Aktion gegen den Verkauf des Fridtjof-Nansen-Hauses
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Das Fridtjof-Nansen-Haus in der Merkelstraße soll an den Hofgrefe-Verlag verkauft werden.
© Quelle: Hinzmann
Göttingen. Nach ihrer Besetzung des zum Fridtjof-Nansen-Haus gehörenden, ehemaligen Goethe-Institut-Wohnheims im Mai wollen Mitglieder der Initiative Our House Nansen 1 nun eine weitere Aktion gegen den Verkauf des öffentlichen Gebäudes starten. Am Donnerstag, 14. Juni, wollen sie deshalb mit "vielen anderen solidarischen Menschen" ab 18 Uhr vom Neuen Rathaus zum Fridtjof-Nansen-Weg ziehen, wie die Initiative mitteilt.
Rat der Stadt Göttingen stimmt am 15. Juni über Verkauf ab
Besondere Relevanz hat diese Demonstration, weil am Tag darauf, Freitag, 15. Juni, der Rat der Stadt Göttingen abschließend in einer nicht-öffentlichen Sitzung über den Verkauf des denkmalgeschützten Fridtjof-Nansen-Hauses abstimmen wird. Bereits vergangene Woche hatte der Bauausschuss den Beschluss getroffen, dass der Gebäudekomplex an der Merkelstraße an den Göttinger Hofgrefe-Verlag verkauft werden soll. Der potenzielle Käufer möchte den Gebäudekomplex hauptsächlich für den Verlag sowie in Teilen für "halb-öffentliche" Veranstaltungen nutzen.
Die Privatisierung des öffentlichen Eigentums möchte die Initiative Our House Nansen 1, der es eigenen Angaben zufolge nicht nur um den Verkauf dieses einzelnen Gebäudes, sondern um einen „grundsätzlichen Wandel in der Göttinger Wohnungs- und Geflüchtetenpolitik“ geht, nicht hinnehmen. Sie setzten sich bereits während der Besetzung dafür ein, dass im Fridtjof-Nansen-Haus sozialer Wohnraum, speziell für Geflüchtete, geschaffen wird. Mit ihren Aktionen protestieren sie auch gegen die Lebensumstände von Flüchtlingen in einer städtischen Sammelunterkunft im Gewerbegebiet Siekanger – und fordern die Stadt auf, diese zu schließen und die Flüchtlinge im Fridtjof-Nansen-Haus unterzubringen. So sollte diesen „endlich die Möglichkeit zu menschenwürdigem Wohnen“ geboten werden.
Forderung: Flüchtlinge im Nansen-Haus unterbringen
Mit der polizeilichen Räumung nach der Besetzung sei der Konflikt nicht zu Ende, teilt die Initiative mit. "Unser Ziel bleibt es, den unsozialen Plänen der Stadt einen Riegel vorzuschieben", heißt es weiter in der Ankündigung der Aktion am Donnerstag. Sie forderten die Abkehr von einer Politik, die in der Frage der Wohnraumversorgung auf Privatisierungen und Marktsteuerung setze. So bezeichnen die ehemaligen Besetzer die Versorgung mit sozialem Wohnraum als eine kommunale Kernaufgabe die von der Göttinger Stadtverwaltung ernstgenommen werden müsse.
"Die Stadt muss endlich damit beginnen, selbst ausreichende Wohnungsbestände im kommunalen Besitz aufzubauen, statt öffentliche Infrastruktur durch Privatisierungen zu zerschlagen", lautet die Forderung der Initiative. In ihrer Kritik am Verkauf des Fridtjof-Nansen-Hauses weisen die ehemaligen Besetzer auch darauf hin, dass die Stadt den Gebäudekomplex zu einem Preis "verscherbeln" wolle, "der 1,5 Millionen unter dem zuvor von der Stadt ausgeschrieben Mindestbetrag liegt". Nach Tageblatt-Informationen soll der Kaufpreis bei rund 4,7 Millionen Euro liegen und damit tatsächlich 1,5 Millionen Euro unter der jüngsten Kaufpreisvorstellung der Stadtverwaltung von 6,2 Millionen Euro.
Von Hannah Scheiwe