Lebendige Geschichte dreier Duderstädter Familien
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Basis der Familie: Duderstädter Textilfabrik Hollenbach 1958, vorne die Ziegeleistraße.
© Quelle: Stadtarchiv
Artmann, Hollenbach und Jünemann ist der Dreiklang der Namen, die mit dem im hessischen Kronberg lebenden Vermögensverwalter verbunden sind. Drei Familien, die auf ganz unterschiedliche Weise die Stadt geprägt haben. Eng verbunden sind sie in der Großeltern-Generation. Hier setzt Helmuth Artmann an bei seiner persönlichen Darstellung der Verbindung von Familien und Stadt.
Die zwei Großväter Hermann Artmann und Franz Hollenbach waren Duderstädter Fabrikanten. „Artmann Boonekamp“ war das hochprozentige Produkt des Großvaters väterlicherseits. Die Spirituose war, gleichbedeutend mit der Stracke, ein Symbol des Eichsfeldes. Ihre Herstellung wurde 1972 eingestellt.
Firmengründung 1909
Franz Hollenbach, Großvater mütterliche Linie, war Textilfabrikant. Seine Firma, in Duderstadt gegründet vor 100 Jahren, hat die Produktion 1995 eingestellt, besteht jedoch formal bis heute. Hier liegt, das macht Helmuth Artmann immer wieder deutlich, die wirtschaftliche Basis der Familie bis heute.
Deren weitere Entwicklung findet ihre Fortsetzung, als aus der geschäftlichen Beziehung von Hermann Artmann und Franz Hollenbach – beide gehören zu den Gründern der Genossenschaftsbank in Duderstadt – durch Heirat der Kinder eine familiäre Verbindung wird. Drei Kinder hatten Franz Hollenbach und Ehefrau Wilhelmine, genannt Minna (eine geborene Waldmann). Neben Sohn Helmut – dessen Tod im Zweiten Weltkrieg das Paar schwer erschüttert und zur Gründung der Hollenbach-Stiftung führt – noch zwei Töchter. Die ältere, Gisela, heiratet Hans-Waldemar Artmann, den Vater Helmuth Artmanns. „Meine Mutter war de facto ein Nachbarkind meines Vaters. Die Grundstücke der Familien stießen aneinander. Kennen gelernt haben sie sich aber auf dem Tennisplatz“, berichtet er. Die jüngere Tochter, Renate, wird die Ehefrau von Ulrich Jünemann.
Bürgermeister Jünemann
Von den Schwiegersöhnen bleibt Jünemann in Duderstadt, übernimmt dort die Hollenbach’sche Fabrik an den Wolfsgärten. Jünemann war Ortsbürgermeister, Schützenhauptmann und Vorsitzender des VfL Olympia. Von dieser Linie der Familie lebt heute noch eine Nichte Ulrich Jünemanns, René, mit Familie in Miami.
Hans-Waldemar Artmann geht nach Karlsruhe, leitet die dortige Textilfabrik Hollenbachs und vollzieht schließlich, als die Geschäfte schwieriger werden, den Wechsel zum Immobilienunternehmen. Auf dem verkehrsgünstig gelegenen Gelände vermarktet er Gebäude und Flächen und legt den Grundstein für das umfangreiche Immobiliengeschäft seiner Söhne. Thomas Artmann führt heute im Wesentlichen die Artmann Immobilien Gesellschaft mit ihren zahlreichen Objekten in Karlsruhe.
Ehrenbürger Hollenbach
Schwerpunkte der Aktivitäten von Helmuth Artmann sind Frankfurt/Main und Berlin. Die Duderstädter Immobilien – die Häuser in der Marktstraße und in den Wolfsgärten, der Parkplatz Stern sowie die landwirtschaftlich genutzten Flächen außerhalb der Stadt – macht nur einen kleineren Teil des Artman’schen Besitzes aus. Aber hier liegen die Ursprünge, betont Helmuth Artmann. Und mit der Hollenbach-Stiftung hat auch ein Vermächtnis der Familiengeschichte ihren Platz in der Stadt. Die zählt zudem Franz Hollenbach seit 1958 zu ihren Ehrenbürgern, eine selten verliehene Würdigung.
Die Verbundenheit von Familiengeschichte und Stadt macht Helmuth Artmann deutlich, indem er seinen 60. Geburtstag hier feiert. Auf der Einladung zu einem Empfang in seiner Jagdhütte am Desingeröder Wald sind die Ziffern 60 eingerahmt von zwei weiteren Zahlen: 100 Jahre Firmengründung Franz Hollenbach und 55 Jahre Grundsteinlegung Hollenbach-Stiftung.
Von Ulrich Lottmann