Ohne Durchblick

Old but gold: Warum Glasbausteine wieder ihren Weg in unsere Häuser finden

Wieder gefragt: Glasbausteine.

Wieder gefragt: Glasbausteine.

Fratzen, Farbverläufe, verzehrte Konturen – man blickt nicht durch, was genau sich davor oder dahinter bewegt beziehungsweise befindet. Glasbausteine geben Rätsel auf: Reingucken ist schwierig, rausgucken aber auch. Was man sieht, erinnert zuweilen an eine verschwommene Unterwasseransicht, was durchaus schön sein kann. Häufig fühlt sich der Betrachtende aber auch so, als sei er extrem kurzsichtig.

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Bessere Dämmwerte als früher

Mancher Brillentragende, der es tatsächlich ist, witzelt auch schon mal, seine Gläser seien dick wie Glasbausteine. Mit Ästhetik hat das dann wenig zu tun. Das trifft auch auf die Keller, Garagen und Treppenaufgänge in Sechziger- und Siebzigerjahrehäusern zu, wo man noch heute Wände mit zum Teil sogar bunten Glasbausteinfenstern bestaunen kann, ebenso wie in alten Fabrikgebäuden.

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Einen Vorteil haben die transparenten Quader jedoch: Sie sind eine Lichtquelle für eher düstere Ecken. Dort, wo der Einbau eines normalen Fensters an den Maßen scheitert oder wo es besonders einbruchsicher und schallisoliert sein soll, ohne dass das Tageslicht völlig ausgesperrt wird, machen Glasbausteine durchaus Sinn. Deshalb sind sie auch gerade wieder ein großes Thema in der Innenarchitektur. Darauf wiederum reagieren die Hersteller mit einer breiten Auswahl in Sachen Format, Transparenz und Oberflächenstruktur: Es gibt Exemplare in allen möglichen Größen, gerippt, mit Wellenmuster, verspiegelt, glasklar, milchig oder auch farbig. Rechteck und Quadrat sind die gängigsten Formen, zu haben sind aber auch runde und dreieckige Versionen. Aufgrund spezieller Herstellungsverfahren haben heutige Glasbausteine – anders als noch vor 50 Jahren – sehr gute Dämmwerte. Das Material schützt im Winter vor Kälte, im Sommer vor Wärme.

Glasbausteine um 1880 erfunden

Energieeffizienz und Modellvielfalt eröffnen zudem einen großen Einsatzbereich. Inzwischen verlieren Glasbausteine mehr und mehr ihr Rumpelkammerimage und dringen immer weiter in den Wohnbereich vor: Partiell im Format eines Fensters oder eines Gemäldes eingesetzt, verleihen sie Trennwänden, etwa zwischen Flur und Wohnzimmer oder zwischen Küche und Essbereich, mehr Leichtigkeit durch den Lichteinfall. Auch können sie sich als Streifen durch eine Wand ziehen und einen Raum auf diese Weise größer wirken lassen. Selbst schwere Möbelstücke wie große Tische und Küchentresen lassen sich aus Glasbausteinen konstruieren. Das sorgt für Auflockerung bei der Einrichtung und einen Hauch Industrial Style.

Glasbausteine und Ästhetik schließen sich also keineswegs aus. Davon war auch schon Designikone Le Corbusier (1887 bis 1965) überzeugt: Der gebürtige Schweizer, einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, lebte bis zu seinem Tod in dem von ihm und seinem Cousin Pierre Jeanneret Anfang der 1930er-Jahre entworfenen Molitor Gebäude in Paris. Charakteristisch für das achtstöckige Wohnhaus, das heute zum Weltkulturerbe zählt, sind Glasbausteine, die die Außenfassade zieren. Womöglich wollte Le Corbusier auch seinem Geburtsland huldigen. Denn erfunden hat die Steine ein Schweizer Kollege von ihm: Der Architekt Gustave Falconnier (1845 bis 1913) ließ um 1880 erste mundgeblasene Exemplare produzieren. Schon damals galten sie als wärmedämmend. Seine Entwürfe waren obendrein von solch ornamentaler Schönheit, dass sie 1900 als ein Highlight der Pariser Weltausstellung gefeiert wurden.

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