Skulpturales Backen: #every­thing­i­scake

Ist das ein Granatapfel – oder eine Torte?

Dieser Granatapfel ist süßer als der Rest: Denn es handelt sich gar nicht um eine Frucht, sondern um eine Motivtorte.

Dieser Granatapfel ist süßer als der Rest: Denn es handelt sich gar nicht um eine Frucht, sondern um eine Motivtorte.

Schon mal genüsslich in eine Cola-Dose oder einen Seifenspender gebissen? Und wie schmeckt ein Einhorn? Können ein Baumstumpf oder eine moosbedeckte Waldszene appetitlich sein? Allerdings.

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In der Welt des hyper­realistischen Backens lassen sich Alltags­gegenstände, Lebensmittel, Spielzeug, ja sogar Tiere, Gebäude, Prominente und ganze Landschaften nachbilden – und aufessen. Diese Backwerke, die nicht einfach nur aus Zuckerguss bestehen, sondern tatsächlich auch ein kulinarisches Highlight mit raffinierten Füllungen sein wollen, haben kaum noch etwas mit solidem Konditor­handwerk zu tun. Es sind Kunstwerke.

Kuchen oder Schwimmring?

Bestellen kann man sie vorwiegend im Internet. Zu bewundern sind sie vor allem auf Fotos von Cake-Designerinnen und Cake-Designern wie der Türkin Tuba Geçkil in den sozialen Medien oder auch bei Streaming­diensten wie Netflix: Dort erschienen 2021 erstmals die Shows „Bake Squad“ und „Baking Impossible“, die das Backen mit speziellen Herausforderungen verbinden. Die teilnehmenden Hobby- und Profi­kreateurinnen und ‑kreateure bekommen Aufgaben gestellt und müssen etwa essbare Schiffe, die auch schwimmen können, oder Autos, die einen Crashtest überstehen sollen, aus Teig formen.

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Im März kam die Show „Is It Cake?“ dazu: Eine Jury muss nach einem Backmarathon raten, welches Objekt in einer Reihe von Gegenständen wie Handtaschen, Schuhen oder Gummienten ein Kuchen beziehungsweise eine Torte ist.

„Motivtorten erzählen Geschichten“

Das skulpturale Backen ist sozusagen eine Steigerung der Motivtorten­produktion, die vor allem in den USA populär ist. Aber auch in Deutschland findet der Trend zu süßen Nachbildungen mittlerweile großen Anklang: „Das ist hier schon ein großes Thema und wird immer größer“, sagt Esther Bange. Die Hamburgerin entdeckte vor neun Jahren ihre Begeisterung für Motivtorten, machte ihr Hobby wenig später zu ihrem Beruf und teilt auf ihrem Blog „Frau fon Dant“ Anleitungen und Inspirationen. Auf ihrem Instagram-Kanal „fraufondant“ folgen ihr fast 25.000 Menschen; im Oktober erscheint ihr zweites Buch über Motivtorten im EMF-Verlag.

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Dass sich die skulpturalen Backwerke einer wachsenden Beliebtheit erfreuen, hängt für Bange unter anderem mit dem allgemeinen Do-it-yourself-Trend zusammen. „Es geht darum, selbst etwas zu kreieren. Solch eine Torte bietet eine gute Möglichkeit, etwas Individuelles zu gestalten“, sagt sie. Es bietet sich vor allem zu Anlässen wie Geburtstagen, Hochzeiten, Jahrestagen oder Jubiläen an. „Eine Motivtorte erzählt eine Geschichte. Ein Blechkuchen kann das nicht“, sagt Bange.

Kuchen in Form von Getränkedosen

Einer der bekanntesten Bäcker hyper­realistischer Kuchen ist Luke Vincentini, ein Konditor aus dem US-Bundesstaat New Jersey. Bereits 2018 teilte er auf Instagram Fotos seiner essbaren Kreationen, etwa einer Cartier-Schmuckschachtel, eines iPhones oder einer Geldbörse mitsamt Dollar-Scheinen. Medien berichteten schließlich über Vincentini, daraufhin verbreiteten sich online vor allem Fotos seiner teiggewordenen Chipstüten und Getränkedosen.

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Seit 2020 waren die hyper­realistischen Kuchen gefühlt überall, sie ploppten als weitergeleitete Nachricht in Messenger­diensten auf, waren auf Instagram, Twitter und Tiktok zu sehen. Insbesondere ein Video ging unter dem Hashtag #every­thing­i­scake viral. Es zeigte Kreationen von Tuba Geçkil. Sie kreiert Kuchen in Form von Früchten wie Kokosnuss oder Granatapfel, in Form von Schuhen, Haushaltsgeräten, Pflanzen und anderen Dingen. Selbst Klopapierrollen sind bei der mit etlichen Preisen für ihr Werk ausgezeichneten Cake-Designerin aus Istanbul zum Anbeißen. Sie ist überzeugt: „Alles, was ich in einer Hand halte, kann Kuchen sein.“ Bevor sie 2008 ihre Werkstatt Red Rose Cake gründete, beschäftigte sie sich mit bildender Kunst.

Geschmack ist genauso wichtig wie Optik

Alle hyper­realistischen Kuchen haben dasselbe Grundprinzip: Im Inneren wechseln sich Schichten aus Teig mit einer Creme ab. Darüber liegt eine Schicht aus Fondant, einer Zuckermasse, die sich beliebig einfärben und formen lässt.

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Schnell kann der Eindruck entstehen, dass es bei diesen eindrucksvollen Gebilden nur um Optik geht. Esther Bange sieht das jedoch anders: „Genuss und Geschmack stehen genauso im Fokus wie bei jedem anderen Kuchen auch“, sagt sie. „Die Figuren auf einer Torte werden hart und sind dann eher dazu gedacht, als Erinnerung aufbewahrt zu werden. Ob man den Fondant mitisst oder nicht, ist Geschmacks­sache.“ Daher ist letztlich doch das Innere des Kuchens entscheidend: „Und das schmeckt genauso gut oder schlecht wie bei jedem anderen Kuchen, je nachdem, wie gut man gebacken hat“, unterstreicht Bange.

Motivtorte selbst backen: Tipps von der Expertin

Um sich selbst an einer Motivtorte zu versuchen, braucht man nicht nur etwas Zubehör, sondern auch viel Zeit. „Grundsätzlich sind solche Kuchen immer superzeitaufwendig, gerade im Vergleich zum Backen eines normalen Kuchens“, sagt die Hamburgerin.

Kuchen, die aussehen wie gewöhnliche Alltagsgegenstände, sieht Bange primär als eine Art Kunstform: „Das sind Torten, die du dir nicht einfach aus dem Ärmel schüttelst. Da musst du vorher überlegen, wie du genau vorgehst und wie das Ganze stabil bleibt. Von Projekt zu Projekt steigerst du den Schwierigkeitsgrad.“ Dazu kommen spezielle Techniken, um die perfekte Täuschung zu kreieren: Wer es beherrscht, malt mit Lebensmittelfarben, arbeitet Strukturen wie Kratzer oder eine Lederoptik ein oder verpasst der Oberfläche Glanz.

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Bange rät Anfängerinnen und Anfängern, die sich im skulpturalen Backen versuchen wollen, nicht blindlings loszulegen: „Vorab sollte man sich wirklich damit beschäftigen“, betont die Expertin. Hilfreich seien Videos, Tutorials oder Bücher. „Oft sind es Kleinigkeiten, die man dabei erfährt, die aber das Backen viel einfacher machen. Zum Beispiel klebt Fondant sehr stark an den Händen. Da hilft ein kleiner Trick: die Hände minimal einfetten.“

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Zubehör für Motivtorten

Für Motivtorten bedarf es einer gewissen Grundausstattung. Dazu zählen Ausrollstab, Ausstecher, Lebensmittelfarben, um den Fondant einzufärben, und Bäckerstärke, damit es nicht klebt. Für Anfängerinnen und Anfänger empfiehlt Tortendesignerin Bange, erst einmal eine normale Torte mit Fondant einzudecken. Für die Dekoration genüge es, einige Blumen oder Herzen mit einem Förmchen auszustechen und auf die Torte zu legen.

Nach oben hin seien kaum Grenzen gesetzt: „An sehr aufwendigen Projekten, etwa einer Torte mit vielen Disney-Figuren, arbeite ich rund 30 Stunden.“ Eigentlich schade, wenn sie dann auf einer Feier in nur wenigen Minuten verspeist wird. Aber Backkunstwerke sind eben auch zum Essen da – und nicht fürs Museum.

 

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