Schlicht statt auffällig? Das sind die Wiesn-Trends 2022
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QEJIAGHP6NAIBJY5WRIWNTTF5A.jpg)
Züchtig zum Oktoberfest: Dirndlmode 2022.
© Quelle: picture alliance/dpa
Die Theresienwiese in München ist seit dem vergangenen Wochenende nicht nur Schauplatz für das weltweit größte Volksfest, sondern auch für ein modisches Kuriosum: Kaum ein Wiesngast kommt in Alltagskleidung. Sich in Dirndl und Lederhose zu zwängen gehört zum Oktoberfest wie die Maß und die Brezn. Der Trachtenlook ist beliebt: Auch über die Grenzen Bayerns hinaus feiert man zu dieser Zeit auf Jahrmärkten oder auch im privaten Umfeld in zünftiger (Ver)Kleidung.
So mancher Trachtenverein spricht denn auch mit Blick auf die vielen Nachahmungen sowohl von Modeketten als auch teuren Designlabels etwas naserümpfend von „Fasching im Herbst“. Wer nicht kostümiert wirken will, hält sich am besten an die Vorgaben traditioneller Marken.
Schlicht, Spitze und Samt
Was die Dirndl anbelangt, geht es verhältnismäßig schlicht zu: Bloß nicht zu sehr auffallen ist offenbar das Credo. Die in der Regel knie- oder knöchellangen Modelle kommen oftmals in gedeckten Farben daher. Salbeigrün, Altrosa oder Mauve, aber auch erdige Töne wie Rost, Creme und Grau dominieren. Mitunter gibt es auch Pastellnuancen bei Mieder, Schürzen und Röcken. Die Muster sind ebenfalls Ton in Ton gehalten. Statt auffälliger Schnürung beim Mieder gibt es unsichtbare Reißverschlüsse oder eine dezente Knopfleiste.
Der Trend bei den Blusen ist 2019 stehen geblieben: Hochgeschlossen und viel Spitze sind weiterhin angesagt. Statt Dekolleté gibt es immerhin raffinierte Cut-outs. Beim Material stehen Samt, Veloursleder und Leinen im Vordergrund. Für eine Extraportion Glamour sorgen Accessoires wie verzierte Trachtengürtel oder edelweißgespickter Haarschmuck.
Trachtenrock statt Dirndl
Wer sich im Dirndl nicht allzu wohlfühlt, ist mit einem Trachtenrock bestens beraten, der sich gut mit einer weißen Bluse kombinieren lässt. Bliebe noch die Sache mit den Schuhen – und die Frage, ob es wirklich traditionelle „Haferlschuhe“, also flache, knöchelhohe Schnürstiefel, sein müssen. Einen strengen Dresscode gibt es nicht. Wer es den ganzen Abend damit aushält, kann also durchaus auch auf Pumps in einem ähnlichen Farbton wie das Dirndl im Zelt oder in der Festscheune aufschlagen. Andernfalls gehen auch Stiefeletten oder Ballerinas. Selbst Sneaker zum Dirndl gelten mittlerweile als bierzeltfähig.
Kurze Lederhosen mit Strümpfen
Farblich bleibt es bei Jankern und Westen für die Männer bei Schwarz und Brauntönen. Etwaige Stickereien sind eher schlicht und in natürlichen Farben gehalten. Trachtenwesten dürfen Grün, Blau oder Grau sein – Hauptsache, das Hemd darunter ist blütenweiß. Während die Dirndl bei den Damen eher lang als kurz getragen werden, rutscht bei den Herren die Hose hoch. Angesagt sind Modelle, die kurz über dem Knie enden. Die Waden werden mit grob gestrickten Strümpfen warmgehalten. Grundsätzlich wird auf einen seriösen Look Wert gelegt: Rainer Wenrich, Kunst- und Modeexperte von der Katholischen Universität Eichstätt äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Sachen Trachtentrends, dass es aktuell nicht um „die witzigste Variante der Lederhose“ gehe.
„Es hat sich abgezeichnet, dass die Zeiten etwas anstrengender werden, und das spiegelt sich auch in der Trachtenmode wider“, ist der Experte überzeugt. Mit einem „Hang zu großen Experimenten“ sei man daher derzeit zurückhaltend. Auffällige Designs haben auf der Wiesn 2022 also nichts zu suchen.