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Quinoa, Mohn und Kichererbsen direkt aus Klein Schneen

Exotisch, aber neuerdings auch einheimisch: Besondere Produkte aus Klein Schneen.

Exotisch, aber neuerdings auch einheimisch: Besondere Produkte aus Klein Schneen.

Göttingen. Exoten auf dem Acker: Das Hofgut Klein Schneen setzt auf Quinoa, Kichererbsen und Mohn, regional oder ohne Schadstoffe erzeugt. Die ersten Produkte sind nun im Handel zu bekommen. Hinter dem Projekt steht die Agrarwissenschaftlerin Marie-Sophie von Schnehen.

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In diesem Jahr hat Marie-Sophie von Schnehen offiziell den elterlichen Betrieb übernommen und ist jetzt die Betriebsleiterin auf dem Hofgut Klein Schneen. Nach dem Abitur auf dem Göttinger Max-Planck-Gymnasium hat von Schnehen Agrarwissenschaften studiert, in Göttingen und Bonn, aber auch ein Semester im britischen Nottingham. Sie treibt eine ganz große Sorgen um: „Die Klimakatastrophe droht“, sagt von Schnehen. „Aber wenn jeder etwas unternimmt, dann kann noch etwas bewirkt werden.“

Gesunde Lebensmittel ohne langen Transportweg

Von Schnehen ist auf dem elterlichen Hof aufgewachsen, sie hat die Landwirtschaft mit der Muttermilch aufgesogen. Eindrücke im Studium, die Ernährungsweise von Freunden und Besuche anderer Kulturen ließen in ihr einen Plan reifen: Gesunde Lebensmittel herzustellen, die keinen langen Transportweg und einen geringen CO2-Fußabdruck haben und das mit Produkten, die bisher in Deutschland auf den Äckern eher selten zu finden sind.

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Ihr Vater erreichte mit 65 Jahren das Rentenalter, die landwirtschaftliche Rentenkasse sagt, dass der Betrieb abzugeben sei. Tochter Marie-Sophie hatte schon längst entschieden, dass sie seine Nachfolge antritt. „Es wurde viel diskutiert, meine Eltern waren von meinen Vorstellungen begeistert und unterstützen mich, wo es nur geht.“ Erster Schritt der jungen Landwirtin, das Gut soll komplett auf „Bio“ umgestellt werden. „Wir haben in ganz Deutschland Bio-Betriebe angeschaut und uns auf „Umstellungensseminaren“ informiert, sind nun bei Bioland-Mitglied.“ Der „normale“ Anbau von Weizen laufe weiter, allerdings unter Bio-Bedingungen, sagt von Schnehen. Dazu gehöre auch, dass auf 20 Prozent der Fläche Kleegras ausgesät werde, damit der Boden sich regenerieren kann. Und sie beschäftigte sich intensiv mit Pflanzen, die auf südniedersächsischen Ackerböden bis dato noch nicht zu sehen waren. „Ich habe überlegt, was ich gerne esse und was für Menschen und unser Ökosystem gut ist, danach habe ausgewählt“, sagt von Schnehen.

Es kristallisierten sich Quinoa, Kichererbsen und Mohn heraus. Das Superfood Quinoa ist kein Getreide, sondern gehört zur Gattung der Gänsefußgewächse und wurde von den Inkas kultiviert. Die Pflanze ist sehr eiweißreich. Die Kichererbsen gedeihen eigentlich in subtropischen Ländern. Größter Produzent ist Indien - aber nun gibt es sie auch in Südniedersachsen. Sie enthält viele Ballaststoffe. Und Mohn ist reich an Calcium und ungesättigten Fettsäuren.

Er wurden passende Flächen für den Anbau gesucht und fleißig experimentiert – und immer alles aufgeschrieben. „Es passierte schon, dass eine gesamte Ernte ausfiel“, sagt von Schnehen. Neuer Boden wurde ausprobiert, Vater Hans Ullrich, der jede Bodenkrume des Hofgutes kennt, stand ihr immer helfend zu Seite.

Kaum Erfahrungen in Mitteleuropa

„Saatgut zu finden, war nicht einfach“, berichtet von Schnehen, und Forschungen zur Kichererbse und auch zu Quinoa auf mitteleuropäischem Boden sind quasi nicht vorhanden. „Wir haben spannendes Neuland betreten“, sagt die Betriebsleiterin. Es sei viel Handarbeit notwendig gewesen, um den Pflanzen ihren Lebensraum zu ermöglichen. Von Hand wurden die Felder von Unkraut befreit. „Meine Familie und Freunde haben mir großartig geholfen“, sagt von Schnehen.

20 Prozent der Fläche des Gutshofes, etwa 20 Fußballfelder, werden mit den exotischen Sonderkulturen bewirtschaftet. „Wir haben die Felder so angelegt, dass sie aneinanderliegen. Es ist wunderschön zu sehen, wenn die Kulturen nacheinander blühen. Zudem finden Insekten und Kleintiere hier immer ihren Lebensraum“, das ist von Schnehen ganz wichtig. Ihr ist die zunehmende Bodenversiegelung ein Dorn im Auge, „denn Böden speichern auch CO2.“

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Marie-Sophie von Schnehen

Marie-Sophie von Schnehen

Und getüftelt wurde, so sei es Mitarbeiter Holger Wagenknecht gelungen, den Mähdrescher für die Mohnernte umzubauen. „Ohne meine Familie und die Mitarbeiter hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt von Schnehen und freut sich, dass es in diesem Jahr gelungen ist, die Pflanzen so gut gedeihen zu lassen, dass die Erträge in den Verkauf gelangen können. „Wir setzen auf regional erzeugte hohe Qualität“, sagt von Schnehen und berichtet vom aufwendigen Reinigen der Kichererbsen, dem Aussortieren der Unkrautsamen und dem Entwerfen einer Verpackung für ihre Produkte.

Die Produkte sind in Göttingen bei Naturkost Elkershausen, bei Rewe Riethmüller und der Markthalle Wüstefeld, in Groß Schneen im Rewe-Markt und bei der Bäckerei Könnecke, sowie in Friedland bei Edeka zu bekommen.

Sortiment soll ausgebaut werden

Doch von Schnehen ist längst noch nicht zufrieden. Lupinen, Linsen (grün und schwarz), Senf, Buchweizen und Dinkel will sie auf dem Hofgut verstärkt anbauen. „Ich wünsche mir, dass in zehn Jahren auf etwa der Hälfte unserer Fläche Sonderkulturen wachsen. Und ich hoffe, dass die Menschen realisieren, dass eine Klimakatastrophe droht und wir gemeinsam etwas unternehmen müssen. Gesunde Nahrungsmittel mit einem geringen ökologischen Fußabdruck sind ein guter Schritt.“

Von Frank Beckenbach

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