Nach 30 Jahren in Deutschland
Gegen die gewaltsame Trennung einer Roma-Familie haben am Donnerstag in Göttingen mehr als 50 Menschen demonstriert. Die Kinder von Seljveta und Selatin I. berichteten von einer traumatisierenden Abschiebung – die Kreisverwaltung widerspricht ihrer Darstellung.
Göttingen. 30 Jahre im Landkreis Göttingen innerhalb von Stunden beendet – so lässt sich das Leben eines Ehepaars in Südniedersachsen und die abrupte Beendigung dieser Zeit durch einen nächtlichen Polizeieinsatz und eine abschließende Abschiebung nach Serbien am 30. Juni zusammenfassen. Die Eheleute Seljveta und Selatin I., Angehörige der Minderheit der Roma, seien auf diese Weise ohne Vorwarnung von ihren Kindern getrennt und ihrem Schicksal überlassen worden, so der Vorwurf des Roma Centers, des Flüchtlingsrats Niedersachsen und des AK Asyl Göttingen an die Ausländerbehörde des Landkreises Göttingen. Am Donnerstag organisierte das Bündnis eine Kundgebung vor der Ausländerbehörde des Landkreises in Göttingen – diese rechtfertigt die Abschiebung und widerspricht den Darstellungen des Bündnisses zum Hergang.
Die Geschichte von Anfang an: Seit mehr als 30 Jahren lebten Seljveta und Selatin I. im Landkreis Göttingen – mit sechs Kindern und später auch Enkelkindern, wie es vonseiten des Bündnisses heißt. Bis auf den ältesten Sohn, der als Baby mit ihnen nach Deutschland kam, seien alle Kinder in Deutschland geboren – und doch seien einige nur geduldet und müssten ständig mit ihrer eigenen Abschiebung rechnen. Für ihre Eltern war es vergangenen Monat so weit: Nach Darstellung des Bündnisses brachen um drei Uhr morgens Polizisten die Wohnungstür auf, legten den Ehepartnern Handschellen und Fußfesseln an und brachten sie zum Flughafen, wo der Flieger nach Serbien wartete.