Viereinhalb Monate nach Sturm „Friederike“

Aufräumarbeiten im Wald laufen noch bis Sommer

Neuer Revierförster in Reinhausen: Christoph Jenssen hat Harald Höhne abgelöst.

Neuer Revierförster in Reinhausen: Christoph Jenssen hat Harald Höhne abgelöst.

Reinhausen. Der Reinhäuser Wald ist als Naherholungsgebiet bei vielen Menschen beliebt: Radfahrer, Wanderer oder Kletterer sind hier auf und neben den Wegen unterwegs. Schulklassen werden durch das Gelände geführt, Studentengruppen finden im Ausbildungsforstamt ihren Forschungsgegenstand. Doch seit dem 18. Januar ist hier wie in fast allen Revieren des Forstamts nichts mehr wie vorher.

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Harald Höhne blickt sich um und weist auf einen Hang, an dem noch immer Fichtenstämme auf dem Boden liegen, umgeknickt wie Strohhalme. Im Hintergrund dröhnen die Harvester. Der 60-Jährige hat in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten dieses Landeswaldrevier bewirtschaftet, seit wenigen Tagen ist er im Ruhestand. Er geht aus gesundheitlichen Gründen, hätte gerne noch weitergemacht, sagt er. Doch jetzt muss sich sein Nachfolger Jenssen um die Aufräumarbeiten kümmern.

Schwerer Start am neuen Standort

Der hatte sich seinen Start am neuen Standort anders vorgestellt. Nach zehn Jahren in Barterode hatte sich der 37-Jährige auf die Stelle in diesem „wunderschönen Revier“ beworben, das er noch aus seinem Studium kannte. Im Dezember kam die Zusage, im Januar der Sturm, im März der Dienstbeginn. Plötzlich stand er in einem Wald, in dem gerade mal die Wege freigeschnitten waren. „Hier bin ich momentan eher Windwurfförster als Revierförster“, so Jenssen lächelnd. Die Beseitigung der Schäden nehme alle seine Zeit und Energie in Anspruch.

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30 000 Festmeter Holz liegen in Teilen bereits aufgestapelt an den Waldwegen. Hochwertigere Stämme sind in luftdichte Folie verpackt, um sie vor Schädlingen und Witterungseinflüssen zu schützen. Mit dem sogenannten Wood-Packing reagieren die Förster auf ein akutes logistisches Problem. Einerseits seien die Sägewerke jenseits ihrer Kapazitätsgrenzen, andererseits könne das Holz nicht ewig im Wald liegen bleiben, erklärt Forstamtsleiter Axel Pampe. Auch wenn die in Plastik gehüllten Holzberge auf Waldbesucher befremdlich wirken, sie erhöhen die mögliche Lagerzeit von wenigen Monaten auf bis zu zwei Jahre.

Dreifache Jahresmenge an einem Tag

Die am 18. Januar im Reinhäuser Wald gefällte Holzmenge liegt bei mehr als dem Dreifachen dessen, was normalerweise pro Jahr entnommen wird. Ein Problem auch für die Vermarktung. Denn einerseits schnellen derzeit die Aufarbeitungskosten für die Landesforsten in die Höhe, andererseits drohen die Vermarktungspreise durch das momentane Überangebot in den Keller zu sacken.

Voraussichtlich noch bis in den Spätsommer sind die Reinhäuser Förster und die beauftragte österreichische Fachfirma mit der Aufarbeitung des Windwurfs beschäftigt. Dabei liegt der Reinhäuser Wald noch nicht mal an der Spitze der vom Sturm geschädigten Reviere, sicher aber unter den Top-Ten in der Region. In Fachberg bei Northeim beispielsweise seien 80 000 Festmeter Holz gefallen, berichtet Pampe.

Mehr Kommunikation

Der Forstamtsleiter sieht neben der Aufarbeitung der Schäden und dem behutsamen Aufforsten der Flächen eine weitere wichtige Aufgabe seiner Revierförster in den Kommunikation. Wie Höhne sei auch der gebürtige Hamburger Jenssen vor Ort präsent und jederzeit ansprechbar. „Das ist nötig, da wir gerade jetzt oft auf Unverständnis stoßen.“ Passanten würden verärgert auf die intensiven Forstarbeiten reagieren. „Viele glauben, dass wir hier mutwillig Kahlschlag betreiben“, so Pampe. Doch statt sich zu informieren, würden sie lieber über die Förster aufregen.

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Höhne blickt ein bisschen wehmütig auf den Zustand seines Waldes, um den er sich lange Zeit so intensiv gekümmert hat. Er habe in seiner Laufbahn als Revierleiter – 17 Jahre in Reinhausen und zuvor 20 Jahre in Gerblingerode – schwere Stürme erlebt. Friederike hätte aber alles übertroffen, erzählt er. Der Wind habe einfach alles mitgenommen, man sei schlicht machtlos gewesen. Nicht nur exponiert stehende Fichten, auch Buchen, Lärchen und selbst massive Eichen seien einfach umgestürzt. "Einem Förster tut das schon weh", sagt er und geht.

Von Markus Scharf

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