Nicht nur um den Hals geschlungen

Edler Stoff: Seidentücher liegen aktuell im Trend

Seidentücher werten Outfits auf.

Seidentücher werten Outfits auf.

In dieses Material kann man sich verlieben – so wie der Textilhändler Hervé Joncour in Alessandro Barricos Bestseller „Seide“. Wobei Joncour, wie sich das in einem Roman gehört, Mitte des 19. Jahrhunderts gleichermaßen dem edlen Stoff und einer nicht minder edlen Schönheit im fernen Japan verfällt. Über ein Seidengewand, das der Händler mit ins heimische Südfrankreich bringt, heißt es in dem Buch: „Wenn man es anfasste, war es, als hielte man das Nichts in Händen.“

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Grundlage für dieses „Nichts“ ist das Sekret von Seidenraupen, mit denen sie einen Kokon spinnen – als Schutz für die Eier. Aus dem Kokon werden die Fäden für das Gewebe gewonnen. Aber wer denkt schon beim Anblick von seidigen Dessous, Blusen oder Kleidern gleich an diesen tierischen, nur bedingt appetitlichen Entstehungsprozess?

Hermès-Tuch ist legendär

Ein Teil aus echter Seide verströmt für die meisten Frauen und Männer schließlich einen Hauch von Luxus. Wenig verwunderlich bei den satten Preisen für jene Produkte, die eindeutig nicht halbseiden, sondern seidig sind. Und reichte es nicht für ein Kleidungsstück, wollten Generationen von Frauen wenigstens ein kleines Stück von diesem Stoff besitzen: ein Seidentuch, das sie sich um den Hals legten oder um den Kopf banden. Das Hermès-Tuch im Format 90 mal 90 Zentimeter, das 1937 auf den Markt kam, ist legendär und hat zahlreiche Nachahmermodelle gefunden.

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Wenn sich nicht gerade Grace Kelly oder Audrey Hepburn mit so einem handbedruckten Tuch schmückten, wirkte das allerdings schon mal bieder. Sowohl bei den älteren Damen, aus deren Loden- oder Kamelhaarmänteln solch ein seidiges Stoffstück hervorlugte. Und erst recht bei jüngeren Frauen, die ein Tuch in Kombination mit einer Perlenkette um den Hals schlangen.

Aber klar: Ein Seidentuch ist einfach viel zu schön und praktisch, um darauf zu verzichten, nur weil nicht jede und jeder es mit der nötigen Portion Lässigkeit trägt. Aktuell sieht man es denn auch in zahlreichen Schauen, in sozialen Medien – und an Hälsen und Taillen modebewusster Frauen und Männer. Auch als Bandana oder als Deko an einer Handtasche wird das Accessoire getragen. Hauptsache, es wirkt nonchalant und ungezwungen. Als auffälligen Gürtel zu einem Trenchcoat sieht man solch ein gemustertes Stoffquadrat derzeit ebenso wie als exquisiten Halsschmeichler zu Shirt und Jeans.

„Neun von zehn Models haben kein gesundes Verhältnis zum Essen“

Obwohl Themen wie Body-Positivity und Selbstliebe immer höher gehängt werden, scheint der Trend auf den Laufstegen dieser Welt gegenläufig: Models werden wieder hagerer. Da stellt sich die Frage: War für sie der Zwang, dünn zu sein, jemals weg? Anne-Sophie Monrad sagt „Nein!“.

Seide auch in der Männermode

Zumal das moderne Seidentuch für Männer frappierend an die Urform der Krawatte erinnert. Das Ursprungsmodell der Krawatte tauchte im 17.  Jahrhundert auf. Damals trugen Mitglieder der kroatischen Kavallerie, die in die französische Armee geholt worden waren, Halstücher mit zwei herunterhängenden Enden. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der – mal breite, mal schmale – Schlips.

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Während Männer derzeit einen Seidenschal meist nur lässig um den Hals winden, finden sich in der Frauenmode mehr Varianten. Das seidige Quadrat lässt sich wie ein Nickituch eng am Hals tagen, es lässt sich vorne knoten oder an der Seite oder auch gar nicht.

Könnte sein, dass in diesem Frühjahr und Sommer so manche jüngeren Frauen bei Müttern, Omas oder Großtanten nachfragen, ob sie nicht vielleicht noch ein Seidentuch in einer Schublade haben und ob sie solch ein „Nichts“ wohl weitergeben könnten. Das wäre bestimmt im Sinne des fiktiven Seidenhändlers Hervé Joncourt – und nachhaltig obendrein.

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