Großes Interesse an Kochs Ausführungen
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Der Journalist Stefan Koch und Sabina Mitschke vom Ursulinenkloster nach dem Vortrag in der Aula der St.-Ursula-Schule
© Quelle: Eichner-Ramm
Duderstadt. „Heimat, Leben in einer anderen Kultur und die Frage, warum es ihn nach seiner Tätigkeit in Washington nach Duderstadt zurückzieht“ – mit diesen Worten hatte das Duderstädter Ursulinenkloster den Gesprächsabend mit dem langjährigen Politikkorrespondenten Stefan Koch in der Ankündigung skizziert. Doch weil es schon im Vorfeld so viele Anmeldungen gab, war die Veranstaltung vom Gästebereich des Klosters in die Aula der St.-Ursula-Schule verlegt worden. Dort fanden sich am Dienstagabend dann auch mehr als 100 Duderstädter ein, etwa 50 weitere Interessierte wurden auf den Ersatztermin im März vertröstet, wie Sabina Mitschke, Leiterin des Gästebereichs sagte.
„Der Name Koch garantiert einen vergnüglichen Abend“, begrüßte Schwester Ingeburg, Geschäftsführerin der Stiftung der Ursulinen, die Gäste. Und sie sollte Recht behalten. Stefan Kochs Wurzeln sind im Eichsfeld, in Langenhagen. Er ist Sohn des langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten, stellvertretenden Landrates und stellvertretenden Duderstädter Bürgermeisters Lothar Koch. Und Koch junior stellte fest, dass er mit fast allen verwandt sei.
„Wir überlegen, wieder nach Duderstadt zu kommen“
„Wir überlegen, wieder nach Duderstadt zu kommen“, sagte er und nannte private Gründe. Während er im zweiten Teil des Abends ein bisschen von seiner Familie plauderte, trug der erste Part der Veranstaltung den Titel seines kürzlich erschienenen Buches „Zehn Jahre Amerika“. Dort, genauer in Washington, lebt der langjährigen Politikkorrespondent mit Frau und Sohn seit nunmehr zehn Jahren.
Als Berichterstatter vermittelt er nicht nur den Lesern von Eichsfelder und Göttinger Tageblatt politische Zusammenhänge und Hintergründe in den USA, beobachtet und analysiert das Geschehen unter Präsident Donald Trump und zuvor unter Barack Obama. Auch hat er tiefe Einblicke in die US-Amerikanische Gesellschaft gewonnen. Von diesen berichtete Koch auf lockere Art und Weise, um bei seinen Zuhörern um eine differenzierte Betrachtungsweise des US-amerikanischen Wesens zu werben. „Ich halte es für nötig, auch hinter den Schlagzeilen zu informieren“, sagte er.
Stolz auf ihr Land und ihr System
Die Amerikaner seien stolz auf ihr Land und ihr System. Und sie verstünden es, sich zu inszenieren, so Koch. Er sprach über Jason und machte an dessen Beispiel deutlich, dass sich ganz viele Amerikaner nicht leisten könnten, krank zu werden. Das Gesundheitssystem und auch das Bildungssystem unterscheiden sich wesentlich vom Deutschen, erfuhren Kochs Zuhörer. Jason habe während der Finanzkrise Haus, Job und Frau verloren, skizzierte Koch, und habe sich nach sieben Jahren in der Privatinsolvenz nun ein Waldgrundstück zugelegt, wo er ein schlichtes Haus aus Holz gebaut habe – ohne Toilette, ohne Wasser und ohne Baugenehmigung. Dennoch sei Jason erstaunlich zuversichtlich. „I am back“, sage Jason.
Radikalen Wechsel könne man als Risiko sehen, aber auch als Chance, so Koch. Deshalb sei Trump gewählt worden. Koch ging an diesem Abend auch auf die Politik des amtierenden US-Präsidenten ein und half den Gästen der Veranstaltung dabei, manche Entscheidungen und Vorgehensweisen mit anderen Augen zu betrachten. Zu Beginn seines freien Vortrags analysierte Koch auch die derzeitige weltpolitische Lage. „Es ist erschütternd, was für eine Eskalationsstufe mittlerweile erreicht ist.“ Dass einer der größten Abrüstungserfolge, der INF-Vertrag, jetzt zu Ende gehe, bezeichnete Koch als eine „gruselige Situation“.
Die Autorin erreichen Sie per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de.
Von Britta Eichner-Ramm