Tiktok Trend Slugging: Hautarzt rät von „Experimenten im Gesicht“ ab
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Damit unsere Gesichtshaut frisch und gesund aussieht, braucht sie Feuchtigkeit.
© Quelle: Pixabay
Damit unsere Gesichtshaut frisch und gesund aussieht, braucht sie Feuchtigkeit, das ist nichts Neues. Ein neuer Tiktok-Trend verspricht nun aber, die Haut über Nacht strahlen zu lassen – mit dem sogenannten „Slugging“. Beim Slugging (von „slug“, deutsch: Schnecke) wird die Haut für mehrere Stunden mit einer dicken Schicht Vaseline eingecremt. Erfahren Sie hier, ob dieser Trend hält, was er verspricht.
Slugging stammt aus Korea und soll für eine strahlende und reine Gesichtshaut sorgen. Über Tiktok gelang der Trend in die Welt – und ist schon lange nicht mehr nur Teil der sogenannten K-Beauty (Korean Beauty). Aber wozu das Ganze?
Vaseline kann Wärmeregulation stoppen
„Hinter dem Slugging steckt vermutlich die Idee, der Haut mehr Feuchtigkeit, Rückfettung und so mehr Elastizität zu geben“, erklärt der Hautarzt Herbert Kirchesch. „Der Grundgedanke lässt sich nachvollziehen, aber das wird nicht so effektiv sein, wie man sich denkt“. Kirchesch zufolge darf man bei dem Tiktok-Trend nicht außer acht lassen, dass die Haut ein Organ ist, das atmen muss. „Wenn man die Haut mit Vaseline versiegelt, kann sie weder atmen, noch die Feuchtigkeit abgeben“, erklärt der Hautarzt.
In einigen Tiktok-Videos wird aber gerade das als Vorteil angepriesen – schließlich braucht die Haut Feuchtigkeit. Kann es also schlecht sein, wenn diese durch die Vaseline eingeschlossen wird? „Man kann sich das in etwa so vorstellen, als ob man eine Plastikfolie auf die Haut legt“, erklärt Kirchesch. „Die Feuchtigkeit kann nicht heraus und es kann keine Wärmeregulation stattfinden“. Dadurch finge die Haut an zu schwitzen und es könne sogar zu einem Hitzestau kommen. „Ich würde Slugging nicht empfehlen. Die Vaseline soll die Haut offenbar zur Regeneration anregen – aber die Haut lässt sich von außen nicht dazu zwingen“ sagt der Dermatologe.
Pickel und „üble Reizungen“
Auch wenn ein Hitzestau sicherlich eines der schlimmeren Szenarien ist, zu denen es durch das dicke Auftragen der Vaseline über Nacht kommen kann, könne es Kirchesch zufolge auch zu Reizungen der Haut kommen. „Wenn man Pech hat, kann man dadurch, dass man der Haut die Luft zum Atmen nimmt, Pickel bekommen“, sagt der Hautarzt. Vaseline sei zwar ein hoch gereinigtes Abfallprodukt aus Erdöl aber bestünde eigentlich nur aus Fett. Wer so viel Fett auf die Haut auftrage, könne etwa Öl-Akne hervorrufen, eine Krankheit, die eigentlich nur berufsbedingt bei ständigem Kontakt mit Mineral- und Schmierölen auftritt.
Beim Slugging soll abends nach der Nachtcreme Vaseline auf die Gesichtshaut aufgetragen werden. Das kann dem Hautarzt Herbert Kirchesch zufolge aber je nach Nachtcreme auch für „üble Reizungen“ sorgen. „Wer zum Beispiel eine Creme mit Fruchtsäure verwendet, kann durch die Vaseline dafür sorgen, dass der Effekt der Creme zum Nachteil verstärkt wird“, erklärt Kirchesch. Die Wirkung der Fruchtsäure könne dann viel zu stark für die Haut werden.
Slugging an unempfindlichen Körperstellen
Der Hautarzt erklärt, dass man nie genau wisse, was unter der Vaseline mit der Haut geschieht – schließlich verhalte man sich mit dem Slugging ganz eindeutig gegen die Anweisung des Herstellers. „Von der Idee, dass sich der Effekt einer Gesichtscreme durch eine Vaselineschicht verbessert, sollte man sich verabschieden“, meint Kirchesch. „Gerade Menschen mit sensibler Haut sollten so ein Risiko auf keinen Fall eingehen, das Gesicht ist für solche Experimente einfach zu empfindlich“. Menschen, die sehr empfindliche Haut haben, und etwa an Neurodermitis leiden, vertrügen extrem fettige Hautsalben wie Vaseline oft gar nicht – die Hautkrankheit könnte sich dann noch verschlimmern.
Wer das Slugging aber einmal an unempfindlichen Körperstellen ausprobieren möchte, könne dies dem Hautarzt zufolge ruhig tun. „Über Nacht kann ich mir durchaus vorstellen, dass das Eincremen mit einer Fettschicht die Füße geschmeidiger macht und auch für weniger Risse in den Fußsohlen sorgt“, meint der Dermatologe. Auch die Ellenbogen oder Knie seien relativ unempfindlich, neigten aber zu Trockenheit. „Da kann man ruhig ein bisschen herumexperimentieren“, sagt Kirchesch.