Mozarts Zauberflöte als kindgerechtes Märchen
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Kostüm- und Kulissen-Präsentation auf der Waldbühne Bremke (v.l.): Rick Stiller, Stephan Ehrhardt, Sergej Lucenko und Silvie Stiller..
© Quelle: Markus Riese
Bremke. „Seit Oktober arbeiten wir an eigentlich allem, und wir sind tatsächlich jeden Tag mit irgendetwas beschäftigt“, fasst die Regisseurin die Arbeit zusammen, die das Team in das ehrgeizige Projekt investiert hat. Das Bühnenbild, die Kostüme, die Sounds, die Effekte – an so vieles sei zu denken. „Wir haben unser ganzes Herzblut hier reingelegt“, erzählt sie mit Stolz in der Stimme.
Erstmals kein Grimm-Märchen auf der Brüder-Grimm-Waldbühne
Stolz wirkt auch Horst Fädrich Vorsitzender des Vereins Waldbühne Bremke. „Die Zauberflöte ist hier mal etwas ganz Neues, nachdem bisher ja immer Brüder-Grimm-Märchen zu sehen waren. Wir gehen jetzt eine Etage höher – und die Zuschauer scheinen sich darauf zu freuen, denn wir haben schon mehr als 100 Karten im Vorverkauf abgesetzt“, verrät er. Auch das sei neu für die Waldbühne, denn bislang habe es TIckets nur an der Tageskasse gegeben. Nun könnten Besucher auch im Internet Karten bestellen.
„Kinder für klassische Musik begeistern“
Autor Rick Stiller erklärt die Intention des ausgewählten Stückes: „Wir wollen den Kindern Bildung mitgeben und ihnen zeigen, dass Opern nicht nur etwas für Eliten sind.“ Es gehe darum, Kinder für klassische Musik zu begeistern – deshalb seien die wichtigsten Stücke aus der Oper auch in die Inszenierung eingebunden, die eine Mischung aus Pantomime, Tanz, Musik und Illusionskunst verspricht. Man werde „Die Zauberflöte“ durchaus erkennen, trotzdem sollen auch Liebhaber viel Neues entdecken können. „Die Zauberflöte ist essenziell und gehört für mich schon in die Grundschule“, ergänzt Silvie Stiller, Ricks Mutter. Um die Oper herum sei eine neue Geschichte entstanden, die so aus der Original-Zauberflöte nicht bekannt sei. Zuständig hierfür war wiederum Rick, der im vergangenen Sommer gut vier Monate an der Umsetzung feilte. „Das war etwas mehr Zeit, als ich selbst erwartet hatte, aber es gibt hier natürlich vieles zu beachten“, erklärt er. Das Ganze solle schließlich kindgerecht bleiben; außerdem seien die örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten zu beachten. „Da gab es schon das eine oder andere Mal einen kreativen Diskurs“, sagt Rick augenzwinkernd. Silvie spricht eher von „heftigen Diskussionen“ – die aber manchmal einfach nötig seien, um ein Stück bestmöglich auf die Bühne zu bringen.
Es wird gesungen – und gerappt
„Daraus ist nun ein ganz zauberhaftes Märchen geworden, das auch ganz kleine Kinder gut verstehen können“, ist sich Silvie Stiller sicher. Schon der Prolog, der von einem Erzähler vorgetragen werde, erinnere an ein klassisches Märchen. Natürlich spiele die Musik eine große Rolle, und es werde auch live gesungen. „Wir haben zwei Sänger, die sogar Opern- und Operetten-Gesangsunterricht genommen haben“, berichtet die Regisseurin. Eine Gruppe werde ein bisschen rappen. „Aber wir verunstalten die Oper nicht“, betonen die Macher. Dennoch: „An einigen Stellen hat man die Königin der Nacht so wohl noch nie gehört“, macht Rick neugierig. Für die Produktion habe man mit dem erfahrenen Göttinger Studiobesitzer Thomas Körber zusammengearbeitet, der auch den neuen Waldbühne-Song produziert habe.
Ensemble auf 40 Darsteller und zwölf Statisten angewachsen
Das Ensemble sei gewachsen, insgesamt 40 Darsteller (20 pro Vorstellung) plus zwölf Statisten sind nun dabei. Viele neue Schauspieler habe man gewinnen können, auch durch das von der Anzeigenzeitung Blick unterstützte Casting im Göttinger "Kauf Park". Insgesamt sei auch der Aufwand größer geworden, weshalb nun zusätzlich zu den Proben unter der Woche auch an Wochenenden geübt werde.
Folgen nach Sturmtief „Friederike“
Durch den Schaden, den das Sturmtief "Friederike" im Januar angerichtet habe, sei man "etwas unter Zeitdruck geraten", beschreibt Silvie Stiller, doch dank der Unterstützung vieler Helfer sei alles wieder im Zeitplan. Nur an wenigen Stellen hakt es noch. So sei etwa die neue Soundanlage noch nicht da; alle 20 Schauspieler sollen künftig Mikrofone bekommen, damit sie von allen Plätzen aus gut verstanden werden können, auch bei Wind.
Hohe Spendenbereitschaft für die Waldbühne
Vereinsvorstand Fädrich freut sich nicht nur über die ehrenamtlichen Helfer, sondern auch über die eingegangenen Spenden nach dem Sturm. 3500 Euro seien von Bürgern gespendet worden, 2000 Euro habe die Gemeinde Gleichen zugesagt. Das Junge Theater spendete 2165 Euro, der Lions Clubs "Göttinger 7" 5100 Euro. Mit dem Geld konnten laut Fädrich einige Schäden bereits behoben werden, aber längst noch nicht alle. "Für die Reparatur des Daches vom Toilettenhäuschen haben wir Kostenvoranschläge eingeholt, die zwischen 8000 und 13000 Euro liegen", erzählt Fädrich. Immerhin sei das Haus aber noch nutzbar. Ein zerstörter Zaun müsse noch "in Handarbeit" wieder aufgebaut werden, was auch bis zu 10000 Euro kosten könnte. Trotzdem: "Viele haben daran mitgewirkt, dass die Bühne überhaupt wieder bespielbar ist. Dafür sind wir sehr dankbar."
16 Vorstellungen der „Zauberflöte“ – auch JT wieder dabei
16 Vorstellungen der „Zauberflöte“ sind zwischen dem 13. Mai und dem 23. September geplant (immer sonntags um 15 Uhr, Sommerpause während der Ferien). Zudem werde mit der „Hurkutsage“ ein weiteres Stück uraufgeführt (9., 16. und 23. Juni). Auch das Junge Theater Göttingen wird 2018 wieder einige Stücke auf der Waldbühne zeigen: „Der Kleine Prinz“ (19. Mai und 1. September), „Der Löwe, der nicht schreiben konnte“ (26. Mai), „Satisfaction“ (1. Juli und 23. September), „Barbara“ (18. August) und „Die Känguru Chroniken“ (25. August).
Weitere Infos auf www.waldbuehne-bremke.de.
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Kostüm- und Kulissen-Präsentation vor der Premiere des neuen Stückes "Die Zauberflöte" auf der Waldbühne Bremke.
© Quelle: Markus Riese
Von Markus Riese