Fachtagung

Pistorius würdigt Bedeutung von Sport bei der Integration

Forum Integration in Friedland

Forum Integration in Friedland

Friedland. Boris Pistorius (SPD), niedersächsischer Minister für Inneres und Sport, stand erst im Stau, konnte dann aber nachträglich in die Runde integriert werden.

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Vor rund 100 Gästen aus ganz Niedersachsen, aus Hildesheim, Osnabrück, Hannover oder Wolfsburg, wurde der Frage nachgespürt, auf welche Weise der Sport seine integrative Kraft entfaltet, wie eine Integration ganz konkret funktioniert. Viele Südniedersachsen haben in den vergangenen Jahren ganz anschauliche Erfahrungen in ihrem Fußballclub gesammelt, in dem es, wie beispielsweise beim 1. SC Göttingen 05, plötzlich eine zweite Mannschaft gab, ein Flüchtlingsteam.

Hier knüpfte im Akademie-Forum „Integration im und durch Sport - zwischen Vergangenheit und Zukunft“, das gemeinsam vom niedersächsischen Innenministerium, dem LSB sowie von Museum und Grenzdurchgangslager Friedland veranstaltet wurde, ein LSB-Film an, der drei Beispiele für gelungene Integration vorstellte - unter anderem eins aus Göttingen, das beim SC Hainberg spielt. Zu den Protagonisten zählt ein junger Iraner, der Musik macht, auf den Zietenterrassen trommelt. Ein „zweites Zuhause“ habe er in der Musikgruppe gefunden.

Anerkennung war in einem anderen filmischen Beispiel die große Triebfeder für Albert Banko vom Quakenbrücker SC, der sich nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtlingskind zunächst ausgegrenzt wähnte, dann aber den Schritt in den Fußballklub wagte. „Mensch, der kann ja Fußball spielen“, hieß es - „die Freundschaften sind bis heute erhalten geblieben“, sagte der rüstige Senior und nutzte das Forum zu einem eindrucksvollen Appell: „Wenn Kinder zu euch kommen, empfangt sie mit einem Lächeln!“

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Banko nahm später auch an der von Tageblatt-Redakteur Ulrich Schubert moderierten Diskussionsrunde teil. Ähnliche Mechnismen der Ausgrenzung und Ablehnung, wie sie heute greifen, hätten Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in der Nachkriegszeit in Westdeutschland erfahren - das bestätigten sowohl Pistorius als auch der LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe: „Mit Flüchtlingen spielt man nicht“, sei Rawe gesagt worden - da hätte bereits „das andere Gebetbuch“ gereicht.

„Es sind die gleichen Ängste wie heute“, unterstrich Pistorius, dessen Eltern sich als Flüchtlinge nach dem Krieg im Lager kennengelernt hatten. „Man wünscht sich Sicherheit und Geborgenheit“, und da besiege die Angst vor dem Neuen und Fremden die Empathie und den Verstand. „Wir im Sport“, ergänzte Rawe, „fragen nicht nach Bleiberecht“.

Deutschland sei eine „Nachkriegsgesellschaft in Bewegung“ gewesen, hatte zuvor Dr. Marcel Berlinghoff vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Uni Osnabrück, referiert. Zwar werde seit den 90er-Jahren vom „ominösen“ Migrationshintergrund gesprochen, den offiziell rund 20 Prozent der Deutschen hätten. „Doch eine Generation zurück war die Mobilitätserfahrung deutlich größer, es war eine unglaublich mobile Gesellschaft.“

Berlinghoff verdeutlichte in der Diskussion, dass sich Verhaltensweisen, Abwehrreflexe, durchaus wiederholen. „Wann werden die Turnhallen wieder frei?“ - diese Frage habe Westdeutsche bereits im Januar 1990, kurz nach dem Mauerfall, interessiert. Auf weniger weit zurückliegende Erfahrungen vor Ort kann der Friedländer Gemeindebürgermeister Andreas Friedrichs (SPD) zurückgreifen. Die Gemeinde habe im Scheitelpunkt der Flüchtlingswelle einerseits ihre Belastungsgrenze erreicht, andererseits seien die Neuankömmlinge eindeutig eine Bereicherung gewesen, berichtete er. Ohne den Sport, so viel wurde am Dienstagabend klar, wäre die Integration erheblich schwieriger geworden.

Von Eduard Warda

GT/ET

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