„Keiner soll einsam sein“

Alleinerziehend, vier Kinder – und dann kam Corona

Die alleinerziehende Mutter möchte anonym bleiben. Daher nutzen wir hier ein Symbolbild.

Die alleinerziehende Mutter möchte anonym bleiben. Daher nutzen wir hier ein Symbolbild.

Landkreis. Da saßen sie nun in der Wohnung. Frisch umgezogen, keine Kontakte in der Nachbarschaft, kein Lösungsweg in Sicht. Eine alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, alle positiv auf das Coronavirus getestet und vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Der Kühlschrank war leer, die Spezialnahrung für das allerkleinste Kind reichte noch bis zum nächsten Morgen. Herkömmliches Milchpulver verträgt das Einjährige nicht.

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"Frau Schütz hat dann jemanden gefunden, der für uns einkaufen war", sagt Marion Kästner (Name geändert). Auch die Spezialnahrung brachte er mit. "Das war eine große Erleichterung." Die nächste folgte als Brief von der Caritas. "Darin stand, dass ich Restgelder aus der Aktion ,Keiner soll einsam sein' bekommen könnte", sagt sie und die Rührung ist ihr anzumerken. "Ich kann dadurch Weihnachtsgeschenke für die Kinder kaufen." Daran hatte Kästner nicht mehr geglaubt. "Ich versuche immer, etwas beiseite zu legen, aber je größer die Kinder werden, desto größer werden auch ihre Wünsche", sagt sie.

Sozialarbeiterin gibt KSES-Spenden weiter

„Keiner soll einsam sein“ (KSES) steht für Einzelfallhilfen um die Weihnachtszeit. Menschen in schwierigen Lebenssituationen, die sich kaum etwas leisten können, werden durch Spenden unterstützt. Das Tageblatt gibt die Spenden direkt weiter – beispielsweise an die Caritas Südniedersachsen, deren Mitarbeiter genau wissen, welche Klienten Unterstützung brauchen. Hildegard Schütz kannte Kästner aus der Schwangerenberatung der Caritas und sorgte dafür, dass sie Restgelder aus dem KSES-Topf erhielt.

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„Ich bin alleinerziehend mit vier Kindern“, sagt Kästner. Sie bezieht Sozialleistungen vom Jobcenter, die solche Dinge wie Spezialnahrung nicht decken. „Da kann man einen Mehrbedarf beantragen, aber man bekommt leider nicht den Betrag, den man wirklich braucht“, sagt sie. Schütz habe ihr viel erklärt, bei Anträgen geholfen und den Kontakt zu unterstützenden Maßnahmen geholfen. Denn Kästner kann so kurz nach der vierten Schwangerschaft noch nicht wieder arbeiten.

„Ich war körperlich am Ende“

Als das kleinste Kind noch nicht auf der Welt war, habe sie im Schichtdienst gearbeitet. „Da bin ich teilweise um 3 Uhr nachts nach Hause gekommen und um halb 7 wieder aufgestanden, um die Kinder für Schule und Kita fertig zu machen“, erzählt Kästner. „Ich war körperlich am Ende, ich hatte keine Energie mehr, mit meinen Kindern etwas Schönes zu machen.“

Mit Geburt des jüngsten Kindes wurde es unmöglich, alles unter einen Hut zu bringen, ohne unterstützende Väter oder andere Hilfe von außen. Kästners Eltern helfen ab und zu, die Oma eines der Kinder auch. Aber die war ebenfalls erkrankt, als Corona Kästners Familie heimsuchte.

Isolation reißt Loch in die Tasche

Die Zeit in Isolation reißt ein weiteres Loch in ihre Tasche. „Das Mittagessen bekommen die Kinder sonst in der Schule, der Kita und der Krippe. Jetzt muss ich nicht nur für Frühstück, Snack und Abendbrot sorgen, sondern auch für das.“ Die Abhängigkeit vom Jobcenter ist das eine, das andere Problem sind Schulden aus vergangenen Beziehungen, „für die ich zum Teil nicht mal etwas kann“, sagt Kästner.

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Für die Kinder tut Kästner aber alles, und träumt schon von einem Ausflug auf den Spielplatz – und auf ein besinnliches Weihnachtsfest im kleinen Rahmen. Das könnte klappen, sobald alle freigestestet sind. Symptome der Corona-Infektion habe nur das kleinste Kind gezeigt, das auch seit Geburt unter einer Atemwegserkrankung leidet. „Ich hatte Angst, dass die Atemnot kommt, aber das Kind hat es sehr gut weggesteckt“, sagt Kästner erleichtert.

Weihnachtsaktionen in Schule und Kita verpasst

Die Geschenke kaufen konnte Kästner bisher noch nicht, aber aus der Quarantäne heraus habe sie das meiste schon organisiert. „Ich kann mich bald freitesten, meine Symptome sind weg und ich bin guter Dinge“, sagt sie. Sobald sie könne, werde sie die zurückgelegten Sachen in den Läden abholen. Ein Lichtblick nach der Entbehrung: „Es ist Adventszeit und meine Kinder verpassen gerade die ganzen Weihnachtsaktionen in der Schule und im Kindergarten“, sagt Kästner traurig.

Wenn auch das Kleinste in der Krippe ist, will Kästner „wieder richtig durchstarten“ mit einem Job und damit der Unabhängigkeit. Bis dahin ist sie aber für jede Hilfe dankbar. „Die Aktion KSES ist so toll, ich konnte es erst gar nicht glauben“, sagt sie.

Spenden für Einzelfälle wie diesen werden weiterhin angenommen:

Spenden an „Keiner soll einsam sein“ sind möglich an folgende Kontonummern:

Sparkasse Göttingen: DE 78 2605 0001 0000 0004 22

Sparkasse Duderstadt: DE 94 2605 1260 0000 7711 88

Volksbank KasselGöttingen:DE72 5209 0000 0043 0425 05

Volksbank Mitte: DE72 5226 0385 0005 0535 44

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Von Lea Lang

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