Geld als ständiges Streitthema

Inflation und Beziehung: hohe Preise als Trennungsgrund?

Beziehungsaus wegen hoher Preise? Die Inflation sorgt für dicke Luft in Partnerschaften (Symbolbild).

Beziehungsaus wegen hoher Preise? Die Inflation sorgt für dicke Luft in Partnerschaften (Symbolbild).

Berlin. Wenn das Geld knapp ist, können die Nerven schon mal blank liegen. Das gilt vor allem in Zeiten von Inflation und Energiekrise. Die hohen Strom- und Gaspreise reißen mitunter tiefe Löcher in die Geldbeutel der Republik, und die Preissteigerung ist schon lange an der Supermarktkasse zu spüren. Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,4 Prozent. Aber wie wirkt sich diese belastende Situation auf Beziehungen aus? Streiten sich Paare jetzt häufiger um Geld? Oder ist gar mit einer Scheidungswelle zu rechnen? Eine Spurensuche.

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Geld als Streitthema in Beziehungen

Glaubt man einer aktuellen Umfrage der Onlinepartnervermittlung Elitepartner, so ist das Thema Geld etwa in jeder zehnten Beziehung ein ständiges Streitthema. Demnach gaben 11,4 Prozent von 4386 Befragten im Oktober und November vergangenen Jahres an, sich mit ihrem Partner oder ihrer Partner häufig über Geld und Ausgaben zu streiten. Die Zahlen zeigen auch: Ungefähr ein Viertel sagte, ohne den Partner oder die Partnerin mit dem Einkommen im Alltag kaum über die Runden zu kommen.

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Auffällig ist außerdem, dass Frauen laut der Umfrage häufiger in eine finanzielle Abhängigkeit vom Partner geraten als Männer. Demnach trifft es insbesondere verheiratete Frauen und solche mit Kindern. Für Männer hingegen mache der Heirats- oder Kinderstatus keinen Unterschied. Gerade bei Paaren mit Kindern dürfte dies damit zusammenhängen, dass Frauen oft ihre berufliche Karriere für die Familie hinten anstellen, während Männer häufiger ihre Karriere ohne nennenswerte Unterbrechungen fortsetzen können.

Finanzielle Abhängigkeit in der Partnerschaft

Kann sich eine finanzielle Abhängigkeit auf die Beziehung auswirken? Mitunter ja. „Wenn man materiell und existentiell nur noch zusammen klarkommen kann, verlieren Gefühle und Leidenschaft an Bedeutung“, sagt der Paarberater Michael Mary der Deutschen Presse-Agentur. Ob eine unglückliche Beziehung in einer solchen Situation gerettet werden kann, lässt sich laut Mary nicht pauschal beantworten. Es komme vielmehr auf das jeweilige Paar an. „Grundsätzlich rate ich Paaren nichts, sondern begleite sie als Pannenhelfer durch schwierige Lebenslagen“, erklärt der Experte.

Laut Mary ist das Thema Geld in einigen Beziehungen noch immer ein Tabuthema. Etwa 10 Prozent der Paare, die seine Beratung aufsuchen, kamen wegen Geldthemen zu ihm. „Und wenn sich die Folgen des Verschweigens zeigen, geht es oft eher zum Rechtsanwalt als zum Paarberater“, sagt Mary.

Teure Trennung

Das weiß auch die Berliner Fachanwältin für Familienrecht, Eva Becker. Seit dem vergangenen Jahr hat sie öfter mit Fällen zu tun, in denen die Beziehung nicht mehr zu retten, aber die Trennung zu teuer ist. Es gebe einen erhöhten Beratungsbedarf bei solchen Paaren, die emotional getrennt seien, aber räumlich weiter in einer Wohnung lebten, weil sie sich keine zwei Wohnungen leisten können. In Berlin habe das zwar auch mit der dortigen Wohnungsnot zu tun. Trotzdem trägt dieser Zustand nach Beckers Ansicht die Handschrift der gegenwärtigen Energie- und Inflationskrise. „Das hat sich seit Beginn des Ukraine-Krieges verschärft“, sagt Becker, die auch den Vorsitz im Ausschuss Familienrecht des Deutschen Anwaltsvereins hat.

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Gerade für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen sei die Situation schwieriger geworden, weil sie nicht wüssten, wie sie die Kosten einer Trennung bewältigen sollen. Dieses Problem sei zwar nicht neu, so Becker, aber infolge von Energiekrise und Inflation seien die Menschen angespannter, da sie nun auch noch die allgemeine Verteuerung der Lebenshaltungskosten bewältigen müssten.

Scheidungsrate sinkt seit 2012

Eine Trennung ist – vor allem für Verheiratete – oft mit hohen Kosten verbunden. Dazu zählt nicht nur die Miete für die neue Wohnung, sondern etwa auch der Unterhalt für den Ex‑Partner, die Ex‑Partnerin oder die gemeinsamen Kinder. Faktisch fielen bei einer Trennung Kosten für zwei Haushalte an, obwohl das Einkommen gleich bleibe, sagt Becker.

Wie sich die aktuelle Krise auf die Scheidungsrate auswirkt, lässt sich aber noch nicht sagen. In den vergangenen Jahren ging sie eher zurück. 2021 wurden in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 142.800 Ehen geschieden. Das waren 0,7 Prozent weniger als im Jahr davor. Seit 2012 sei die Zahl der Scheidungen jährlich gesunken, mit Ausnahme eines leichten Anstiegs im Jahr 2019.

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Grundsätzlich sei es so, sagt die Paartherapeutin Daniela Bernhardt, dass bei Konflikten in Beziehungen viele Faktoren zusammenwirken. „Meist staut sich der Frust über Jahre auf, bis das Ignorieren, Überspielen und Runterschlucken nicht mehr funktioniert.“ Allerdings sei es in der Tat momentan häufiger der Streit ums Geld, der das Fass zum Überlaufen bringe. Aber: „Da die Ursachen nicht in den Energiekosten liegen, wird die Beziehung auch nicht automatisch besser, wenn die Preise wieder sinken.“ Generell gibt Bernhardt Menschen in konfliktbeladenen Beziehungen den Ratschlag, Probleme nicht auszusitzen. „Aushalten ist keine gute Idee. Das Leben ist zu kurz für eine schlechte Beziehung.“

RND/dpa

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