Sexuelle Bildung

Warum selbstbestimmter und authentischer Sex gerade in Pornos so wichtig ist

Die wahre Lust der Frau spielt in vielen Mainstream-Pornos keine Rolle.

Die wahre Lust der Frau spielt in vielen Mainstream-Pornos keine Rolle.

Wer sich einen Porno anschauen möchte, hat die Qual der Wahl. Ob Amateur, Hardcore oder Gangbang (eine Frau hat mit mehreren Männern Sex) – es ist für jeden etwas dabei. Was viele der Filme gemeinsam haben: Die Frau ist Lustobjekt und es geht in erster Linie um die Befriedigung des Mannes. Dass das auch anders geht, verdeutlicht die spanische Filmproduzentin und Pornografin Paulita Pappel im RND-Podcast „Ach, komm!“.

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Ein Porno „dient zuallererst der Unterhaltung von Menschen“, so Pappel. Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorlieben. Wer aber einen erotischen Film schauen möchte, der realistische Bilder zeigt, sucht in vielen Fällen vergebens. Gerade in der Mainstream-Pornografie steht die Befriedigung der Frau nicht an erster Stelle. Es sind vielmehr die Männer, die sich an einer Frau bedienen. Das kann schwere Auswirkungen gerade auf junge Menschen haben. Für sie ist diese Art von Pornos oft ein erster Zugang zu sexueller Sozialisierung. Und darin besteht das Problem: Harte Sexpraktiken, die in Pornos als „normal“ gelten, werden von jenen jungen Menschen als sexuelle Realität wahrgenommen, warnt Paar- und Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning im RND-Podcast.

Jungen Menschen fehlen wichtige Informationen

Junge Männer, die noch nicht einmal Geschlechtsverkehr hatten, hätten durch diese Filme dann „die Idee, dass man ohne Vorspiel, ohne Lust aufzubauen, einfach mit dem Penis eindringen kann“, betont Henning weiter.

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Gerade aus diesem Grund glaubt die Pornografin Paulita Pappel, dass es besonders wichtig sei, den Menschen andere Ressourcen zu geben, damit sie ihre Informationen über Sexualität nicht nur aus harten Mainstream-Pornos bekommen. „Das wäre das Gleiche, als würde man jungen Menschen nichts über Verkehrsregeln zeigen und ihnen sagen, sie sollen in Actionfilmen lernen, wie man Auto fährt“, meint Pappel. Den jungen Menschen, die ihre Erfahrungen nur aus den gängigen Pornos hätten, fehlten wichtige Informationen.

Echter Sex von verschiedenen Menschen

In der feministischen Pornografie, für die Pappel auch steht, geht es vor allem um selbstbestimmten Sex, der keine Stereotype, Rollen- und Genderklischees enthält. Mit ihren eigenen Filmen will Paulita Pappel eine größere Diversität zeigen, als man sie in den meisten erotischen Filmen sieht. Auch wenn Pornografie in erster Linie ein Unterhaltungsprodukt sei, habe sie das Potenzial, „Menschen vieles beizubringen“, erklärt die Pornografin. Ihre Filme zielten daher nicht nur auf sexuelle Reize ab, sondern sollen durch den Schnitt und die Musik, aber auch durch unterschiedliche Sexualitäten und Praktiken eine Gesamterfahrung erzeugen.

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Auf ihrer Pornoplattform Lustery können Menschen ihre selbst gedrehten Sexfilme hochladen, um sie anderen zu zeigen. „Der rote Faden, der sich durch die Plattform zieht, ist die Unterschiedlichkeit der Menschen“, erklärt Pappel. Dort würden verheiratete Paare mit Kindern und Hund ebenso ihre Filme hochladen wie ein Paar aus der BDSM-Szene. Einzige Voraussetzung: Nur Menschen, die im Privatleben schon eine Liebes- oder Sexbeziehung zueinander haben und Lust haben, diese anderen zu zeigen, dürfen ihre Filme auch hochladen. So entstand laut Pappel ein „Archiv“ mit echtem Sex von verschiedenen Menschen mit verschiedenen Sexualpraktiken – und vor allem mit ganz authentischem Aussehen fernab von Riesenbrüsten, Pornopenissen und endoptimierten, glattrasierten Körpern. Gerade dieser Aspekt ist der Filmproduzentin besonders wichtig.

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„Zensur“ bei Pornografie?

Ann-Marlene Henning sieht gerade in dieser Vielfalt eine enorme Chance: „Eine niederländische Studie zeigt, dass junge Frauen, die sich für ihr Aussehen im Genitalbereich geschämt haben, ein verbessertes und anhaltendes Gefühl zu sich selbst hatten, nachdem sie 45 Minuten lang Bilder von verschiedenen Vulven angeschaut haben.“ Menschen, die sehen, dass es auch Körper, Geschlechtsteile oder Sexpraktiken gibt, die nicht im vermeintlich „perfekten“ Mainstream-Pornoformat zu sehen sind, fühlen sich auch in ihrem eigenen Körper wohler, erklärt die Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning. Und das kann gerade jungen Menschen bei einer gesunden Entwicklung ihrer Sexualität helfen.

Dass es nicht mehr zugängliche Pornografie gebe, die zur sexuellen Bildung beitragen könne, liege laut Paulita Pappel an einer Art Zensur in Deutschland. „Das Schauen von Pornos wird in Deutschland verteufelt“, erklärt Pappel. In Deutschland gebe es viele strenge Gesetze und Regeln für Pornografie – auch um den Jugendschutz zu gewährleisten. Die Folge: Die meisten Menschen greifen auf Pornografie aus dem Ausland zurück, auf diese könne das deutsche Recht nicht angewendet werden.

Laut Ann-Marlene Henning treffen die Regularien dann die, die „es richtig machen wollen“. Pappel zufolge seien das vor allem Unternehmen, die versuchen, Diversität und Vielfalt zu zeigen. Das Resultat: Gerade junge Menschen landen bei Mainstream-Pornografie und halten das Gezeigte für eine Art sexuelle Normalität – während der Zugriff auf realistischere Ressourcen verwehrt bleibe. „Das ist inakzeptabel und muss sich dringend ändern“, fordert Pappel.

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