Kinodrama „Zeiten des Umbruchs“

Eine Einwandererfamilie kämpft um den amerikanischen Traum

Kluger Großvater: Anthony Hopkins (r) als Grandpa Aaron Rabinowitz und Michael Banks Repeta als Paul Graff in einer Szene des Films „Zeiten des Umbruchs".

Kluger Großvater: Anthony Hopkins (r) als Grandpa Aaron Rabinowitz und Michael Banks Repeta als Paul Graff in einer Szene des Films „Zeiten des Umbruchs".

Vor drei Jahren schoss James Gray in „Ad Astra“ Brad Pitt ins All, nun kehrt der Regisseur mit „Zeiten des Umbruchs“ zu seinen Wurzeln in New York zurück. Schon in früheren Filmen hatte sich Gray als Chronist seiner Heimatstadt einen Namen gemacht. Dabei interessierte ihn nicht der Glamour Manhattans, sondern die russische Community auf Coney Island in „Little Odessa“ (1994), die Welt der U-Bahn-Ausbesserungswerke am Rande von Queens in „The Yards“ (2000) oder die Nachtclubszene Brooklyns in „Helden der Nacht“ (2007).

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Mit diesem Film taucht Gray in die eigene Biografie ein und erzählt aus dem Leben des zwölfjährigen Paul Graff (Banks Repeta), der im Queens des Jahres 1980 seine moralische Unschuld verliert. Eigentlich müsste er Paul Grasserstein heißen, aber Vater Irving (Jeremy Strong) hat den jüdischen Familiennamen abgelegt, um sich als Kind von Einwanderern besser zu assimilieren.

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Aber der amerikanische Traum ist für den Klempner und seine Frau Esther (Anne Hathaway) noch längst nicht in Erfüllung gegangen. Immerhin konnten sie ihren ältesten Sohn Ted (Ryan Sell) mit finanzieller Unterstützung des Großvaters Aaron (Anthony Hopkins) auf einer Privatschule unterbringen, während der jüngere Paul das staatliche Bildungssystem unsicher macht. Schon am ersten Schultag der sechsten Klasse fällt der Junge auf, als er eine Karikatur des Lehrers zeichnet. Johnny (Jaylin Webb), der einzige schwarze Schüler in der Klasse, lacht sich kaputt. Das ist der Beginn einer Freundschaft.

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Doch wird der afroamerikanische Junge vom Lehrer viel schärfer bestraft und mit rassistischen Beleidigungen belegt. Als man die beiden später auf der Schultoilette mit einem Joint erwischt, werden die Jungs getrennt. Johnny fliegt von der Schule, Pauls Eltern kratzen ihr letztes Geld zusammen, um ihn ebenfalls auf der Privatschule unterzubringen. In der elitären Einrichtung gibt es nur weiße Kinder. Zu den Sponsoren gehören Fred Trump (der Vater von Donald, genau!) und dessen Tochter Maryanne (Jessica Chastain), die frenetische Reden über den American Way of Life hält. Als Johnny am Schulhofgitter auftaucht, verleugnet Paul den Freund.

Anhand der zerbrechenden Kinderfreundschaft zeigt Gray das rassistische Diskriminierungssystem, das den jüdischen und den schwarzen Jungen mit ungleicher Härte trifft. Der Film ist einerseits getrieben von der tiefen (autobiografischen) Scham des Alter-Ego-Protagonisten, der die Loyalität zu seinem afroamerikanischen Freund nicht aufrechterhält. Zum anderen zeigt Gray aus der Kinderperspektive den enormen Druck, unter dem die jüdische Einwandererfamilie steht. Was zunächst als nostalgische Reise in die Kindheit daherkommt, entwickelt sich zu einer – dramaturgisch allerdings nicht immer ausgefeilten – lakonischen Retrospektive auf eine Gesellschaft, in der damals wie heute Privilegien auf Kosten von anderen erkämpft und verteidigt werden.

„Zeiten des Umbruchs“, Regie: James Gray, mit Banks Repeta, Anthony Hopkins, Anne Hathaway, 114 Minuten, FSK 12

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