Schützenhaus und Eichsfeldhalle verkauft
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Notartermin zur Vertragsunterzeichnung: Hans Georg Näder kauft der Stadt Duderstadt das Schützenhaus und die Eichsfeldhalle für jeweils einen symbolischen Euro ab - hier Näder mit Bürgermeister Wolfgang Nolte (M.).
© Quelle: Eichner-Ramm
Duderstadt. Der Abrissantrag für das Schützenhaus ist unmittelbar nach der notariell beurkundeten Unterschrift an die Stadtverwaltung übergeben worden. Nach Angaben von Jürgen Germerott vom städtischen Bauamt könne mit dem Abbruch sofort begonnen werden, sobald noch zwei fehlende Unterlagen nachgereicht werden. Näder nutzte den Notar-Termin dazu, die Bedeutung der Schützengesellschaft für die Stadt und ihre Bürger hervorzuheben. Auch erinnerte er an „legendäre Bälle“ im Schützenhaus, aber auch daran, dass sie Stadt beim zwischenzeitlichen Verkauf des Schützenhauses ein „nicht so glückliches Händchen“ gehabt habe. Dann war die Immobilie wieder ins Eigentum der Kommune übergegangen. Zuletzt sei das Schützenhaus aus Sicht Näders „ein Schandfleck in Duderstadt“ gewesen.
Dem jetzt vollzogenen Verkauf an die eigens von Näder gegründete erste Futuring Duderstadt 2030 Zweckgesellschaft hatte die Schützengesellschaft während ihrer Versammlung im April mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Schützen waren Teil der Eigentümergemeinschaft der Immobilie. Deren Vorstandsmitglieder Hans-Georg Kracht und Ulrich Arendt hatten beim Notar-Termin am Mittwoch ebenfalls die entsprechenden Verträge unterzeichnet.
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Ansichten des leeren Schützenhauses in Duderstadt – hier der ehemalige Saal
© Quelle: Rüdiger Franke
Bevor der Abrissbagger anrollt, soll Näder zufolge „die alte DNA“ ausgebaut und eingelagert werden. Dabei denkt der neue Gebäudeeigentümer etwa an die großen Türen, das Wandbild und anderes. Der Schützengesellschaft sagte er zu, für deren Schützenfest im Juni ein Zelt zur Verfügung zu stellen – am Standort der künftigen Brauerei könnte so schon jetzt ein „Heimatliebe-Schützengarten“ entstehen.
Eichsfeldhalle zunächst weiter nutzbar
Der Duderstädter Unternehmer verkündete am Mittwoch, dass im Gegensatz zum Schützenhaus die Eichsfeldhalle noch ein Jahr lang zur Verfügung stehen werde. Als Grund nannte Näder die zeitlichen Dimensionen, die für den Brauerei-Neubau erforderlich seien. Dieser werde in zwei Abschnitten umgesetzt. Zum 100-jährigen Bestehen von Ottobock im kommenden Jahr werde die Brauerei nicht fertig zu bekommen sein, begründete Näder, zumal auch die Baufirmen zurzeit kaum Kapazitäten frei hätten. Daher soll zunächst „umgehend“ mit dem Gastronomiebereich begonnen werden. Der Technik-Bereich soll dann in einem zweiten Gang folgen. „Dafür muss dann die Eichsfeldhalle weg sein“, so Näder.
Der künftige HGN Cube als Ersatz für die Eichsfeldhalle wurde in der Masterplanung Futuring Duderstadt inzwischen im Bereich Ziegeleigelände positioniert. Während der jüngsten Informationsveranstaltung war betont worden, dass zunächst einmal Input gefragt ist. „Bringen sie sich ein“, appellierte jetzt auch Näder. Denn erst wenn klar sei, welche Nutzungen die neue Halle haben soll, könne die Technik entsprechend mit der Architektur verzahnt werden.
„Champions League der Architektur“
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Hans Georg Näder stellt 2013 die Pläne für das Bötzow-Gelände in Berlin vor – hier mit Architekt David Chipperfield.
© Quelle: Niklas Richter
Der Duderstädter Unternehmer will den
Star-Architekten David Chipperfield
mit der Entwurfsplanung für den HGN Cube beauftragen. „Das ist die Champions League der Architektur“, sagte Näder während des Notar-Termins im Duderstädter Rathaus. Chipperfield ist unter anderem für Projekte wie das Forum Museumsinsel in Berlin, aber auch andere renommierte Objekte weltweit bekannt. Auch für den
Masterplan für das Areals der früheren Bötzow-Brauerei in Berlin
, ein weiteres Projekt Näders, hat der Ottobock-Chef den Star-Architekten ins Boot geholt. Chipperfield werde in einigen Wochen nach Duderstadt kommen, um sich vor Ort historische Ziegeleigebäude und das Gelände anzusehen, kündigte Näder am Mittwoch an und sprach mit Blick auf den künftigen HGN Cube von einem „echten Chipperfield eingebunden in Eichsfelder DNA“.
Das sind die bekanntesten Projekte des Star-Architekten:
Verlängerung kommt zu spät für TKV
Dass die Eichsfeldhalle nun doch noch länger als geplant nutzbar sein werde, "kommt für die Theater- und Konzertvereinigung Duderstadt zu spät", kommentierte auf Tageblatt-Nachfrage die TKV-Geschäftsführerin Sabine Holste-Hoffmann. "Wir müssen unsere Veranstaltungsplanung anderthalb Jahre im Voraus planen", begründet sie. Nachdem die Stadt der TKV im vergangenen Jahr signalisiert hatte, dass die Eichsfeldhalle spätestens im zweiten Halbjahr 2018 nicht mehr zur Verfügung stehe, habe man sich anderweitig orientieren müssen.
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"Classic meets Pop" am 4. Mai 2018 war definitiv die letzte Veranstaltung der Theater- und Konzertvereinigung Duderstadt in der alten Eichsfeldhalle.
© Quelle: r
Und so fand am Freitag, 4. Mai, mit „Classic meets Pop – All you need ist love“ die allerletzte Veranstaltung der TKV in der laufenden Spielzeit vor fast ausverkauftem Haus statt. Es sei ein Abschied nach 44 Jahren in einer Halle, in der die TKV ein „vielfältiges Veranstaltungsangebot im Schauspiel- und Musikbereich“ präsentiert habe – zu den mehr als 620 Veranstaltungen kamen TKV-Angaben zufolge mehr als 370 000 Besucher in die Eichsfeldhalle. Der Abend mit dem Loh-Orchester aus Sondershausen mit Band und Sängerin sei daher ein „würdiger Abschied“ gewesen, so Holste-Hoffmann.
Die TKV habe für die neue Spielzeit das Programm längst fertig, sagt sie, für die neue Spielstätte in der Aula der St.-Ursula-Schule seien entsprechende Verträge geschlossen worden. Für das Jahr 2019 seien dort vier Veranstaltungen geplant – zweimal Musik und zweimal Schauspiel. Spontan eine Kultur-Veranstaltung in der nun doch noch etwa ein Jahr weiter nutzbaren Eichsfeldhalle anzubieten, macht die TKV-Geschäftsführerin deutlich, „können wir uns als ehrenamtlich Tätige nicht leisten“. Das finanzielle Risiko wäre viel zu hoch, erläutert sie, denn die bisherigen Abonnenten – etwa die Hälfte der bisherigen Besucher – seien erst einmal weg. Außerdem könne die TKV nicht einfach kurzfristig etwas in der Eichsfeldhalle anbieten, so Holste-Hoffmann weiter, weil die meisten Veranstalter längst ausgebucht seien und keine Termine mehr hätten.
Fotos vom Notar-Termin:
Wünsche an den HGN Cube
Dem Aufruf Näders und der Stadtentwicklungsgesellschaft Duderstadt 2020, mögliche Nutzer sollen sind bei den Überlegungen für den HGN Cube einbringen und ihre Anforderungen für die neue Veranstaltungshalle nennen, sei die TKV inzwischen gefolgt. Wie Holste-Hoffmann berichtet, setze die TKV für ihre Veranstaltungen durchschnittlich 600 Plätze an, benötige eine Bühne von zwölf mal 15 Metern (etwas größer als in der bisherigen Eichsfeldhalle), wünscht sich einen Orchestergraben (vor allem für Musicals und Operetten) und ansteigende Sitzreihen. Weitere Hinweise seien zu Bühnen-, Ton- und Lichttechnik, Garderobenräumen und Catering-Bereich gemacht worden. Außerdem sei der Wunsch nach einem überdachten Raucherbereich genannt worden, so Holste-Hoffmann weiter.
Erste Rückmeldungen zur neuen Veranstaltungshalle, wie etwa von der TKV, aber auch von den Schulen, seien bereits eingegangen, bestätigt Karsten Ley, Geschäftsführer von Duderstadt 2020 und federführend mit dem Masterplan Futuring Duderstadt betraut. Ziel sei es, jetzt die Bedürfnisse zu analysieren.
Was die mögliche Nutzung der alten Eichsfeldhalle für eine Übergangsphase angeht, liefen zurzeit Gespräche mit der Stadt, damit die „eingespielten Akteure“ zunächst in der Eichsfeldhalle weiter machen könnten.
Von Britta Eichner-Ramm
GT/ET