„Man muss vom Empfinden her Eichsfelder sein“
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Abschied vom Euzenberg: Polizeidirektor Jan-Christof Möller wechselt als Inspektionsleiter nach Hamburg.
© Quelle: Tietzek
Diese drei Eichen hat die Stadt gespendet. Das zeigt den Glauben an den Standort.“ Der Satz Möllers fällt im Vorbeigehen bei einem Rundgang durch die Abteilung. Pathos liegt ihm nicht, aber einen Sinn für Symbolik hat er schon. Deshalb tritt man dem 49-Jährigen nicht zu nahe, wenn man die jungen Bäume nicht nur als Symbol der Hoffnung einer strukturschwachen Kommune auf Erhaltung eines wichtigen Wirtschaftsfaktors nimmt. Sie sind auch ein Sinnbild für Möllers Rolle auf dem Euzenberg. Bestehendes bewahrt, gute Anlagen gehegt, eine dauerhafte Entwicklung eingeleitet zu haben, sind sein Verdienst als Führer der Abteilung.
Ein Blick zurück: Als im Januar 2002 der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in Duderstadt aus dem Hubschrauber steigt und öffentlichkeitswirksam den Verbleib des Bundesgrenzschutzes in Duderstadt verkündet, wird das als großer Erfolg gefeiert. Vom gerade ins Amt eingeführten Abteilungsführer Möller ist damals keine Rede. Mit dem – auch öffentlich – geführten Kampf um den Bestand der Abteilung hatte er nichts zu tun.
Zum Feiern nicht zumute
Zum Feiern wird dem Neuen auf dem Euzenberg auch nicht zumute gewesen sein. Denn jenseits von Reden und Schlagzeilen war klar: Der Kampf hat Opfer gekostet. Möller steht an der Spitze einer amputierten Abteilung, der kleinsten Einheit bundesweit, am Rande eines Präsidiums gelegen, dessen Aufmerksamkeit vom schillernden Frankfurt aufgesogen wird. Für das Drehkreuz des Flug- und Bahnverkehrs Sicherheit zu gewährleisten, dafür sind die zwei Hundertschaften in Duderstadt eine Personalreserve, mehr nicht. Unter diesen Bedingungen ein eigenes Profil zu entwickeln, war Möllers Aufgabe.
Dass sie gemeistert wurde, würde er sich nicht selbst auf die Fahne schreiben. Möller verweist auf gewachsene Strukturen in Duderstadt, „leistungsstarke Führungskräfte und motivierte Mitarbeiter“, auf seinen Stab, die Hundertschaftsführer und die zivile Verwaltung am Standort. Sie hätten die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre ermöglicht. Aber: Die Erhaltung der Abteilung als Aufgabe anzunehmen, den mehrfach totgesagten Standort zu etablieren und seine Stärken zu entwickeln, das hat Möller geleistet. „Ich habe mich ständig bedroht gefühlt“, macht er die ständige Existenzangst deutlich. Wie er mit ihr umgegangen ist, wird bei einem weiteren Satz deutlich: „Ein guter Abteilungsführer kann man hier nur sein, wenn man vom Empfinden her Eichsfelder ist.“
Fußballfans und Papst
Das Einlassen auf die Region bedeutet nicht einigeln auf dem Euzenberg. Viel mehr hat die Abteilung sich unter Möllers Führung bundesweit einen Ruf erworben als verlässlicher Partner für Landespolizeien und Bundeskriminalamt – bei der Begleitung randalierender Fußballfans in den Ligen ostdeutscher Bundesländer ebenso wie bei der Absicherung des G-8-Gipfels in Heiligendamm, beim Papstbesuch in Köln oder dem Nato-Gipfel in Baden-Baden. Das war das Fundament für den diesmal leise geführten Kampf um den Bestand des Standorts Duderstadt in der jüngsten Reform der Bundespolizei.
„Die Abteilung leistet gute Arbeit, die Politiker der Region haben das an den entscheidenden Stellen deutlich gemacht“ – so hat Möller die Strategie einmal öffentlich formuliert. „Ich weiß sehr wohl, was der Standort der politischen Führung der Stadt Duderstadt zu verdanken hat“, fügt er im Gespräch hinzu. Das Ergebnis ist bekannt. Die Abteilung Duderstadt ist ein Gewinner der Reform von 2007.
Mittendrin im Geschäft
Zurück in die Gegenwart, zurück zum Rundgang durch die Liegenschaft auf dem Euzenberg: Stationen sind die zentrale Heizanlage (umgestellt auf Holz-Pellets), die neuen Räume der Bereichswerkstatt („Das war eine Scheune“, sagen die Männer der Technischen Einheit), dem sanierten Sportplatz, der ausstehenden Sanierung der Sporthalle (Möller: „Wir haben gute Chancen auf Umsetzung“). Der scheidende Abteilungsführer ist noch mittendrin im Geschäft. „Wenn Gebäude fünf saniert wird, komme ich zur Einweihung.“ In diesem Gebäude soll die dritte Hundertschaft untergebracht werden, die Duderstadt mit der Reform zugeschlagen wurde. Möller will erleben, wenn seine Bemühungen Früchte tragen, das ist klar. Immerhin ist er in der Geschichte der Abteilung auf dem Euzenberg derjenige, der am längsten an ihrer Spitze gestanden hat.
Abteilung in guten Händen
Aber er kann auch loslassen: „Wenn ich morgen gehe, weiß ich die Abteilung bei Herrn Paschke in guten Händen.“ Dass er sich auf seinen Leiter des Stabes und alle Führungskräfte verlassen kann, sieht er als Grundlage und zugleich Erfolg seiner Arbeit als Abteilungsführer in Duderstadt an. Die Nachfolgefrage sei übrigens noch nicht geregelt, kann er unaufgeregt hinzufügen.
Von Ulrich Lottmann