgreich werden? Wie kam die Kooperation mit einem Star wie Jason Derulo zustande? Und was ist die Geschichte hinter dem Hit?

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So entstand der “Siren Beat”

Alles beginnt im vergangenem Sommer. An seinem Laptop produziert der damals 16-jährige Schüler von der Auckland High School (Neuseeland) innerhalb von zwei Stunden den Instrumentalsong “Laxed – Siren Beat”. Er habe den Beat so genannt, weil “er sich eben so angefühlt habe – entspannt”, erklärt Nanai dem neuseeländischen Portal “Newshub”.

Außerdem beinhaltet der Song eine prägnante Tröte. Laut dem Portal “Variety” sei das eine Hommage an Nanais Heimat Samoa – dort sind solche Tröten beziehungsweise Sirenen an Fahrrädern oder Autos angebracht.

Professionell produziert klingt der Song nicht gerade: Ein einfaches Drum-Sample, ein Bass, ein Reggae-Piano und die Tröte – viel mehr Elemente hat der Beat nicht. Und zunächst will das Stück auch niemand hören: Nanai lädt “Laxed – Siren Beat” auf Youtube hoch – hier erzielt der Songs nur wenige Klicks, und das über Monate.

Song wird zum Tiktok-Hype

Zum Erfolgshit wird der Beat erst später – und zwar durch die Plattform Tiktok. Am 29. März lädt Nanai einen Schnipsel des Songs dort hoch. In einem Video ist zu sehen, wie der junge Musikproduzent zu seinem eigenen Stück tanzt.

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Das Video, das selbst “nur” etwa 100.000 Likes hat, ist jedoch Auslöser für einen riesigen Hype: Ein Tiktoker nach dem anderen nutzt das Musikstück für den sogenannten “Culture Dance”. Eine Challenge, in der Tiktok-Nutzer mit Kostümen und Tänzen aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt ihre kulturellen Wurzeln zeigen.

Seinen Höhepunkt erreicht der Hype mitten in der Corona-Pandemie, während alle Welt zu Hause sitzt: Auf der Plattform sind unzählige Tanzvideos von Teenagern zu sehen, die mit ihren Familien zum “Siren Beat” tanzen.

Musikbranche wird auf 17-Jährigen aufmerksam

Einer geht besonders viral: Der 18-jährige Brite Lewis Leigh tanzt Ende April mit seiner Oma auf Tiktok – natürlich mit gebotenem Sicherheitsabstand. Der Enkel habe seiner Großmutter Essen vorbeigebracht und sie dann zum Hüfttanz überredet, berichtet die “Daily Mail”. Das Video erreicht über sieben Millionen Aufrufe und eine Million Likes. Insgesamt wird der “Siren Beat” auf Tiktok 55 Millionen Mal abgespielt.

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Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die Musikbranche auch auf Josh Nanai aka. Jawsh 685 aufmerksam. Stars wie Lizzo, Jessica Alba und auch Jason Derulo tanzen plötzlich zu dem “Siren Beat”, schreiben den Produzenten zum Teil sogar an: “Ich habe das gesehen und sofort meiner Mutter und meinen kleinen Geschwistern gezeigt”, erzählt Nanai “Newshub”.

Und auch die Plattenfirma Columbia Records (Sony Music) meldet sich bei dem 17-jährigen Produzenten. Sie bringt den Tiktok-Hit schließlich offiziell heraus. Auf Youtube steigen die Aufrufzahlen des Songs allein auf dem Kanal 7cloud auf 37 Millionen, bei Spotify erreicht das Stück 26 Millionen Plays, beim Musiksuchdienst Shazam schafft es der Song auf Platz zwei der globalen Charts.

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Differenzen mit Jason Derulo

An dieser Stelle wird die Erfolgsgeschichte allerdings kompliziert. Denn dem US-Sänger Jason Derulo gefällt der “Siren Beat” offenbar so gut, dass er – unerlaubterweise – eine ganz eigene Version des Stückes aufnimmt. Dafür verändert er die Melodie des Originalsongs und verbreitet eine Version mit seinem Gesang in den sozialen Netzwerken, wo er ebenfalls Millionen Aufrufe erzielt.

Nanai scheint davon nicht sonderlich erfreut, wie er andeutet. “Es wurde irgendwie komisch”, sagt er. Was genau danach passiert, ist nicht ganz klar: Offenbar kommt es zu Differenzen hinter den Kulissen, Derulo steht zeitweise in der Kritik für die unerlaubte Nutzung des Tiktok-Hits. Am 11. Juni allerdings gibt dann plötzlich Nanais Plattenfirma bekannt: Er und Derolo hätten “ihre Differenzen beiseitegelegt und seien zusammengekommen.”

Und so erscheint der “Siren Beat” erneut, diesmal unter dem Titel “Savage Love” – und mit der Stimme von Jason Derulo. Der Song stürmt weltweit die Charts, erreicht auf Spotify sogar mehr Aufrufe als die Originalversion – nämlich 123 Millionen. Tendenz steigend.

“Es ist ein Segen”

Dass völlig unbekannte Musiker mithilfe der Plattform Tiktok zum Star werden, ist derweil keine Seltenheit. Einer der bekanntesten Fälle dieser Art ist der des Songs “Old Town Road”. Der 19-jährige Rapper Lil Nas X hatte das Stück auf der Plattform hochgeladen und war praktisch über Nacht zum Star geworden. Später nahm sogar Countrylegende Billy Ray Cyrus ein Duett mit dem Musiker auf.

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Auch Josh Nanai kann seinen Erfolg bis heute noch nicht ganz glauben. “Das ist schon ein bisschen schockierend. Ich bin ja noch ein Kind, und jetzt kommt das alles einfach so über mich”, sagt er dem Newsportal. “Es ist ein Segen.”

Jason Derulo habe er übrigens bislang nicht persönlich getroffen, so der 17-Jährige. Und wenn es doch mal passiert? “Ich würde wahrscheinlich ein Foto mit ihm machen, oder so. Einfach was essen gehen.”

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